Wenn es draußen friert und das Land einhellig von warmen Gefilden träumt, bricht ein Format Jahr für Jahr Quotenrekorde. Mit einer Horde Promi-Anwärter startete die bereits 11. Staffel des Erfolgsformats - wir haben für euch hingeschaut.
Alle Jahre wieder bedeutet Weihnachten eigentlich nur eines: Die heiße Phase der Vorfreude auf «Ich bin ein Star – holt mich hier raus»! beginnt langsam aber verlässlich sich auszuwirken. Wer könnte dabei sein? Nein, nicht ernsthaft! Oder doch? Nun war es endlich wieder so weit. Nach einem inhaltlichen Tief 2015, das auch die Quoten etwas in die Knie zwang, kehrte man dank Legat, Fürst, Milski und König Menderes 2016 zu einer spannenden Staffel und erneut steigenden Reichweiten zurück. Was würde die 11. Staffel für Überraschungen in Petto haben? Wir sind für euch heute und an den kommenden zwei Wochenenden wieder ganz nah dran am «Dschungelcamp».
Vom Bach zum Daniel, aber immer mit Quote
Dschungel-Quoten
- Staffel 10 (2016): 6,98 Mio.
- Staffel 9 (2015): 6,71 Mio.
- Staffel 8 (2014): 7,87 Mio.
- Staffel 7 (2013): 7,34 Mio.
- Staffel 6 (2012): 6,57 Mio.
- Staffel 5 (2011): 7,40 Mio.
- Staffel 4 (2009): 5,75 Mio.
- Staffel 3 (2008): 4,86 Mio.
- Staffel 2 (2004): 5,54 Mio.
- Staffel 1 (2004): 6,74 Mio.
Das «Dschungelcamp» begleitet die TV-Landschaft nun bereits seit 2004 und hat sich nach anfänglichen Schmähgesängen der Fachpresse zu einem Publikums- wie Kritikerliebling gemausert, der nicht einmal durch den tragischen Tod des wunderbaren Dirk Bach im Oktober 2012 aus der Bahn zu werfen war. Im Gegenteil: Daniel Hartwich verbog sich unter der Last der Nachfolge nicht und präsentiert nun schon zum fünften Mal an der Seite von Sonja Zietlow das Erfolgsformat. Mit seiner natürlichen Art und seinem absurden Sinn für Humor schuf er mit ihr ein zwar anderes, aber letztlich doch gleichwertiges Läster-Duo für die gemeinsten zwei TV-Wochen des Jahres.
Die Einschaltquoten haben das Niveau der letzten Bach-Staffel zudem bis heute gehalten und konnten sich im Vergleich zur inhaltlich erschreckend langweiligen 2015er-Ausgabe im vergangenen Jahr sogar wieder steigern. Und auch von Fans und Journalisten gab es lauwarmes Lob für das vergangene Jahr, ohne dass man dabei jedoch in allzu große Euphorie verfiel. Es scheint also alles angerichtet zu sein für ein weiteres Kapitel der Erfolgsformel
Dschungel+Sonne+Zickenterror=Monsterquote. Oder?
"Icke" Häßler und sein Team der Namenlosen
Die Mischung macht´s heißt es immer, wenn es um die Zusammenstellung des Dschungel-Rudels geht. Dass man dabei nicht nur auf bekanntere Namen zielt, sondern auch das Stress- und Zicken-Potential weniger geläufiger Gesichter einkalkuliert, ist bekannt und schon lange kein Grund für Kritik mehr.
Dschungel 2017: Die Teilnehmer
- Jens Büchner (Auswanderer)
- Gina-Lisa Lohfink (Model)
- Marc Terenzi (Sänger)
- Sarah Joelle Jahnel (DSDS)
- Alexander Keen (Ex-Freund der GNTM-Gewinnerin Kim Hnizdo)
- Kader Loth (Model)
- Florian Wess (Model)
- Fräulein Menke (Sängerin)
- Hanka Rackwitz (mieten, kaufen, wohnen)
- Nicole Mieth (Schauspielerin)
- Thomas Häßler (Ex-Fußballspieler und Trainer)
- Markus Majowski (Schauspieler und Komiker)
Oft waren die unterhaltsamsten Kandidaten zuletzt eben genau die, mit denen man vorher wenig bis gar nichts anfangen konnte. Dennoch sollte natürlich auch weiterhin ein gewisses Promiflair erhalten bleiben. Aus dieser Perspektive drängt sich in diesem Jahr ein wenig der Eindruck auf, dass den Machern in Sachen Zugpferde ein wenig die Optionen ausgegangen sind. Zugestanden: Die Kinski sagte kurzfrisitig ab, hätte jedoch nur einen kleinen Unterschied gemacht und wäre vermutlich ohnehin relativ schnell (freiwillig) aus dem Camp verschwunden.
So müssen wir uns an die zwölf wackeren Teilnehmer halten, die RTL letztlich auf die Reise nach Down Under geschickt hat. Die bekanntesten Namen Marc Terenzi, Markus Majowski und Thomas "Icke" Häßler kann man dabei durchaus als guten Dschungel-Standard bezeichnen. Dahinter klafft jedoch bereits eine Lücke, die gerade noch mit Ach und Krach durch Fräulein Menke (für die älteren Musik-Fans unter uns), VOX-Auswanderer und Stimmungs-Sänger Jens Büchner oder die Trash-Ikonen Gina Lisa Lohfink und Kader Loth aufgefüllt wird. Im Bereich "Stars, die keiner kennt" tummeln sich dann jedoch die meisten Namen: Alexander Keen, Florian Wess, Hanka Rackwitz, Sarah Joelle Jahnel und Nicole Mieth sind wohl nur den Wenigsten wirklich ein Begriff. Dass es in der Causa Alexander Keen dabei inzwischen ernsthaft reicht, der Ex-Freund einer mindestens genauso unbekannten Ex-Teilnehmerin eines beliebigen TV-Formats zu sein, ist ein Treppenwitz par Exellence. Masse statt Klasse, RTL?
Die Dramaturgie
Königinnen & Könige
- 2016: Menderes Bagci
- 2015: Maren Gilzer
- 2014: Melanie Müller
- 2013: Joey Heindle
- 2012: Brigitte Nielsen
- 2011: Peer Kusmagk
- 2009: Ingrid van Bergen
- 2008: Ross Anthony
- 2004: Désirée Nick
- 2004: Costa Cordalis
Nach dem obligatorischen Kurzausblick auf die Highlights der ersten Folge dauerte es keine fünf Minuten, bis klar wurde, was man ein ganzes langes Jahr am Dschungel vermisst hatte: Sonja und Daniel legten los wie die Feuerwehr und begleiteten die Vorstellung der bunten Gesellschaft mit dem bekannt-beliebten Biss und Timing.
Von "Ich brauche das Geld"-Terenzi und seiner Ex-Freundin Gina Lisa Lohfink über Grimassen-Majowski, den natürlichen Oma-Sockenträger Herrn Wess, «GNTM»-Quotenretter Honey, Angst-Hanka Rackwitz, Type-Casting-Opfer Nicole Mieth, Fräulein Menke mit der erschreckend guten Laune und den ewig knuddeligen "Icke" Häßler bis zu Mr. "Charmantität" Jens Büchner, Ersatzkandidatin Kader Loth (deplatziert das zu schreiben!) oder Pocher-Ex Sarah Joelle Jahnel. Alle bekamen ihre drei Minuten und etablierten sich für den Moment als Instant-Sympath oder Instant-Unsympath. Je nach Zuschauergeschmack.
Abgesehen von einer ersten Runde
Wess vs. Honey lief das Kennenlernen bei Sekt und Cocktails an der Strandbar entspannt ab. Doch der erste Kunstgriff folgte auf den Fuß: Hanka für das Team
Snake-Rock und Honey für das
Base-Camp mussten ihre Teams wie beim Schulsport selber wählen. Frust und Streit vorprogrammiert?
Ergebnis des Ganzen: Hanka, Fräulein Menke, Kader, Thomas, Florian und Jens für Snake Rock, Honey, Marc, Gina Lisa, Markus, Nicole und Sarah Joelle für das Base Camp. Übrigens ohne den erwarteten Streit und Frust - für den Moment zumindest.Eine nette Idee, die irgendwie verpuffte.
Im Spotlight des Auftakts
Erstes größeres Thema der ersten Show waren die Zickereien zwischen Honey und Florian, die man aber durchaus auch für ähnlich inszeniert wie die 2015er Liebelei zwischen Jay Khan und Indira halten könnte. Abwarten. Echter fühlten sich da schon die Geschehnisse rund um die bemitleidenswerte Hanka an, die bereits nach kurzer Zeit an ihre Grenzen geriet.
Ansonsten gab es eine erste Ekelprüfung für beide kompletten Teams, bei der die meisten Promis aber mit Mut und Engagement überraschten. Hier galt auch das gefühlt durchlaufende Motto der Sendung:
Been there, done that. Die Prüfung fühlte sich wie Routine an. Vielleicht eine Spur zu viel Standard - vergangenes Jahr hatte man mit einigen tollen, neuen Ideen bei den Prüfungen geglänzt. Doch auch hier gilt: Abwarten was noch kommt. Die zweite Prüfung zwischen Markus und Fräulein Menke schlug übrigens direkt in die gleiche Kerbe:
All you can eat ist zwar ein Klassiker der Show, wirkte aber hier kombiniert mit der ersten Prüfung auch ein wenig schal. Dachte sich auch der Ex-NDW-Star und überließ ihrem Kontrahenten komplett das Feld.
Der Rest? Mehr Gewohntes. Kleine Scharmützel, anstrengende Märsche zu den Camps, Wackelbrücke, Eingewöhnen. Ob dieser inhaltliche Stillstand auch weiterhin funktioniert, werden in großem Maße die Kandidaten mitbestimmen. An ihrem Unterhaltungswert wird die Staffel entweder wachsen oder kränkeln. Doch auch das hat es beides schon gegeben.
Been there, done that. Hoffentlich wird das nicht auch direkt das inoffizielle Motto der Staffel. In einer Woche ist man hier vielleicht schon schlauer. Ach ja: Erste Opfer für die morgige Prüfung sind Honey und Florian. Hat sich da etwa jemand direkt beliebt gemacht?
Die Wortgefechte der Sonja Z. und des netten Herrn H.
Dschungel-Team
- Sonja Zietlow (47) ist von Beginn an dabei. Man kennt sie aus «Die 10...» und «Die 25...». Zietlow ist ausgebildete Pilotin und engagiert sich privat für Tiere.
- Daniel Hartwich (37) ist seit 2013 der Mann nach Dirk Bach und bei RTL der Mann für alle Fälle. Er moderiert auch «Das Supertalent» und «Let´s Dance».
- Dr. Bob alias Robert „Bob“ McCarron (65) ist australischer Rettungssanitäter, Special-Effect-Künstler und Maskenbildner und seit 2002 dabei.
Zumindest an der Moderatorenfront hat das Format auch im elften Jahr keine Sorgen und leidet nicht unter Abnutzungserscheinungen. Die findigen Autoren schreiben dem Team Zietlow/Hartwich weiterhin clevere Dia- und Monologe auf den Pelz, den Rest erledigen diese mit ihre Schlagfertig- und Liebenswürdigkeit.
Schon vor zwei Jahren überbrückten die Beiden eine inhaltlich enttäuschende und schwierige Staffel mit viel Ironie und Einfallsreichtum. Von derartigen Zwängen blieben sie hier jedoch noch verschont - zu trashig und selbstdarstellerisch gaben sich die Kandidaten vom Start weg und boten somit ausreichend Gesprächsstoff.
Doch auch den heimlichen Star darf man nicht vergessen. Ohne Dr. Bob (im richtigen Leben: Robert „Bob“ McCarron) wäre der jährliche Spaß nur die Hälfte wert. Seine absurden Auftritte, begleitet von der Indiana-Jones-Fanfare und konsequent nicht untertitelt, machen einfach immer wieder Freude. McCarron ist mit seiner herzlichen Art der große Sympathieträger der Show und nicht nur für das Wohl der Kandidaten unersetzlich.
Der Song
Beim Song - immer ein durchaus gewichtiger Aspekt zur Identifikation der aktuellen Staffel - legte man sich dieses Mal auf
HandClap von
Fitz and The Tantrums fest. Die US-Indie-Pop-Band formierte sich bereits 2008 und kann in ihrem Heimatland drei Alben und einige veritable Radiohits vorweisen. In Deutschland kennt man Band und aktuellen Hit jedoch noch kaum.
Und am Ende ist es wie bei den ikonischen James-Bond-Songs: Nicht jeder trifft ins Schwarze. Hatte man zuletzt eine Erfolgssträhne mit
Hey Everybody! der australischen Band
5 Seconds of Summer (2016), dem
Charli XCX-Kracher
Break the Rules (2015) oder dem tollen
Hard out here von
Lily Allen (2014), gerät die aktuelle Wahl vergleichsweise blass. Ob der Song über die zwei Wochen ein Momentum aufbauen kann, bleibt offen. Die akute Eingängigkeit seiner Vorgänger scheint ihm jedoch zu fehlen.
Fazit
Im Dschungel ist alles beim Alten. Das Konzept blieb weitestgehend unangetastet und die Moderatoren waren ohne Aufwärmphase direkt in Topform. Die Prüfungen schmeckten nach Routine, die einzige neue Regel verpuffte. Ob die Kandidatenauswahl funktioniert, oder man in Sachen Trash-Faktor dieses Jahr eventuell über das Ziel hinausgeschossen ist, muss man zumindest im Auge behalten. Für den Moment gibt es jedoch keinen Grund, dem elften Jahr das Hitpotential abzusprechen - wenn der Auftakt zumindest diesen Redakteur aber auch eine Spur kalt gelassen hat.
Butter bei die Kakerlaken: Taugt die neue Staffel erneut zum Mega-Hype? Oder ist langsam Schluss mit lustig im Dschungel?`
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