Der letzte Fall mit Hans-Jochen Wagner ist trotz gelungener zwischenmenschlicher Note nur Krimiware von der Stange.
Cast & Crew
- Regie: Andreas Senn
- Darsteller: Lisa Wagner, Hans-Jochen Wagner, Peter Benedict, Lena Stolze, Nina Kronjäger, Franziska Neiding, Maria Hartmann, Markus Gertken, Urs Rechn, Corinna Kirchhoff
- Drehbuch: Mathias Klaschka
- Kamera: Markus Hausen
- Schnitt: Melanie Margalith
- Musik: Johannes Kobilke
- Produktionsfirma: Ziegler Film
2014 ist «Kommissarin Heller» gestartet. Nun, drei Jahre später, erreicht die ZDF-Krimireihe über eine eigenwillige Kriminalkommissarin, ihre siebte Ausgabe. Diese stellt einen Wendepunkt in der Geschichte dieses Formats dar: Hans-Jochen Wagner nimmt seinen Hut. Der Schauspieler wechselt zum «Tatort» aus Freiburg, und somit verabschiedet sich auch seine Figur des Wiesbadener Kriminalhauptkommissars Hendrik Verhoeven von seiner etwas biestigen Kollegin Winnie Heller.
Die nimmt die Botschaft, dass eine ihrer wenigen geduldeten beruflichen Bezugspersonen neue Wege einschlagen will, ganz und gar nicht gut auf. Bis es so weit ist, zögert Drehbuchautor Mathias Klaschka die Enthüllung allerdings hinaus: Während das Publikum früh von Verhoevens Absichten erfährt, nach und nach zudem alle weiteren handelnden Figuren eingeweiht werden, drückt sich der Arbeitsweggefährte der dezent psychotischen Titelfigur davor, es auch ihr zu sagen. Die Geheimniskrämerei sorgt für ein angespanntes Verhältnis – und so schwebt der unvermeidliche Knall wie ein Damoklesschwert über weite Strecken des Neunzigminüters, der Rest wird von der konsequenten Reaktion Hellers geprägt.
Der scheidende «Kommissarin Heller»-Nebendarsteller und Hauptdarstellerin Lisa Wagner trumpfen in diesen zwischenmenschlichen Sequenzen auf. Sie erzeugen durch die Anspannung zwischen den Figuren und Hellers Mischung aus Wut, Enttäuschung und Eigensinn obendrein eine deutlich packendere Suspense als es dem zentralen Kriminalplot vergönnt ist. Dieser dreht sich um eine Einbruchserie in Wiesbadens Villen-Künstlerviertel. Der Täter ist gerissen und zerstört alle Spuren mit einem speziellen weißen Löschschaum.
Als bei einem der Raubzüge der Mitarbeiter eines Wachschutzes mit einem Feuerlöscher erschlagen wird, gerät rasch ein Augenzeuge ins Visier: Der ehemalige Lehrer Jan Drexler, der als Aussteiger im Wald lebt und sich nur noch mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Winnie hingegen ist von seiner Schuld überzeugt und treibt sein Kollegium dazu an, intensiver nachzubohren. Dabei stoßen sie auf ein Problem in Wiesbaden, das ihnen bislang unbekannt war: Im Wiesbadener Krankenhaus wurden mehrere Patienten durch verseuchte Blutkonserven mit Aids infiziert, eine Klage gegen die Verantwortlichen wurde abgewiesen …
Der Fall von Ungerechtigkeit, der die Aids-Erkrankten betrifft, und der Mordfall werden von Klaschka sukzessive, wenngleich überraschungsarm verknüpft. Auf dem Regiestuhl tritt Andreas Senn in die Fußstapfen Christine Balthasars, die alle bisherigen Folgen der Reihe in Szene setzte. Während er im Prolog auf eine schnellere, näher am Geschehen orientierte Bildsprache setzt als bisher im Format gewohnt, nimmt er im Rest der Episode das Tempo heraus, orientiert sich mehr an der üblichen «Kommissarin Heller»-Ästhetik. Dem in belehrenden Dialogen vorangetriebenen Kriminalfall tut dies jedoch keinen Gefallen – und so ist Hans-Jochen Wagners «Kommissar Heller»-Abschied letztlich nur Stangenware.
«Kommissarin Heller – Verdeckte Spuren» ist am 21. Januar 2017 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.
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