Seit über zehn Jahren arbeitet Christoph Fetzer als Fernsehkommentator. Zur Zeit ist er bei Sport1, Telekom Eishockey oder DAZN zu hören. Er macht unter anderem Eishockey und Fußball. Mit ihm haben wir über Arbeitsbelastung, Stadionatmosphäre und internationalen Fußball gesprochen. Und über den TEV Miesbach.
Mal vorgestellt*
- Wunsch-Position: Immer Verteidiger, sowohl im Fußball als auch im Eishockey. Ich habe das Spiel einfach gerne vor mir.
- Wunsch-Rückennummer: Die 6.
- Wunsch-Verein: Natürlich der TEV Miesbach, der in meinen Wünschen natürlich auch genug Geld hätte, um mich als Profi prima zu bezahlen. Oder aber die Toronto Maple Leafs.
- Wunsch-Trainer: Markus Wieland, zur Zeit auch in Miesbach tätig. Mit ihm haben die Spieler immer viel Spaß.
*Was Christoph Fetzer antworten würde, wäre er ein begehrter Eishockey-Crack
Ein Miesbacher erobert die Welt. Miesbach, 11.000 Einwohner und somit die kleinste Kreisstadt Oberbayerns. Und Heimat-Landkreis eines jungen und aufstrebenden Sportjournalisten, der sein Herz ganz früh an den Eissport verloren hat. Wie soll es auch anders sein, als Kind dieser Stadt. Der TEV Miesbach, früher Zweitligist, inzwischen in der Bayernliga beheimatet und Heimatclub von bekannten Eishockey-Namen wie Jürgen Rumrich oder Florian Busch, hatte es Christoph Fetzer schon zu Teenager-Zeiten angetan. Die Verbindungen zu seinem TEV sind nicht abgerissen, auch wenn der Sportjournalist inzwischen einige Ligen weiter oben aktiv ist. Seit dieser Saison arbeitet Fetzer regelmäßig für die thinXpool TV GmbH, die das Programm Telekom Eishockey, was ihn Wochenende für Wochenende vor allem in die süddeutschen Eishallen führt. Für die DEL ist diese Form der medialen Begleitung durchaus Neuland. Bis zur Saison 15/16 wurden jeweils nur ausgewählte Top-Spiele in die heimischen Wohnzimmer übertragen, erst die Telekom lässt nun jedes einzelne Duell produzieren.
„Spieler, Trainer und Verantwortliche arbeiten sehr kooperativ mit uns zusammen“, berichtet Fetzer, der für die Telekom in der Regel sowohl Kommentator als auch Moderator und Interviewer ist. „Die Spieler machen alles mit. Wenn ein Akteur mal ein bisschen warten muss, ehe das Interview stattfinden kann, fallen keine bösen Worte“, lobt er. Auch ausführliche Interviews eineinhalb Stunden vor Spielbeginn seien möglich – Dinge, die im Fußball vermutlich undenkbar wären. Der Fußball ist derweil die zweite Leidenschaft von Christoph Fetzer. Fans des runden Leders hören seine Stimme sowohl bei Sport1.FM im Radio oder beim Streaming-Dienst DAZN. Dort hat es ihm vor allem die spanische La Liga angetan. „Ich mag den Spielstil der Spanier“, berichtet er. Schon seit Jahren verfolgt er die Liga intensiv, vor seiner Zeit bei DAZN war er auch schon für Laola1.TV tätig.
Und er mag es auch, über Spieler zu sprechen, die sonst nicht ganz so sehr im Rampenlicht stehen. Was solle man seinen Zuschauern über Cristiano Ronaldo noch Neues berichten, fragt Fetzer. Das Gegenteil sei bei einigen Akteuren aus dem unteren Tabellendrittel Spaniens möglich. Das bedeute für ihn zwar mehr Recherche im Vorfeld, allerdings ließen sich über Google und Co zu inzwischen fast jedem Spieler spannende Details herausfiltern. Oder zu ihren Vereinen – oder zu den Trikots. Als Fetzer kürzlich für DAZN den Auftritt des spanischen Drittligisten CD Guijuelo gegen Atletico Madrid begleitete, entschied er sich, ausführlicher über die Schinkenproduktion in Guijuelo zu sprechen. Der Verein wirbt für diese mit einem Trikot-Design, das viele Schinken-Stücke darstellt.
Der spanische Fußball – er sei ein anderer als der, der auf der Insel gespielt wird. Ohne Frage, sagt Fetzer, hätte die englische Premier League, die er für DAZN ebenfalls hin und wieder begleitet, gehalten, was sie verspricht. „Es ist entsprechend Kohle vorhanden, sodass die Kader aufgerüstet werden konnten. Die Premier League ist sehr intensiv. Aber in Teilen auch etwas wild“, beschreibt Fetzer. Taktische Dinge würden mitunter vernachlässigt, Mannschaften hätten wegen stetiger Transfers auch nicht die Chance, sich allzu sehr einzuspielen. Fetzer nennt das als einen der Gründe, weshalb englische Teams auf ganz oberem internationalen Level zuletzt regelmäßig den Kürzeren zogen. „Deutsche und spanische Vereine sind da einfach noch eine Klasse besser, auch weil sie eingespielter sind“, meint Fetzer.
Dass er die Fußballspiele vor mehreren Monitoren kommentiert und nicht von vor Ort, sei durchaus eine Herausforderung. Logistisch sei das aber gar nicht anders möglich. Fetzer kommt an einem durchschnittlichen Wochenende nämlich auf gleich mehrere Einsätze – auch quer durch seine Sportarten. Man müsse durchaus aufpassen, nicht zu viel zu machen, bestätigt er. Eine klar gesetzte Grenze will er aber nicht nennen. „Ich würde aber schon sagen, dass ich momentan am Maximum bin“, sagt er. Denn: Jedes Spiel soll anständig vorbereitet sein. Fetzer greift dabei immer wieder auf schon existierende Unterlagen zurück, die dann immer wieder geupdatet werden. „In der DEL habe ich jetzt auch alle 14 Vereine gesehen. Zuletzt kam noch Köln dazu, die ich in dieser Saison noch nicht hatte.“ Das würde die Recherchearbeit vor Spielen nun etwas vereinfachen, berichtet er. Immer wieder aber komme es vor, dass er bei seiner Vorbereitung vom Zehntel zum Hundertstel kommt – sich regelrecht vergräbt in den Bergen von Informationen. Gleichzeitig bewundert er auch alle Sportfans, die sich ein ähnliches Wissen abseits ihres Hauptjobs aufbauen. „Es ist erstaunlich, mit welcher Akribie mancher 40-Stunden-Arbeiter seinen Lieblingssport verfolgen kann“, sagt Fetzer.
Gerade im Eishockey sei es schon ein großer Vorteil, Spiele direkt im Stadion zu verfolgen. „Ich mag die Atmosphäre vor Ort. Gerade im Eishockey bekommt man auch viel mehr mit, weil einige Dinge einfach auch abseits dessen passieren, was die Kameras einfangen.“ Zudem schätze er den guten und direkten Draht zu den DEL-Akteuren direkt vor Ort. Die Liga sieht Fetzer auf einem guten Weg – wenn man bedenke, dass man sich gegen Fußball natürlich kaum durchsetzen könne. Aber: „Der Sport ist schnell, hart, technisch anspruchsvoll, die DEL verfügt über genügend echte Typen“ – die richtigen Voraussetzungen also seien geschaffen.
Dazu gehört natürlich auch eine entsprechende mediale Vermarktung. Ein Kommentator sollte bei einem Spiel nie im Mittelpunkt stehen, meint Fetzer. Er selbst sei niemand, der ein Spiel gezielt einschalte, um eine bestimmte Stimme zu hören. „Aber wenn ich lese, dass ein Eishockey-Spiel vom Duo Schwele/Goldmann begleitet wird, dann weiß ich, dass ich nicht nur gut informiert, sondern auch prima unterhalten werde“, findet Fetzer dennoch Lob für seine Kollegen. Die beiden stünden für den Spaß, den eine Sportart auch vermitteln sollte.
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