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Die Kritiker: «Ein Kommissar kehrt zurück»

Ein Katz-und-Maus-Spiel und die Frage nach Schuld, Vorverurteilung und Unschuld beschäftigen den Fernsehkrimi der Woche.

Cast & Crew «Ein Kommissar kehrt zurück»

  • Regie: Matti Geschonneck
  • Besetzung: Uwe Kockisch, Sylvester Groth, Sophie von Kessel, Ulrike C. Tscharre, Oliver Stokowski, Jenny Schily, Barbara Schnitzler, Bernd Stegemann
  • Buch: Magnus Vattrodt
  • Schnitt: Eva Schnare
  • Kamera: Theo Bierkens
  • Szenenbild: Zazie Knepper
  • Redakteur: Reinhold Elschot, Stefanie von Heydwolff
Das Katz-und-Maus-Spiel ist fast schon so alt wie der Krimi selbst. Sherlock Holmes hatte seinen Professor Moriarty. "The World's Greatest Detective" Batman hat den Joker und der rundohrige Comicschnüffler wahlweise Kater Karlo oder das Schwarze Phantom. Was solche Kontrahentenpaare gemeinsam haben: Sie sind meistens einerseits die perfekten Gegenstücke zueinander, aber sich letztendlich ähnlicher als sie es gern möchten. Eine Beziehung, die sich auch im Fernsehfilm der Woche «Ein Kommissar kehrt zurück» andeutet.

Zeremoniell entleert Hauptkommissar Kovak (Uwe Kockisch) seine Waffe, führt dann mit einer seiner Kolleginnen ein Gespräch über seine zukünftigen Rentnerpläne. Denn ja, Kommissar Kovak geht in den Ruhestand und das wird gebührlich unspektakulär abgehandelt. Denn hat er noch weitere, dringendere Pläne und lässt auch seine Spürnase nicht einrosten. Kovak kehrt in ein kleines Dorf in Greifswald zurück, wo vor ziemlich genau 20 Jahren ein grausames Verbrechen stattgefunden hat: Die zehnjährige Anna-Lena wurde brutal ermordet und der Täter nie gefasst.

Einen Verdächtigen gab es zwar, aber dieser konnte wegen der schwachen Indizienbeweise nicht festgesetzt werden. Hierbei handelt es sich um den renommierten Physik-Professor Michael Adam (Sylvester Groth), der an der Universität Greifswald unterrichtet. Kovak unterbricht dessen gemütlichen Alltag zunächst in der Physikvorlesung. Später schleicht sich der ehemalige Kommissar in jeden Aspekt des Professorenlebens ein. Er taucht in der Praxis von Adams Lebensgefährtin Luisa (Ulrike C. Tscharre) auf, die schnell Vertrauen zum Kommissar aufbaut, und der Schlüssel zu dem Mysterium sein könnte, welches den Mordfall umgibt.

Dabei bleibt es nicht, denn Kovak taucht auch sonst überall auf, zieht in das verfallene Nachbarhaus des Professors, begegnet dem Paar bei der Fahrradtour und erzählt den beiden die Schauergeschichte von dem vor 20 Jahren ermordeten Mädchen. Luisa zeigt sich geschockt und vermutet schnell mehr hinter dem plötzlichen Auftauchen des ehemaligen Polizei-Beamten. Es ist ein durchaus interessantes Gedankenspiel, welches Drehbuchautor Magnus Vattrodt hier verfolgt: Der Kommissar wird zum Stalker und der vermeintliche Täter zum unschuldigen (?) Gejagten. Oder ist er vielleicht doch nicht so unschuldig, wie er tut? Vattrodt und Regisseur Matti Geschonneck lassen den Zuschauer bis zum Ende im Ungewissen. Zwar verhält sich Professor Adam mehr als verdächtig und antagonistisch dem wirschen Kommissar gegenüber, aber reicht das schon, um ihn zu verurteilen? Diese Frage muss sich auch das Publikum stellen und erhält keine einfache Antwort darauf.



Hierbei handelt es sich um ein durchaus interessantes und unterhaltsames Dilemma, auch wenn es nicht unbedingt sehr originell ist. Problematisch wird es allerdings etwas beim Schauspiel und den Dialogen zugleich. Zwar kann Uwe Kokisch der müden Gestalt des Ex-Polizisten so etwas wie Gravitas verleihen, auch seiner stoischen, rauen, fast katatonischen Stimme hört man als Zuschauer gerne zu, dennoch wirkt sein Text oftmals genau wie das: auswendig gelernt und nett rezitiert. Oftmals fehlt die Leidenschaft und auch ein wenig das Verbissene und Manische eines Mannes, der von einem Mordfall seit 20 Jahren nicht mehr losgelassen wird.

Selbiges gilt für den von Sylvester Groth gespielten Physik-Professor. Zwar wird seine Intelligenz angedeutet, und seine Tendenz dem Kommissar immer einen Schritt voraus zu sein, zwar umkreisen sich die beiden immer wieder in verschiedensten Situationen, die irgendwann zu eskalieren drohen, allerdings kommt hier niemals ein wirklich spannendes und einnehmendes Katz-und-Maus-Spiel oder Kräftemessen der methodischen Geister zustande. Gelegentlich plattitüdenhaft anmutende Zeilen wie „Der Feind der Gerechtigkeit ist nicht der Zweifel, sondern die Selbstgerechtigkeit“, die dem Darsteller Groth in den Mund gelegt werden, sind nicht gerade hilfreich (auch wenn sie eine poetische Wahrheit beinhalten).

Selbst das Drama um die beiden Eltern des Mordopfers lässt leider die angemessene Dramatik vermissen, obwohl die Schauspieler Jenny Schily und Oliver Stokowski das Beste aus der wenigen Zeit machen, die ihnen gegeben wird. Ein wenig fehlt dem knapp 88 Minuten langen Film zudem der narrative Fokus: Die Zerrissenheit dieser Menschen, die nicht wissen, was sie mit ihrem Schmerz machen sollen, ist leider zu selten Thema. Gelegentlich ist Stoik, Zurückhaltung oder, allgemein gesagt, weniger wirklich mehr. In diesem Fall fehlt dieses „mehr“ allerdings zu eindeutig: Mehr Leidenschaft, mehr Emotionen, mehr Schmerz wären durchaus angebracht gewesen.

Filmtechnisch lässt man angemessene Ruhe ins Geschehen einkehren und eine bodenständige, dennoch dunkle Atmosphäre in den Plot eindringen. Diese zieht der Krimi vor allem aus einer Landschaft, die genauso gut aus einem düsteren Schauerroman hätte stammen können. Trotzdem fällt es dem Film schwer, abseits der anregenden Figurenkonstellation konstant die Spannung zu halten.

Fazit: Trotz einiger darstellerischer und dialogtechnischer Unebenheiten, ein solide dargestelltes Kriminaldrama, das allerdings sein Potential für mehr Emotionen und Spannung stellenweise verspielt.

«Ein Kommissar kehr zurück» ist am Montag, dem 23. Januar 2017 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.
21.01.2017 16:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/90728
Stefan Turiak

super
schade


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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Traber
21.01.2017 19:44 Uhr 1
Werde ich natürlich auch wegen Uwe Kokisch und Sylvester Groth schauen.

Beide gehörten neben Henry Hübchen und Thomas Thieme zur noch lebenden

Top- Schauspieler Garde der ehemaligen DDR.

Alle Polizeiruf-110 erprobt, der ja seinen Ursprung in der DDR fand,

gehören sie auch heute zu den feinsten Schauspielern im vereinigten

Deutschland.
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