Elf Jahre lang war der neue US-Präsident Donald Trump Aushängeschild von NBC. Er war also selbst Teil des Medien-Apparats, den er heute in Teilen kritisiert.
"The Inauguration" bei uns im TV
- In Deutschland berichtet Das Erste am Freitag zwischen 17.15 und 18.50 Uhr mit Ellen Ehni von der Amtseinführung.
- Das ZDF zeigt ab 19.25 Uhr in einem Special Ausschnitte aus der Veranstaltung. Matthias Fornoff berichtet live aus Washington.
- Eine lange Strecke gibt es bei n-tv: Ab 12.30 Uhr stimmen News Spezial auf den Machtwechsel im Weißen Haus ein. Ab 15 Uhr zeigt n-tv Live-Bilder aus Washington und ist mit Reportern vor Ort ganz nah dran am Geschehen.
- N24 informiert live in einer sechsstündigen Sondersendung und ordnet die Geschehnisse rund um die Inauguration ein. Los geht es hier um 15 Uhr.
In Amerika ist so ziemlich alles möglich. Da kann Action-Darsteller Arnold Schwarzenegger zum (halbwegs erfolgreichen) Gouverneur von Kalifornien werden und ein Immobilien-Mogul und Trash-TV-Star wie Donald Trump sogar Präsident spielen. Nach Wochen der Übergangsphase wird der ehemalige «The Apprentice»-Host mit sehr gespaltenem Verhältnis zu den US-Medien nun offiziell als mächtigster Mann der Welt vereidigt. Nicht nur in Übersee, sondern quasi weltweit ist die Amtseinführung gleich mit mehreren Fragezeichen verbunden. Die neue Trump-Administration ist kaum einschätzbar, gilt als eine Art unkalkulierbares Risiko, nicht zuletzt, weil Trump auch nach seinem Wahlsieg nicht aufhörte, für reichlich Schlagzeilen zu sorgen.
So etwa in der zurückliegenden Woche, als er einem Journalisten des Senders CNN Fragen verwehrte. CNN hatte vorher über angebliche und in der Tat nicht beweisbare Geheiminfos gegen Trump berichtet und wurde vom nun neuen Präsidenten prompt als „Fake News“ abgestempelt. Fragen durfte Reporter Jim Acosta nichts – und als er ein Wortgefecht mit Trump eingehen wollte, sei ihm sogar mit dem Rauswurf gedroht worden sein. Rauswerfen – damit hat er Erfahrung und will damit auch nicht hinter dem Berg halten. Wohl scherzhaft verabschiedete Trump die versammelte Presse an diesem denkwürdigen Tag mit den Worten „You're Fired“.
Dieser Satz hatte Trump in Amerika in den zurückliegenden elf Jahren zu größerer Bekanntheit verholfen. Damals war Trump gewissermaßen noch Teil der Medienbranche, vor der er sich nun mehr und mehr abschottet. Es war 2003 als er gemeinsam mit Mark Burnett, zu dem er auch heute noch engen Kontakt pflegt und den er auch erst vor wenigen Tagen traf, die Show
«The Apprentice» auf den Markt brachte. Deutsche Zuschauer kennen das Format, in dem sich Kandidaten um einen Job in einem riesigen Unternehmen bewerben, unter dem Namen «Big Boss» - über eine Staffel mit Reiner Calmund kam die Sendung hierzulande bei RTL aber nicht hinaus. Trump machte 14 Stück, erreichte teils an die 15 Millionen Zuschauer und ließ sich von seinen Produzenten perfekt als starken und direkten Mann inszenieren.
Und er schaffte es auch mehr und mehr den Trump-Clan zu integrieren: In Staffel 5 traten seine Tochter Ivanka und Sohn Don Trump Jr. erstmals auf, in Staffel neun wirkte sein Sohn Eric Trump erstmals mit. Kein TV-Jahr verging ohne neue Ausgaben der erfolgreichen NBC-Reality – doch die Werte bröckelten und bröckelten. Staffel 14 lief im Januar 2015 an – also vor ungefähr zwei Jahren und war die siebte Staffel, an der (mehr oder weniger) Prominente teilhaben durften. 6,31 Millionen Leute schauten im Schnitt zu, was für damalige NBC-Verhältnisse ein ordentliches Ergebnis war. Im Laufe der Staffel aber stürzten die Ergebnisse auf teils weniger als fünf Millionen Zuschauer, weshalb der Sender definitiv zum Handeln gezwungen war. Doch es kam anders als man dachte.
2016 war – wegen der politischen Aktivitäten Trumps – keine Staffel möglich. Und es kristallisierte sich schnell heraus, dass Trump nicht mehr auf den roten Chefsessel der TV-Sendung zurückkehren wird. So begann NBC die Suche des Nachfolgers von Trump auf dem Stuhl – offenbar nicht ganz zum Gefallen des neuen US-Präsidenten. Als Arnold Schwarzenegger kürzlich als neuer Chef der Sendung präsentiert wurde, hielt sich Trump via Twitter noch zurück. Nicht aber, als die Ratings der ersten Folge von «The New Apprentice» vorlagen. Mit nur 4,9 Millionen Zuschauern, also 1,4 Millionen weniger als bei der Premiere 2015, war dem Ex-Gouverneur von Kalifornien kein guter Einstand gelungen. „Wow, the ratings are in and Arnold Schwarzenegger got 'swamped' (or destroyed) by comparison to the ratings machine,“ schrieb Trump bei Twitter von einem zerstörten Schwarzenegger und verwies in einem weiteren kurzen Text darauf, dass das aber nicht interessiere, schließlich habe Schwarzenegger seinen Gegner Kasich und Hillary Clinton unterstützt.
Es fehlt quasi nur noch, dass Trump den Satz, für den er einst berühmt wurde, „You're Fired“ gleich noch in Richtung Schwarzenegger aussprach. Das könnten, setzen sich die Quoten so fort, aber andere für Trump machen. TheRealDonald, wie der neue US-Präsident sich auf Twitter nennt, dürfte nun genug andere Sorgen haben. Syrien, US-Wirtschaft, Russland, Hacker, Terror – und trotz aller Bedenken, die weltweit herrschen, wird eine erste wirkliche Bilanz über die Amtsführung des einstigen «The Apprentice»-Stars wohl erst nach 100 Tagen möglich sein. Ende April dürfte mehr Klarheit herrschen, auch über die Fortsetzung von «The New Apprentice»…
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel