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«24» und kein Ende - warum die einst stilbildende Serie sich selbst wegrationalisiert hat

Zu Beginn war «24» eine der innovativsten Serien am Markt, als die Serie endete jedoch schon lange nicht mehr. Vor drei Jahren folgte ein halbgarer Aufguss. Und jetzt? Wird man trotz neuem Helden alte Fehler wiederholen? Und welche waren das überhaupt? Eine Analyse.

Facts

  • Laufzeit: 2001-2010, 2014, 2017
  • Episoden: bisher 204 in 9 Staffeln & 1 Fernsehfilm "Redemption"
  • Ideen: Joel Surnow & Robert Cochran
  • Musik: Sean Callery
  • Darsteller: Kiefer Sutherland, Dennis Haysbert, Elisha Cuthbert, Carlos Bernard, Mary Lynn Rajskub u. a.
Diese Serie schlug ein wie eine Bombe. Eine Staffel, die in 24 Episoden die Geschichte eines kompletten Tages in Echtzeit (minus Werbepausen) erzählt, ein Hauptdarsteller abseits von Gut und Böse und ständig auf einem emotionalen Ritt durch ein Meer aus Rasierklingen, Terroristen, Attentäter, Freunde oder Feinde – und im Nacken immer diese verdammte, tickende Uhr.

Es war die Zeit, als man begann, freiwillig die Nacht zum Tag zu machen, um bloß noch eine weitere Episode sehen zu können. Und noch eine. «24» war die Verkörperung von Seriensucht. Der Inbegriff von Spannung und dabei patriotisch wie kaum eine andere US-Serie. Das konnte dem weltweiten Erfolg jedoch nichts anhaben.

Als Teri Bauer in den letzten Sekunden der ersten Staffel wie aus dem Nichts verstarb und Jack Bauer alleine, erschöpft und emotional zerstört zurückblieb, entließ die Serie zum ersten Mal weltweit geschockte Zuschauer in den Abspann. Ein Phänomen war geboren.

Die Revolution der tickenden Uhr


Und diese tickende Uhr war tatsächlich mehr als nur ein Gimmick - sie wurde vielmehr zu einem vollwertigen Charakter der Serie und prägte ihren Stil entscheidend mit. Immer wenn es spannend wurde, wechselte die Serie in ihren ebenfalls berüchtigten Splitscreen-Modus, zeigte die verschiedenen Brandherde und entließ die Zuschauer gespannt in die Werbeunterbrechung. Tick, tack, tick, tack. Auf die gleiche Weise ging es kurz darauf weiter. Tick, tack. Wo waren wir? Wer macht was? Selten war eine Inszenierung dichter, ein Storyteppich verwobener und eine Atmosphäre greifbarer gewesen.

Dass man in dieser Causa auch schon zu Beginn Grund genug hatte, das Echtzeitkonzept zu kritisieren, bleibt dabei natürlich nicht unerwähnt. Wegstrecken wurden gerne viel zu schnell zurückgelegt, Charakterinteraktionen im Hintergrund dauerten unnatürlich lange oder ein Status Quo änderte sich erst, wenn die Story akut davon Gebrauch machen wollte. Geschenkt. Die Uhr, der Split-Screen, die treibende Musik, die Charaktere am Limit - all das machte «24» so besonders und hob die Serie heraus aus dem Einheitsbrei vergleichbarer Szenarien. Tick, tack.

Ein Star zwischen Kumpeltyp und Galgenvogel


Doch hatte die Serie noch ein zweites Ass im Ärmel. Jack Bauer alias Kiefer Sutherland wurde zum Aushängeschild der Serie. Ein Mann, mit dem man zwar ein Bier trinken, aber dem man nicht im Dunkeln begegnen wollen würde. Sutherlands Bauer war zunächst getrieben gewesen von der Suche nach Frau und Tochter. Ohne Rücksicht auf Verluste und unter Missachtung sämtlicher Regeln preschte er dabei quer durch die Episoden, immer nur das eine Ziel vor Augen. Getrieben von purem, fast schon animalischem Überlebenswillen.

Mit dem Tod seiner Frau wurde er jedoch zum gebrochenen Mann und konnte diesen Makel in den Folgejahren nie mehr abschütten. Bauer war nie anerkannt gewesen, musste immer kämpfen, sich beweisen, sich hochdienen, gegen alle Widerstände doch das Unmögliche möglich machen. Kiefer Sutherland begleitete diesen steinigen Weg mit einem Spiel am Rande des Wahnsinns. Das funktionierte lange gut, verkam in späteren Staffeln aber fast zu einer Karikatur mit den immer gleichen mimischen Kniffen und Mustern. Im Kern jedoch ist Jack Bauer einer der spannendsten, vielfältigsten und mitreißendsten Charaktere der TV-Geschichte.

Der schleichende Niedergang


So gut das alles in den ersten Jahren funktioniert hatte, so suchtfördernd die Staffeln gewesen waren und so drastisch man mit allen Charakteren umgegangen war, nutzte sich dieses Vollgastempo zunehmend ab. Wie jede vergleichbare und langlebige Reihe tappte man in die Falle, eine immer größere Bedrohung, einen immer extremeren Charaktertod, eine immer globalere Verschwörung und einen immer unbesiegbareren Antagonisten finden zu müssen. So lange, bis das wilde Treiben zunehmend an Glaubwürdigkeit und Effekt verloren hatte.

Auch verfielen die Autoren immer wieder in die gleichen Strickmuster: Maulwurf in der CTU, Bauer weiß als einziger Bescheid aber niemand glaubt ihm, ein einzelner Verbündeter (meist Chloe) steht ihm bei, Bauers Tochter Kim wird entführt oder gerät anderweitig und unmotiviert in Gefahr, Gefangenschaft und Folter – Redundanz wurde zum Markenzeichen der Serie.

Die ursprüngliche Laufzeit (2001-2010) teilt sich demnach in fünf starke Jahre mit Abnutzungserscheinungen und drei selbstbewusst-selbstverliebte Nachschläge auf. «24: Live another Day» war dann noch die zusammengeschrumpfte Essenz des Niedergangs. Nett, unterhaltsam, aber irgendwie aus der Zeit gefallen. Der Zeitgeist hatte «24» eingeholt und überholt.

So bleiben in der Erinnerung der Fans die Zeiten rund um das geplante Attentat auf Präsidentschaftskandidat Palmer (grandios: Dennis Haysbert) bis hin zu dessen Ermordung der emotionale Peak. Hier griff auch das Echtzeitkonzept am besten (wenn die Logiklöcher auch ganze Enzyklopädien füllen würden).

Danach strampelte man sich mehr ab, als dass man mit Leichtigkeit zu Highlights gelangte. Am Ende war Bauer und auch Sutherland nur noch ein Schatten seiner selbst und weit von der Präsenz und der überbordenden Energie der ersten Jahre entfernt. Und auch die Serie hatte sich sukzessive selbst die Lebensenergie ausgesogen. Konnte man sich acht Jahre lang mal besser, mal schlechter auf 24 Episoden kämpfen, reichte es schon bei «24: Live another Day» nicht einmal mehr dafür, zwölf Episoden mit adäquater Handlung zu füllen. Dass man die Serie (deren Titel ja mal Programm gewesen war) jedoch nicht konsequent umbenannte, sondern lieber einen Zeitsprung von zwölf Stunden einbaute, kann man clever finden – es ist aber irgendwie, als hätten die letzten Staffeln von «Star Trek: The Next Generation» im Schwarzwald gespielt. Oder «Der Bergdoktor» in Shanghai.

Dass die neue Serie nun exakt den gleichen Weg beschreitet und wieder auf die Hälfte an Episoden verkürzt, mag großer Angst seitens der Senderverantwortlichen geschuldet sein - macht aber eher Sorge. Das Echtzeitkonzept – so wenig es im Einzelfall überhaupt je durchführbar oder logisch war – weiterhin derart auszuhebeln, ist dabei aber die eigentliche Schande.

Bleibt noch die Frage, ob Corey Hawkins den legendären Kiefer Sutherland wird beerben können. Oder ist das vielleicht gar nicht der Punkt? Sicher - Sutherlands Bauer hat das Format geprägt. Doch ob er unersetzbar ist, wird erst der Versuch zeigen. Nötig war ein Cut nach der letzten Staffel ohnehin - liefern müssen nun eben andere. Und die Welt retten - aber das kennen wir ja schon.

Fazit


«24: Legacy» wird sich arg strecken müssen, um aus den Dauerklischees der Reihe ausbrechen zu können. Da ein nahezu unverändertes Produktionsteam dabei keine große Hilfe ist, sollte Anlass zu Sorge bestehen. Letztlich kann die Serie aber ohnehin kaum gewinnen: Macht man weiter wie bisher, tappt man zwangsläufig in die alten Fallen. Stellt man alles auf den Kopf, verliert man unter Umständen die noch vorhandenen Fans, die trotz Bauer-Abwesenheit zunächst einschalten.

Nur im Idealfall hat man die Fehler der Vergangenheit erkannt und mit offenem Visier an den vielen Stellschrauben gedreht. Klar ist: Mehr vom alten «24» braucht heute leider niemand mehr. Die Zeiten wandeln sich und wer sechzehn Jahre in Sachen Inhalt und Stil im Dämmerschlaf verbringt, hat seine Daseinsberechtigung irgendwann schlicht verloren. Egal wie stilbildend das Ganze damals einmal war. Was bleibt uns also? Hoffen wir das Beste - und auf eine Rückkehr echter Hochspannung.
Wie sieht es mit der Vorfreude auf einen Nachschlag zu 24 aus?
Immer her damit - mehr 24 geht immer!
31,0%
Ich gebe der Serie eine Chance
31,3%
Ich habe schon lange das Interesse verloren
11,5%
Ohne Jack Bauer gibt es für mich kein 24!
19,5%
Ich habe die Serie nie gesehen
6,7%

«24-Legacy» startet in den USA am 5. Februar 2017. In Deutschland bringt uns Sky die Episoden mit einer Woche Verspätung ins TV. Sowohl in der deutschen Synchronfassung als auch im englischen Original geht es ab 13. Februar immer montags um 22.20 Uhr exklusiv auf Sky 1 los. Zudem ist die Serie über Sky Go, Sky On Demand und Sky Ticket abrufbar.
05.02.2017 10:44 Uhr Kurz-URL: qmde.de/90950
Björn Sülter

super
schade

77 %
23 %

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Tags

24 24-Legacy 24: Legacy 24: Live another Day Der Bergdoktor Legacy Live another Day Star Trek Star Trek: The Next Generation The Next Generation

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Es gibt 6 Kommentare zum Artikel
björn.sü
05.02.2017 21:29 Uhr 4
@Sentine2003:

Ich bin immer verwundert, wie wenig du die Artikel wirklich verstehst, die du so harsch kritisierst. "Jedem seine Meinung" sollte aber das Mindeste sein.
Sentinel2003
06.02.2017 10:34 Uhr 5
@Herr Björn: und ich kann deine negativen Kritiken nicht nachvollziehen? :?: Darf man jetzt keinen Kriktiker mehr kritisieren, oder was??



Natürlich habe ich diese Kritik gelesen, und zwar JEDEN Satz!!



Aha, ich verstehe also deine Kritiken null, und garnicht, sehr interessant, dann sollte ich demnächstt deine Kritiken nicht mehr lesen!!



Dann solltest du dich mal selbst fragen, ob deine Kritiken vielleicht unverständlich sind!



Schon alleine diese "Überschrift" ist eine absolute Frechheit!!
björn.sü
07.02.2017 19:32 Uhr 6
@sentinel2003:



Du darfst meine Kritiken gerne kritisieren, allerdings wirkt es bei dir eher, als würdest du gleich einen Tobsuchtsanfall bekommen. Und warum? Weil ich eine andere Meinung habe als du? Darf ich das denn nicht? Ich dachte, jeder darf seine eigene haben. Von daher empfehle ich einen Beruhigungstee.
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