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Filmische Einflüsse auf «La La Land» / Filmtipps für alle, die nach «La La Land» mehr wollen
- Musicals, auf die «La La Land» visuell verweist: «Anruf genügt – Komme ins Haus», «Band Wagon», «Ich tanz mich in dein Herz hinein», «Tanz mit mir», «Vorwiegend heiter», «Ein süßer Fratz»
- Musicals, die stilistischen, inhaltlichen und/oder tonalen Einfluss auf «La La Land» haben: «Schönste, liebe mich», «Ein Amerikaner in Paris», «Du sollst mein Glücksstern sein», «Vorhang auf», «Die Regenschirme von Cherbourg», «Die Mädchen von Rochefort»
- Weitere Filme, auf die «La La Land» verweist: «Casablanca», «... denn sie wissen nicht, was sie tun», «Der Fremdenlegionär», «Der rote Ballon», «Boogie Nights», «Whiplash»
Das Musical war nie völlig weg – aber es hat sich weit von seiner früheren Position im Filmgeschäft entfernt. Jahrzehntelang war es eine der dominierenden Erzählformen in Hollywood. Doch nach einem regelrechten Boom in den 1950er-Jahren, in denen Musicals immer länger, farbenfroher und kostspieliger wurden, gerieten sie (trotz einzelner Ausnahmehits wie «West Side Story» und «Mary Poppins») in den 60er-Jahren allmählich ins Trudeln: Die Ursprungsformel sowie diverse Abwandlungen waren totgespielt, der Einfluss von Rock 'n' Roll und die sich wandelnde Jugendkultur machten das typische Musical schleichend obsolet. In den 70ern wurde der Musicalfilm dann zur Nischenangelegenheit – Ausnahmen wie «Grease» und die in den späten 80ern startende Reihe an Disney-Zeichentrickmusicals bestätigten diese Regel.
Seit den 2000ern schlägt das Herz des Musicals wieder stärker, die von einer breiteren Masse bemerkten und in Kritiker- sowie Branchenkreisen geachteten Leinwandproduktionen kommen wieder in geringeren Abständen: «Moulin Rouge!», «Chicago», «Sweeney Todd: Der teuflische Barbier aus der Fleet Street» und «Les Miserables» und weitere Produktionen verhelfen der Kunstform zu einem nahezu konstanten Platz in der westlichen Filmwelt. Nun schickt sich «La La Land» an, dieser Entwicklung die Krone aufzusetzen: Die Kritikerzunft überschlägt sich vor Lob, bei den Golden Globes räumte «La La Land» mehr Trophäen ab als jeder Film zuvor, und glaubt man einigen Oscar-Experten, so dürfen wir Ende Februar fest damit rechnen, dass dieses Kleinod mühelos an allen anderen Mitbewerbern vorbeitänzelt.
Aber selbst, wenn dies nicht passieren wird … Ganz gleich, ob «La La Land» eine Musical-Renaissance auslöst oder einfach nur ein stärkerer Herzschlag bei einem stabilen, doch ruhigen Puls ist: «La La Land» hat alle Zutaten für einen Klassiker, der die Zeit überdauert, und neue Musical-Liebhaber heranzieht. Und auf dem Weg dahin wird dieser feine Kinotraum sowohl die Fans, kreativer, anspornender Musicals glücklich machen als auch diejenigen, die dramatischere Musicals bevorzugen.
Die Jahreszeiten einer Künstlerromanze
Los Angeles, die Stadt voller Stars sowie Künstler – und der Träumer, die gerne welche wären. Unter ihnen befindet sich Mia (Emma Stone), die für ihr Leben gern eine Karriere als Schauspielerin verfolgen würde. Trotz großen Engagements und spürbar großem Talent scheitert sie jedoch bei einem Vorsprechen nach dem anderen, weshalb sie ihr Dasein als Barista in einem Café auf dem Warner-Bros-Studiogelände fristet. Im täglichen Stau der gleißenden kalifornischen Sonne trifft sie eines Tages den Jazz-Pianisten Sebastian (Ryan Gosling) – doch im Staustress maulen sie sich nur an. Dabei geht es Sebastian genauso wie Mia:
Sebastian sehnt sich danach, die obsolet werdende, verwässerte Jazzmusik in einem eigenen Club zu ihrem früheren Glanz zu verhelfen. Stattdessen klimpert er in einem Schuppen als unauffällige Geräuschkulisse vor sich hin. Etwas später führt sie das Schicksal erneut zusammen: Sie begegnen sich und tauschen sich aus – auf betont platonische Weise, selbst wenn der Funke zwischen ihnen nicht zu verleugnen ist. Aber können zwei idealistische, verträumte Künstler tatsächlich eine Beziehung eingehen, ohne sich im ewigen Streben nach beruflicher Erfüllung im Weg zu stehen ..?
Regisseur und Autor Damien Chazelle, der bereits 2014 mit seinem rasanten Drummer-Drama «Whiplash» für Furore sorgte, vermengt in seinem Passionsprojekt «La La Land» Einflüsse aus der Blütezeit der Hollywood-Musicals mit einem zeitgenössischen, nicht aber zynischen oder hip stilistische Konventionen durchbrechenden Stil: Anders als der in einem Musicals ablehnender gegenüberstehenden Kontext entstandene «Chicago» „entschuldigt“ «La La Land» seine Gesangs- und Tanzsequenzen nicht als irre Tagträume einer manischen Gewalttäterin. Und im Gegensatz zu Baz Luhrmans «Moulin Rouge!» gibt «La La Land» nicht sämtliche Bodenhaftung auf, um die Musicalelemente als konsequente Weiterführung einer fiebrig-wahnsinnigen Filmsprache zu erklären.
Ebenso wenig wird das klassische Musicalgefühl durch Blut, Selbstironie, Gags auf der Metaebene oder naturalistisch-unsauberen Gesang entschärft – «La La Land» ist ein nach den Gesetzen des Old-School-Musicals, doch mit heutigen Möglichkeiten entstandener Film für ein kontemporäres Publikum. Fast, zumindest: «La La Land» ist neben dem klassischen US-Musicalfilm ein weiterer Einfluss überdeutlich anzumerken. Chazelle ist glühender Liebhaber der
französischen Musicals aus der Nouvelle Vague, insbesondere von «Die Regenschirme von Cherbourg».
Diese französischen Musicals, vor allem besagtes Meisterwerk von Jacques Demy, gingen in die Filmgeschichte als faszinierende Verschmelzung aus lebensnahen Geschichten und überhöhten Emotionen ein: In einem glaubhaften, wenngleich sehr farbintensiven Setting geht es um bittersüße, melancholische Romanzen – und diese Stimmung fängt Chazelle in «La La Land» brillant ein. Mia und Sebastian mögen zwar singen und tanzen, aber die Höhen und Tiefen, die sie in ihrer Beziehung sowie ihrem künstlerischen Streben durchlaufen, sind geerdet und treffen oft genug eine „blue note“, einen wehmütigen Klang.
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