Hatte der erste Monat im neuen Jahr und der Einführung der Trump Präsidentschaft Auswirkungen auf die doch sehr politisch geprägte Late-Night-Landschaft? Wir forschen nach.
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Besonders interessant gestaltete sich die Late Night-Woche, in der der neue US-Präsident vereidigt wurde. Fallon musste einen durchaus bemerkenswerten, quotentechnischen Tiefschlag einstecken, denn im Gegensatz zur Vorwoche schalteten nur 730.000 Zuschauer unter den 18- bis 49-Jährigen sein Programm ein. Mit einem Marktanteil von vier Prozent steht er damit immer noch an der Spitze, aber fiel damit stark unter den Saisonschnitt. Zumindest bei den Gesamtzuschauerzahlen war ihm Stephen Colbert dieses Mal dicht auf den Fersen: Während Fallon hier durchschnittlich 2,85 Millionen Zuschauer erreichte, konnte Colbert mit durchschnittlich 2,84 Millionen Zusehern dicht aufschließen. Trotzdem blieb Colbert in der werberelevanten Zielgruppe mit einem Marktanteil von drei Prozent und 520.000 Zuschauern an zweiter Stelle zur 23 Uhr-Sendezeit. Am 20. November, also am eigentlichen Tag der Amtseinführung, wurde Colbert dem generell stärkeren Fallon zumindest bei den Gesamtzuschauerzahlen gefährlich und konnte ihn sogar überholen. Auch wenn er in der werberelevanten Zielgruppe weiter hinten lag, erreichte der bebrillte David Letterman-Nachfolger hier mit 630.000 Zuschauern Werte, die er schon seit dem 20. Oktober 2016 nicht mehr hatte.
Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Trend fortsetzen wird. Deutlich scheint zu sein, dass Colbert durch die neue Administration einen nicht unwesentlichen Zuschauer-Boom erhalten hat. Etwas schlechter sah es für den Kollegen und zukünftigen Oscar-Moderator Jimmy Kimmel in dieser historischen Woche aus: 2,26 Millionen Zuschauer wollten seinen Schabernack insgesamt sehen und nur 500.000 der 18 bis 49-Jährigen. Einbußen zeigten sich auch bei Seth Meyers in der Inauguration-Woche, denn er verlor mit 390.000 Zuschauern sowohl in der relevanten Zielgruppe als auch mit 1,41 Millionen bei den Gesamtzuschauern. Vielleicht hatten die amerikanischen Zuschauer ab 00.30 Uhr einfach keine Lust mehr auf politische Ränkespiele, denn James Corden konnte zumindest mit seiner «Late Late Show» 290.000 Zuschauer der 18- bis 49-Jährigen abholen, und damit etwas mehr als noch in der Vorwoche zum lachen bringen. Mit 1,3 Millionen Zusehern insgesamt lag er allerdings noch weit hinter Seth Meyers zurück.
Etwas besser, aber immer noch nicht großartig erging es Conan O’Brien, der in dieser großen politischen Woche insgesamt immerhin 600.000 Zuschauer für sich begeistern konnte. Sogar bei den 18- bis 49-Jährigen mit 260.000 Zuschauern holte er ein wenig auf. Trevor Noah hielt sich auch in diesem wichtigen Zeitraum wacker, kam aber nicht über 290.000 Zuseher bei den 18- bis 49-Jährigen hinaus. Immerhin legte er beim restlichen Publikum zu und holte insgesamt 880.000 Zuschauer vor die Flimmerkiste.
Voll frontal auf die Gewinnerinnen-Straße
Auf dem von Männern dominierten Late Night-Markt ging es also drunter und drüber. Auch wenn sich Jimmy Fallon immer wieder behaupten konnte, wird es vielleicht nicht immer so einfach für ihn bleiben. Denn der neue Präsident möchte die Welt anscheinend nicht zur Ruhe kommen lassen, wie bereits seine erste Amtswoche zeigte. Die politischen Ansätze eines Colberts und eines Meyers könnten genau das sein, wonach es dem amerikanischen Fernsehpublikum verlangt. Wie sieht es aber mit der einzigen Frau aus, die sich vornehmlich die politischen Machenschaften in Washington D.C. vorknüpft?
Samantha Bee ist so etwas wie die heimliche Gewinnerin in diesem noch jungen Jahr. Nicht nur kommentiert sie das politische Geschehen aus einer scharfzüngigen, brillanten und konsequent weiblichen Perspektive, auch bei den Zuschauerzahlen konnte sie zumindest bisher im Vergleich zum Vorjahr massiv mit ihrem wöchentlichen Format «Full Frontal with Samantha Bee» zulegen: Bei der Staffel-Premiere sahen ihr 1,38 Millionen Zuschauer zu. Schon bei der zweiten Episode fiel der Wert jedoch auf 1,32 Millionen. Das konnte sie allerdings locker wieder mit ihrer dritten Episode aufholen, in der sie Trumps Amtseinführung auseinander pflückte und damit 1,5 Millionen Zuschauer bespaßte. Besonders spannend wird also Bees Entwicklung auf dem amerikanischen Fernsehmarkt sein. TBS hat jedenfalls bisher gut daran getan, ihr eine zweite Staffel zu ermöglichen.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
03.02.2017 10:34 Uhr 1
Etwas albern finde ich die vom Autor gewählten Umschreibungen "der schwergewichtige Brite", "der rothaarige Entertainer", "der bebrillte David-Letterman-Nachfolger". Könnte man da nicht einfach die Namen der Leute nennen? Haarfarbe, Sehstärke und Konfektionsgrösse eines Moderators sind doch sicher nicht das ausschlaggebende Kriterium für seine Zuschauerzahlen. Seine politische Haltung aber unter Umständen schon.
Und Witze über Regierungen zu machen ist im Late-Night-Geschäft übrigens "Gang und Gäbe", nicht "Gebe".