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Die 10 besten Filme 2016

Krumme Zähne und tanzende Seemänner. Geschichten von Helden, Journalismus und Rassismus: 2016 war ein Filmjahr mit außergewöhnlichen Höhepunkten.

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Platz 5: «Toni Erdmann» (Regie: Maren Ade)
Was eine filmische Bestenliste im Jahr 2016 ist, kommt wohl kaum ohne Maren Ades 162-minütige Tour de Force aus. Das dramatisch-komödiantische Aufeinanderprallen einer geschäftigen Unternehmensberaterin (Sandra Hüller) und eines stets herumulkenden Alt-68ers (Peter Simonischek) wurde weltweit mit Preisen überhäuft und ist Stammgast in internationalen Kritikerlisten. Wo Hype ist, da ist allerdings auch Backlash: Während die Hälfte des für dieses Ranking verantwortlichen Quartetts Feuer und Flamme für Deutschlands Oscar-Beitrag ist, würde die andere Hälfte «Toni Erdmann» überall parken – nur nicht in einer Bestenliste. Da jedoch jedes Jurymitglied nur zehn Positivstimmen mit steigender Intensität abgeben konnte, und nicht etwa obendrein Negativstimmen einreichen durfte, bleibt allen «Toni Erdmann»-Zweifler nur unsere Filmkritik, die allen Verehrern dieser XXL-Dramödie versucht, die Gegensicht zu erläutern. Ach du heilige Käsereibe!

Platz 4: «Swiss Army Man» (Regie: The Daniels)
Furzende Leiche übertrifft beharrlichen Rentner mit Zottelperücke und schiefem Scherzgebiss: Die Indie-Produktion «Swiss Army Man» kam, wimmerte suizidale Gedanken vor sich her, furzte und siegte. Oder setzte sich zumindest über einige prominenter besprochene Kritikerfavoriten wie «Toni Erdmann» oder Megaerfolge wie «The First Avenger: Civil War» hinfort – kein Wunder, wenn man sich diesen irren Film auch wirklich anschaut, statt sich aufgrund des schrägen Konzepts sonstwas auszumalen: Das Regie-Duo 'The Daniels' lässt «There Will Be Blood»-Prügelknabe Paul Dano auf einer einsamen Insel stranden, wo er «Harry Potter» höchstpersönlich, Daniel Radcliffe, als dauerfurzende Leiche entdeckt. Gemeinsam machen sie sich auf in ein bildhübsch fotografiertes, musikalisch betörend untermaltes Abenteuer, das sich mehr und mehr von seinem kurios-derben Grundgedanken entfernt. An dessen Stelle treten doppel- und dreifachbödige Dialoge über das Menschsein, die Liebe und die Beschaffenheit des Verstandes. Na denn: Pups!

Platz 3: «Spotlight» (Regie: Thomas McCarthy)
Frei von Effekthascherei erzählt dieses mit dem Academy Award für den besten Film gewürdigte Drama nicht nur von der erschreckenden Dreistigkeit, mit der die katholische Kirche Fälle von Kindesmissbrauch zu vertuschen versucht. Ganz nebenher entfaltet sich die rundum bestechend gespielte Geschichte über eine Gruppe von Investigativjournalisten (u.a.: Mark Ruffalo, Michael Keaton, Rachel McAdams) zu einer ernüchternden Bestandsaufnahme der sogenannten vierten Gewalt. Kein Film, der einen aus dem Stehgreif umhaut – sondern einer, der sich im Hinterkopf festsetzt und lange nachhallt!

Platz 2: «The Big Short» (Regie: Adam McKay)
Auf dem großen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Parkett wird sich liebend gern über Lappalien aufgeregt. Wenn aber findige Leute anhand bestechender Befunde vor Katastrophen vorwarnen, fühlt sich niemand angesprochen. «Anchorman»-Regisseur Adam McKay nimmt ein wahres Beispiel für diese Faustregel und verwandelt sie in ein kluges, mit den Erzählkonventionen des Genres spielendes, freches Drama über die Weltwirtschaftskrise: «The Big Short» ist eine grantige Gaudi, die genervt auf den Wall-Street-Tumult der späten 2000er zurückblickt – und dabei dank seines Topensembles rund um Steve Carell, Ryan Gosling, Christian Bale und Brad Pitt echt Laune macht!

Platz 1: «Arrival» (Regie: Denis Villeneuve)
Ein Sci-Fi-Film ohne Actionsequenzen. Ein Aufeinandertreffen zwischen Mensch und Außerirdischen, in dem ausnahmsweise nicht naturwissenschaftliche und technologische Gesichtspunkte im Vordergrund stehen – sondern Linguistik und Kommunikation. Ein Film über Austausch, Geduld und Friedfertigkeit. Und all dies auch noch eingefangen in packenden Bildern und brillant gespielt. Denis Villeneuve gelang mit diesem berührenden und nachdenklichen Sci-Fi-Drama genau der richtige Film für unsere angespannte Gegenwart!

Ehrennennungen: Denkbar knapp an den Quotenmeter.de-Top-Ten des Kinojahres 2016 gescheitert ist die dramatische Ruhrpottmär «Junges Licht» von Adolf Winkelmann. Alejandro González Iñárritus Survival/Rache-Thrillerdrama «The Revenant – Der Rückkehrer», Charlie Kaufmans feinfühlige Stop-Motion-Trickarbeit «Anomalisa» sowie das über Freiheit sinnierende Drama «Mustang» von Deniz Gamze Ergüven hätten es ebenfalls fast in die Top Ten geschafft. Auch dem dänischen Kollateralschaden-Drama «A War» fehlten nur wenige Punkte, um sich in die endgültige Liste zu kämpfen. Außerdem wurde in den eingereichten Einzellisten auf niedrigeren Rängen für Nicolette Krebitz‘ mutige Frau-Wolf-Geschichte «Wild», den Slasherthriller «Green Room», das Boxerdrama «Creed – Rockys Legacy», das Horrorepos «Conjuring 2», die Stop-Motion-Fantasie «Kubo – Der tapfere Samurai», die surreale Gesellschaftskritik «High-Rise» und das effektreiche Abenteuer «The Jungle Book» eingestanden.
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22.12.2016 10:23 Uhr Kurz-URL: qmde.de/90138
Antje Wessels, Dominik Porschen, Stefan Turiak und Sidney Schering

super
schade

80 %
20 %

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Tags

A War Anchorman Anomalisa Arrival Civil War Community Conjuring 2 Creed Creed – Rockys Legacy Der Rückkehrer Der tapfere Samurai Die Mitte der Welt Green Room Hail Caesar! Harry Potter High-Rise Junges Licht Kubo Kubo – Der tapfere Samurai Mustang R

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Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
Sentinel2003
23.12.2016 00:20 Uhr 2




Gerade erst gesehen und schon 2 meiner Lieblings - Filme: Arrival und Deepwater Horizon!
torsten.partenheimer
23.12.2016 00:36 Uhr 3
Arrival war erst der zweite Film bei dem ich im Kino eingeschlafen bin.
Sentinel2003
23.12.2016 03:47 Uhr 4


So sind eben Geschmäcker....tut mir ja leid für dich, aber, ich fand den stark!!



Vielleicht haste dir ja auch was völlig anders von dem Film vorgestellt...
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