Nach Jahren der Konstanz scheint «Frauentausch» seine Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Doppelfolgen kompensierten diesen Trend zuletzt mit Verbesserungen am späten Abend ein wenig.
Nur wenige Formate verfügen im deutschen Privatfernsehen über einen so langen Atem wie «Frauentausch». Die RTL II-Dokusoap feierte ihre Premiere am 14. Juli 2003. Zwar erarbeitete sich die Sendung seitdem einen eher zweifelhaften Ruf unter anspruchsvollen Fernsehzuschauern, sehenswerte Quotenerfolge konnte man der Constantin Entertainment-Produktion jedoch nicht absprechen. Teilweise Werte über zehn Prozent in der Zielgruppe erzielte «Frauentausch» bis ins frühe Jahr 2010 hinein, ehe die Quoten am Donnerstagabend in die hohe Einstelligkeit fielen, aber immer noch vollends überzeugten. Erst ab dem späten Jahr 2013 verzeichnete «Frauentausch» vereinzelt auch Quoten unter dem Senderschnitt. In einen erstmals wirklich besorgniserregenden Bereich fiel die RTL II-Sendung erst zum Jahresstart 2016, als nur noch Marktanteile um die 5,7 Prozent die Regel waren.
Einen erneuten Aufwärtstrend bewirkte «Frauentausch» seitdem nicht, stattdessen verharrte das Donnerstagabend-Format seit November 2016 auf dem ausbaufähigen Niveau des Jahresbeginns, wobei die Performance auf dem gelernten Sendeplatz ab 21.15 Uhr sogar deutlich nachließ. Ab dem 10. November sendete RTL II durchgängig Doppelfolgen der Doku-Soap, die sich auf diesem Sendeplatz zeitweise einem sehr starken «The Voice of Germany» auf ProSieben ausgesetzt sahen, das die junge Zielgruppe dort beherrschte. Zumindest die frühere der beiden «Frauentausch»-Ausgaben, die ab jeweils ab 21.15 Uhr auf Sendung ging, hatte also einen schweren Stand. Einen ähnlichen Quotenverfall erlebten im Übrigen auch «Die Kochprofis», die bereits früher als Lead-In für «Frauentausch» fungierten, mittlerweile aber nicht mehr die Basis für einen erfolgreichen Donnerstagabend bei RTL II schaffen können.
Früh zeigte sich dementsprechend ein Quotentrend im Rahmen der Werte ab November 2016: Hatte die 21.15 Uhr-Ausgabe noch unter «The Voice of Germany» und den kaum gefragten «Kochprofis» als Lead-In zu leiden, verbesserte sich die spätere Ausgabe ab etwa 23.15 Uhr angesichts mangelnder Konkurrenz am späten Abend jeweils deutlich. Am 10. November 2016 bedeuteten somit 780.000 Zuschauer um 21.15 Uhr beispielsweise nur 5,2 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen, wo RTL II zuletzt mit 5,7 Prozent abschnitt. Am gleichen Abend kam die darauffolgende «Frauentausch»-Episode allerdings auf sehr ansehnliche 7,4 Prozent der Jüngeren. Angesichts einer deutlich niedrigeren Reichweite am späten Abend hatten die späteren Ausgaben jedoch nur begrenzt Potenzial, die Quoten-Versäumnisse der 21.15 Uhr-Folge zu kompensieren. Erschwerend kam ab Mitte November hinzu, dass sich das Gesamtniveau der Doppelfolgen verringerte.
So gab «Frauentausch» am 17. November bereits auf schwache 4,7 Prozent der jungen Zuschauer ab, wonach die spätere Folge nur für gerade so überdurchschnittliche 5,8 Prozent sorgte. Auch am 24. November verharrte der Grünwalder Sender mit seiner Doku-Soap auf einem bedenklichen Niveau, als erst 5,1 und später 5,6 Prozent gemessen wurden. Auf nur eine statt wie zuvor zwei Folgen setzte RTL II in der Folge am 1. Dezember, als 740.000 Zuschauer nur 4,9 Prozent der Zielgruppe enthielten. Die 21.15 Uhr-Ausgabe bestätigte das magere Abschneiden auch am 8. Dezember. 650.000 Zuschauer führten dort zunächst zu 4,8 Prozent der Umworbenen, ab 23.17 Uhr steigerte sich Frauentausch nur leicht auf 5,4 Prozent.
Zugunsten des abendfüllenden «Promis am Herd – wer kocht besser?» verzichtete RTL II am 15. Dezember erneut auf eine zweite «Frauentausch»-Ausgabe. Dementsprechend zeigte der Privatsender nur eine Ausgabe ab 23.50 Uhr, die dort zumindest 6,6 Prozent der klassischen Zielgruppe ansprach. Zurück im bewährten Rhythmus holte die erste von zwei Folgen am 22. Dezember 5,4 Prozent bei seit Ende Oktober unerreichten 820.000 Zuschauern ab drei Jahren. Aufgrund der hohen Sehbeteiligung der Fernsehnation am Donnerstag vor Weihnachten, war für RTL II quotentechnisch jedoch nicht mehr drin. Die spätere Ausgabe verbesserte sich am selben Abend immerhin auf 6,1 Prozent der jungen Zuschauer.
Die schwächsten Zahlen im 21.15 Uhr-Slot seit der Einführung der Doppelfolgen verbuchte «Frauentausch» am 29. Dezember. Hier bewirkten insgesamt 640.000 Interessenten 4,4 Prozent in der Zielgruppe. Später steigerte «Frauentausch» ab 23.18 Uhr seine Reichweite sogar auf 660.000, wodurch 7,1 Prozent bei den Werberelevanten möglich waren. Im neuen Jahr bestätigte sich die Kluft zwischen beiden Ausgaben der Doppelfolge mit zunächst 5,4 und danach 7,3 Prozent des jungen Publikums am 5. Januar 2017. Erst die Doppelfolge eine Woche später konterkarierte den Trend seit Anfang November: 830.000 Zuschauer führten zunächst zu 5,6 Prozent der Zielgruppe, danach fiel «Frauentausch» auf 380.000 Personen und 4,9 Prozent.
Auf durchschnittlich 5,7 Prozent des jungen Publikums kam «Frauentausch» zwischen dem 10. November 2016 und dem 12. Januar 2017 und lag damit genau auf Höhe des RTL II-Senderschnitts im vergangenen Fernsehjahr. Tatsächlich stellt sich die Situation für die Donnerstags-Doku-Soap jedoch besorgniserregender dar, als dieser Mittelwert vermuten lässt. Der Quotenschnitt beim jungen Publikum verbesserte sich nämlich durch die Doppelfolgen, die am späten Abend aufgrund geringerer Konkurrenz bessere Werte erzielten als auf dem angestammten «Frauentausch»-Slot um 21.15 Uhr. Dort generierte «Frauentausch» seit dem 10. November nämlich nur 5,1 Prozent und liegt somit deutlich unter der Sendernorm.
Bei den Zuschauerzahlen hat man es mit einem gegensätzlichen Trend zu tun, da die Reichweiten mit fortschreitender Uhrzeit am Abend naturgemäß abnehmen. Durchschnittlich erreichten die Doppelfolgen seit dem 10. November 2016 590.000 Zuschauer, 390.000 davon im Alter zwischen 14 und 49 Jahren. Die 21.15 Uhr-Ausgaben lockten dabei im Mittel insgesamt 730.000 Zuschauer an, während sich der durchschnittliche Gesamtmarktanteil aller Folgen seitdem auf 3,3 Prozent belief. RTL II muss sich dieser Tage ernsthaft Gedanken um den Fortbestand von «Frauentausch» machen, der derzeit quotentechnisch immer weniger Sinn ergibt.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel