Wie schon in den Vorjahren tat sich RTL im Dezember ziemlich schwer, die private Konkurrenz zog jedoch kein Kapital daraus. Die zu Saisonbeginn schläfrigen Öffentlich-Rechtlichen erwachten.
Selten waren die Sender in der jüngeren Vergangenheit einen gesamten Monat lang weiter von zweistelligen Millionenreichweiten entfernt als im Dezember: Am ehesten noch auf Tuchfühlung waren drei weitere «Tatort»-Ausgaben mit Reichweiten zwischen 7,90 und 8,86 Millionen, dahinter lagen mit dem Champions-League-Spiel von Borussia Dortmund in Madrid (7,56 Millionen) und einer neuen «Wilsberg»-Ausgabe dann zwei ZDF-Ausstrahlungen, wo hingegen RTL einmal mehr nichts mit derart hohen Quotenregionen am Hut hatte. Am besten lief hier noch der erste der drei neuen «Winnetou»-Streifen mit 5,06 Millionen am ersten Weihnachtsfeiertag, wobei die beiden anschließenden Filme deutlich an Zugkraft einbüßten.
Beim jungen Publikum zwischen 14 und 49 Jahren sah die Rangliste dagegen etwas anders aus: Zwar war der «Tatort» mit drei Platzierungen unter den Top Five des Monatsrankings auch hier die dominante Kraft, doch mit der Free-TV-Premiere von «Die Eiskönigin» sowie dem anschließenden Zehnminüter «Party-Fieber» konnte RTL bis zu 2,61 Millionen Zuschauer und tolle 22,5 Prozent dieser wichtigen Zuschauergruppe anlocken. Insgesamt wurden übrigens mit rund viereinhalb Millionen Fernsehenden ebenfalls keine schlechten Werte verzeichnet. Ebenfalls weit vorne mit dabei: Die vorletzte ProSieben-Folge von «The Voice of Germany» am 1. Dezember, die herausragende 2,21 Millionen und 21,7 Prozent generierte, bevor der Casting-Show dann in der Finalphase wieder ein wenig die Puste ausging. Auch «Das Supertalent» erreichte seine besten Zahlen nicht etwa mit der Finalshow am 17. Dezember, sondern bereits zwei Wochen zuvor mit 2,04 Millionen und 21,7 Prozent. Der höchste Primetime-Marktanteil des gesamten Monats ging aber etwas überraschend an Sat.1, das an Heiligabend noch einmal den Kult-Klassiker «Kevin - Allein zu Haus» aus dem Archiv kramte und auf großartige 22,9 Prozent gelangte - allerdings auch an einem der Abende mit dem geringsten Publikumsaufkommen überhaupt.
Unter den kleinen Sendern ging der «Club der roten Bänder» Anfang des Monats nochmal so richtig in die Vollen und generierte mit dem Finale des zweiten Durchgangs nahezu unfassbar tolle 10,3 Prozent Gesamt- sowie 18,8 Prozent Zielgruppen-Marktanteil bei 3,23 Millionen Interessenten. Auch das weitere Feld der größten Quotenhits des Monats ging dank zweier «Eine zauberhafte Nanny»-Streifen und der Serie «Rizzoli & Isles» ausnahmslos an VOX, bevor mit «Zuhause im Glück» und «Miss Marple: 16 Uhr 50 ab Paddington» je eine Ausstrahlung von RTL II und kabel eins auf 1,63 Millionen Gesamt-Zuschauer zu verweisen hatten. In der Zielgruppe war ersterer Privatsender dagegen mit «Berlin» und «Köln» am stärksten vertreten, während Letzterer auch den Dezember wieder überwiegend mit Spielfilmen stark bespielte - wenn er ihn denn überhaupt stark bespielte.
Alle Zuschauer (Dezember 2016)
ALLE ZUSCHAUER (DEZEMBER)
11,2
11,2
12,5
12,4
9,2
10,0
3,2
3,5
5,1
5,5
7,1
7,5
5,1
5,1
3,7
3,7
Marktanteile in % | Dezember 2016 ggü. November 2016
Im letzten Monat des Kalenderjahres bestätigte sich der im November eingeleitete Aufwärtstrend des Zweiten Deutschen Fernsehens, das nach einem verhältnismäßig schwachen Saisonstart von 11,9 auf 12,4 Prozent zuzulegen wusste - diesmal wurden sogar noch minimal stärkere 12,5 Prozent verzeichnet. Damit gelang die seit einigen Jahren bereits quasi-obligatorische Bestätigung der Marktführerschaft spielend leicht, einzig Das Erste war mit glanzlosen, aber immerhin soliden 11,2 Prozent zumindest noch ansatzweise auf Tuchfühlung mit den Mainzern. Nicht ganz leicht zu bewerten ist das Dezember-Abschneiden mit Blick auf RTL: Einerseits wurden die 10,0 bis 10,4 Prozent des ersten Fernsehjahres-Drittels (ein Fernsehjahr läuft traditionell von September bis Mai) mit nur 9,2 Prozent deutlich verfehlt, auf der anderen Seite ist der Dezember für die Kölner generell ein ziemlich problematischer Monat - und im Jahr 2015 hatte man diesen mit noch etwas schwächeren 9,1 Prozent abgeschlossen.
Im gewohnten Quoten-Nirwana hielt sich ein weiteres Mal Sat.1 auf, das mit 7,1 Prozent ebenfalls klare Verluste gegenüber dem November zu beklagen hatte, dieses miese Abschneiden jedoch bereits aus dem vergangenen Jahr kannte. Ein enges Rennen um den fünften Platz lieferten sich derweil VOX und ProSieben, da ersterer Sender nach dem grandiosen Oktober-Zwischenhoch von 5,8 Prozent zum zweiten Mal in Folge deutlich abgab und inzwischen wieder auf dem gewohnten Sender-Niveau von 5,1 Prozent rangiert - und weil ProSieben wie schon in den Jahren zuvor nicht so sehr zu den Sendern gehörte, die an den Weihnachts- und Festtagen mit allzu dramatischen Aderlässen leben müssen. Wenig Bewegung gab es auch bei kabel eins und RTL II, wobei letzterer Sender nach dreimal 3,5 Prozent in Folge diesmal mit etwas schwächeren 3,2 Prozent auszukommen hatte.
Spannend ist in der Gesamtbetrachtung der großen deutschen Fernsehsender, dass diese nach zuletzt relativ stabilen Zahlen im Dezember wieder deutliche Verluste zu beklagen hatten und mit kumuliert gerade einmal noch 57,1 Prozent einen neuen Alltime-Negativrekord hinnehmen mussten. Mit diesem Wert wurden nämlich die 58,1 Prozent aus dem Vorjahres-Dezember noch um einen Prozentpunkt unterboten, die bis dato als schwächste Marktanteilssumme der acht größten deutschen Programmstationen überhaupt auf dem Papier gestanden hatte.
14- bis 49-Jährige (Dezember 2016)
14- BIS 49-JÄHRIGE (DEZEMBER)
6,4
6,3
6,1
5,7
12,0
12,8
5,4
5,8
7,3
7,6
8,9
9,3
10,3
10,7
5,0
5,0
Marktanteile in % | Dezember 2016 ggü. November 2016
Mit seinen vergleichsweise zahlreichen Feiertagen, an denen die gewohnte Quotenstruktur ein wenig aufgeweicht wurde, hatte wieder einmal RTL am meisten zu knabbern: Statt der ohnehin schon nicht überragenden 12,8 Prozent aus dem November standen diesmal nur noch 12,0 Prozent auf dem Papier, womit sich der sukzessive Abwärtstrend nach immerhin 13,3 Prozent im September nahtlos fortsetzte. Andererseits lief es im direkten Vergleich mit dem Vorjahres-Monat doch ein gutes Stück besser, als der Dauer-Marktführer des jungen Publikums sogar nur 11,7 Prozent generiert hatte - nach ebenfalls deutlich schwächeren 12,3 Prozent im November. Bedenkt man, dass mit «DSDS» und insbesondere dem Dschungelcamp zwei echte Hochkaräter im Januar anstehen, müssen die Programmverantwortlichen nicht allzu betrübt in den Januar gehen.
Etwas anders sieht es da schon für ProSieben aus, das sich mit nur 10,3 Prozent aus dem Kalenderjahr verabschiedete und damit einmal mehr keine Glanzleistung ablieferte. Den 11,1 Prozent aus dem Dezember 2015 war man weit unterlegen und lag sogar noch unterhalb der 10,6 Prozent aus dem vergangenen Januar, der aufgrund der starken privaten Konkurrenz in den letzten Jahren stets der größte Problembär innerhalb der Kernsaison war. Dafür hielt sich Sat.1 - wohl nicht zuletzt auch dank der finalen Phase von «The Voice of Germany» - respektabel und verschlechterte sich gegenüber dem Vormonat lediglich von 9,3 auf 8,9 Prozent. Bedenkt man, dass der Sender im vergangenen Jahr noch einen ungleich dramatischeren Rückgang um 0,8 Prozentpunkte auf 8,6 Prozent zu verkraften hatte, liest sich das doch ziemlich moderat.
Ein wenig in den Schlummermodus nach wahrlich herausragenden Zahlen zum Saisonauftakt hat auch VOX geschaltet, das mit 7,3 Prozent allerdings trotzdem keinerlei Grund zur Panik hat und auch diesmal wieder weit oberhalb der 6,8 Prozent aus dem Vergleichsmonat 2015 lag. Auch RTL II muss sich bei Betrachtung längerer Dynamiken weitaus weniger Sorgen machen, als der ganz aktuell zu Buche stehende Rückgang von 5,8 auf 5,4 Prozent suggeriert - schließlich hatte man ein Jahr zuvor sogar noch etwas schwächere 5,3 Prozent zu akzeptieren. Etwas anders sieht es dagegen für kabel eins aus, das mit seinem reichhaltigen Angebot an Spielfilm-Klassiker eigentlich eher zu den Profiteuren des Weihnachtsprogramms zählt und dennoch mit 5,0 Prozent zum wiederholten Male nur ganz knapp noch ein Zwanzigstel des jungen Publikums erreichte. Die Gesamtentwicklung zeigt hier derzeit eher in die falsche Richtung, zumal im Dezember 2015 noch überzeugende 5,5 Prozent erzielt worden waren. Kumuliert lagen die acht großen Sender übrigens bei einem Marktanteil von 61,4 Prozent – und und unterboten damit dem bisherigen Allzeit-Tiefstwert aus dem vergangenen Dezember, als 61,9 Prozent hinzunehmen waren.
Alle Zuschauer (Fernsehjahr)
ALLE ZUSCHAUER (FERNSEHJAHR)
11,0
11,6
12,2
12,4
9,9
10,2
3,4
3,5
5,5
5,2
7,5
7,6
5,1
5,3
3,8
3,8
Marktanteile in % | Sep. 2016 – Dez. 2016 ggü. Sep. 2015 – Mai 2016
Es ist das seit Jahren bekannte Bild, wenn man sich an einem direkten Saison-Vergleich der großen deutschen Fernsehsender versucht: Die Verluste dominieren. An dieser Abwärtsspirale beteiligt sich nach aktuellem Stand auch das Zweite Deutsche Fernsehen, das sich mit derzeit 12,2 Prozent zwar unangefochten an der Spitze hält, aber seinen Marktanteil trotzdem nicht ganz aufrecht erhalten kann. Sollte es dabei bleiben, wäre es das dritte Jahr in den roten Zahlen in Folge - gleichwohl muss es nicht dabei bleiben, denn die saisoninterne Entwicklung zeigt derzeit klar nach oben. Dem Ersten war es im letzten TV-Jahr geglückt, seine Marktposition mit 11,6 Prozent identisch zu halten, dafür jedoch spricht angesichts von nur 11,0 Prozent allerdings umso mehr dafür, dass es diesmal umso klarer nach unten gehen dürfte - und zwar auf einen historischen Tiefstwert, sollte man in den kommenden fünf Monaten nicht mächtig reinklotzen können.
Ein wenig zu relativieren ist dagegen der sich andeutende Abstieg RTLs von 10,2 auf 9,9 Prozent, denn der werbefinanzierte Kanal steht aller Voraussicht nach direkt vor dem stärksten Saisonmonat, für den wohl einmal mehr «Ich bin ein Star» hauptverantwortlich zeichnen dürfte. Doch Obacht, möchte man der Programmplanung entgegenrufen: Auch die Live-Bilder aus dem australischen Regenwald hatten zuletzt ein wenig an Glanz verloren und in den beiden Vorjahren "nur noch" für etwa elfeinhalb statt wie zuvor etwa 13 Prozent Gesamt-Marktanteil am Monatsende garantiert. Bei Sat.1 ist derzeit noch kein klarer Trend nach oben oder unten erkennbar, die Tendenz der Vorjahre spricht allerdings eher dafür, dass man Ende Mai nicht mehr auf die 7,6 Prozent der Vorsaison wird verweisen können, denn zwischen September bis Dezember lief es zuletzt stets besser als zwischen Januar und Mai.
In Angesicht all dieser negativen Schwingungen, die derzeit auch von ProSieben Besitz ergreifen, ist das deutliche Plus von VOX doch eine willkommene Abwechslung. Schon in den vergangenen drei Jahren war es dem Sender gelungen, sich weitgehend konstant zu halten, diesmal könnte sogar der Turnover hin zum Zugewinn erfolgen - auch wenn noch ein ganzer Batzen Arbeit vor den Programmverantwortlichen liegt, möchte man seine 5,5 Prozent aufrecht erhalten. Bei kabel eins und RTL II tut sich derzeit wenig, was vor allem für letzteren Sender ein Grund zum Durchatmen sein dürfte, war man zuletzt doch innerhalb von drei Jahren von tollen 4,2 Prozent auf ernüchternde 3,5 Prozent abgestürzt.
14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)
14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
6,1
6,7
5,7
5,8
12,8
13,2
5,7
5,8
7,6
6,7
9,0
9,0
10,4
10,9
5,1
5,2
Marktanteile in % | Sep. 2016 – Dez. 2016 ggü. Sep. 2015 – Mai 2016
Beim jungen Publikum lässt sich nach aktuellem Stand eine Dreiteilung der Senderlandschaft feststellen: Die Hälfte der Sender, nämlich das ZDF, Sat.1, RTL II und kabel eins, halten nach derzeitigem Stand das (allerdings in allen vier Fällen nicht gerade überragende) Niveau der Vorsaison, die Auf- bzw. Abwärtstendenzen sind hier bestenfalls marginaler Natur. Bei RTL, ProSieben und Das Erste spricht derzeit ziemlich viel dafür, dass sich die Sender Ende Mai auf Pressemitteilungen einzustellen haben, die einen negativen Gesamttrend möglichst wenig dramatisch darstellen sollten. Und völlig aus der Reihe tanzt VOX, das nach einem saftigen Absturz von den 2012/13 erzielten 7,9 Prozent bis zu den 2015/16 noch vorhandenen 6,7 Prozent nach aktuellem Stand eine völlig überraschende Trendwende macht und sich aktuell über herausragende 7,6 Prozent freuen kann. Da kann man nur gratulieren und höchsten Respekt zollen.
Doch noch einmal zurück zu den drei voraussichtlichen Verlierern, bei denen die Vorbedingungen für die ersten fünf Monate keineswegs gleich sind. Die besten Chancen, am Ende des TV-Jahres noch mit einem blauen Auge davon zu kommen, hat sicherlich RTL. Zwar sieht der Absturz von 13,2 auf 12,8 Prozent aktuell sicher nicht undramatisch aus, könnte sich aber schon im Januar erheblich relativieren, sollten Dschungelcamp und Co. auch in diesem Jahr wieder zu rund 16 Prozent Monatsmarktanteil führen - wie es 2014 und 2015 der Fall war. Dann nämlich läge man auf einem Schlag bei einem Saison-Durchschnittswert von knapp 13,5 Prozent und hätte sogar alle Möglichkeiten, um das Fernsehjahr sogar mit einem leichten Plus zu vollenden.
Schwieriger ist die Lage da schon für ProSieben, das zwar in den vergangenen vier Jahren weitgehend konstant bei 10,9 bis 11,3 Prozent lag und sich in Anbetracht der fortschreitenden Marktfragmentierung ein schwaches Jahr durchaus mal leisten könnte, bei dem allerdings derzeit auch nicht allzu viele Faktoren die Hoffnung darauf wecken, dass man dem noch wird entgehen können. Seit dem Raabschied im Dezember 2015 kam man kein einziges Mal mehr auf die elf Prozent, die zuvor keine Seltenheit waren und der aktuelle Saisondurchschnittswert von 10,4 Prozent dürfte auch das sein, was für das Ende der Saison realistisch ist. Ähnlich sieht die Lage beim Ersten aus, das sich in den letzten Jahren überraschend deutlich vor dem ZDF hielt und nach seinem Negativrekord 2012 (6,3 Prozent) zuletzt sogar mit 6,6 bis 6,8 Prozent erstaunliche Zugewinne verzeichnete. Diese scheinen jetzt wie ein Bumerang auf den Sender zurückzukommen, mit derzeit 6,1 Prozent könnte es sogar einen neuen historischen Tiefstwert setzen und sportliche Großveranstaltungen, die den Öffentlich-Rechtlichen traditionell viele junge Zuschauer bescheren, sind 2017 Mangelware - zumal alles dafür spricht, dass die Handball-WM im Januar nicht bei ARD und ZDF laufen wird.
Abschließend noch ein kurzer Kommentar zum Thema Marktfragmentierung, die - Sie ahnen es vielleicht schon - sich beim Gesamtpublikum wie auch in der klassischen werberelevanten Zielgruppe ungebremst fortsetzt. Bei allen Zuschauern ab drei Jahren kommen die "Big Eight" nach derzeitigem Stand auf einen kumulierten Marktanteil von 58,4 Prozent, nachdem in der Vorsaison noch 59,6 Prozent auf dem Papier gestanden hatten. Vor drei Jahren waren es noch 63,2 Prozent und vor fünf Jahren sahen sogar noch durchschnittlich knapp über zwei Drittel aller Fernsehenden die großen Fische des TV-Teichs (67,4 Prozent). Bei den 14- bis 49-Jährigen stehen aktuell 62,4 statt 63,3 Prozent auf dem Papier, auch hier ist der Rückgang im Drei- sowie Fünfjahresvergleich (67,4 bzw. 71,7 Prozent) überdeutlich zu erkennen.
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