Nachdem Showtime den Start der siebten Staffel in den Herbst vorzog, nahmen einige Zuschauer Reißaus. Dennoch schnitt nie eine Staffel quotentechnisch besser ab als Runde sieben.
Geräuschlos verlief die siebte Staffel von «Shameless» nicht. Kurz vor dem Staffelfinale meldete sich Hauptdarstellerin Emmy Rossum in den Medien zu Wort und forderte, in der kommenden achten Staffel mindestens genauso viel Gehalt erhalten zu wollen wie ihr Serienvater William H. Macy. Sogar eher mehr, schließlich habe sie als Protagonistin jahrelang weniger verdient als Macy. Eine mutige Ansage für Gleichberechtigung, allerdings agierte Rossum auch aus einer starken Verhandlungsposition heraus: «Shameless» stellt zusammen mit «Homeland» die aktuell langlebigste, auf einem Drehbuch basierende Eigenproduktion des Senders dar. In der jüngeren Vergangenheit erhöhte sich der Stellenwert der Warner Bros.-Produktion sogar noch. Mit «Nurse Jackie», «Happyish» und «House of Lies» verabschiedeten sich gleich drei Comedy-Formate, sodass das Showtime-Repertoire in diesem Bereich auf drei Originalserien schrumpfte – mit «Shameless» als unangefochtenem Flagschiff. Kurzum: Man ließ sich auf die Gehaltsforderungen Rossums ein (siehe Info-Box).
So sicherte Showtime den Fortbestand seines derzeit zweitbeliebtesten Formats. Eine wichtige Weichenstellung, zumal derzeit keine große neue Comedy-Serie angekündigt ist. Mit Staffel sieben ließ sich Showtime 2016 allerdings nicht viel Zeit: Seit dem Start des Formats im Jahr 2011 startete die Serie eigentlich jeweils im Januar in ihre neue Staffel. Dies änderte sich mit der siebten Runde, die Showtime nun bereits im Herbst 2016 platzierte. Damit zeigte der Bezahlsender erstmals überhaupt zwei komplette Staffeln «Shameless» in einem Jahr. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Sehbeteiligungen.
Am 2. Oktober 2016 startete die Dramedy in ihre mittlerweile siebte Runde. Mit 1,24 Millionen Zuschauern ab zwei Jahren verlor «Shameless» bereits gegenüber dem Auftakt des sechsten Laufs 200.000 Zuschauer, wobei der Staffelstart schon am 23. September online veröffentlicht wurde und so eventuell einige Fans auf eine erneute Sichtung im linearen Fernsehen verzichteten. Auch angesichts der großen Serien-Konkurrenz kamen die Zuschauerverluste in der bislang ungewohnten Jahreszeit jedoch alles andere als überraschend. Im 21 Uhr-Slot musste sich «Shameless» beispielsweise «Fear the Walking Dead» oder dem Start von HBOs neuem Prestige-Projekt «Westworld» geschlagen geben. Mit einem Rating von 0,5 Prozent in Bezug auf alle in den USA lebenden 18- bis 49-Jährigen konnte Showtime aber zufrieden sein.
Die durchschnittlichen Reichweiten der bisherigen «Shameless»-Staffeln
- 1. Staffel: 1,03 Mio.
- 2. Staffel: 1,36 Mio.
- 3. Staffel: 1,65 Mio.
- 4. Staffel: 1,71 Mio.
- 5. Staffel: 1,58 Mio.
- 6. Staffel: 1,56 Mio.
- 7. Staffel: 1,42 Mio.
ab 2 Jahren
Einen noch schwereren Stand hatte «Shameless» in der Folgewoche, als zeitgleich zur zweiten Ausgabe der siebten Staffel, die zweite TV-Debatte zwischen Hillary Clinton und Donald Trump ihren Lauf nahm. Das Duell rangierte unangefochten auf Platz eins der beliebtesten Programme des Sonntags, «Shameless» blieben dabei insgesamt 1,11 Millionen Interessenten und 0,4 Prozent der Zielgruppe, was reichweitentechnisch dem niedrigsten Wert seit Februar 2012 gleichkam. Die Situation entspannte sich wieder am 16. Oktober. AMCs «Fear the Walking Dead» hatte seine zweite Staffel zu dieser Zeit bereits hinter sich und erst eine Woche später kehrte das Originalformat «The Walking Dead» zurück, während «Westworld» bei HBO eher auf Abruf und weniger im Rahmen der linearen Ausstrahlungen einen großen Erfolg darstellte. So unterhielt «Shameless» sehenswerte 1,44 Millionen Zuschauer und darin enthaltene 0,6 Prozent aller 18- bis 49-Jährigen in den USA.
Trotz der zweitbesten Werte seit Bestehen, die «The Walking Dead» zur Rückkehr am 23. Oktober einfuhr und damit die Konkurrenz um Längen schlug, schlug sich «Shameless» mit rund einem Zwölftel der Reichweite an besagtem Abend wacker: 1,38 Millionen Zuschauer ab zwei Jahren standen im Rahmen von Folge vier zu Buche, was in 0,5 Prozent der Werberelevanten resultierte. Dass die Zahlen des Showtime-Originalformats sowieso nicht wesentlich vom Abschneiden der Zombieserie abhängen, zeigte sich sieben Tage später. Während «The Walking Dead» so viele Zuschauer verlor wie noch nie zuvor, büßte auch «Shameless» deutlich an Interesse ein. Insgesamt 1,20 Millionen Zuschauer wurden noch gemessen, mit 0,4 Prozent aller 18- bis 49-Jährigen.
Aufwärts ging es wieder mit Folge sechs, die am 6. November 1,44 Millionen Zuschauer und 0,5 Prozent enthielt, was jedoch eine Woche später von noch 1,33 Millionen Interessenten gefolgt wurde, wobei die von Paul Abbott kreierte Serie weiterhin etwa 0,5 Prozent der jungen Personen in den USA belustigte. Mit 1,40 Millionen Zusehern stieg die Reichweite am 20. November wieder, ehe eine Woche später die bislang höchsten Zuschauerzahlen im Rahmen der siebten Staffel gemessen wurden: Während «The Walking Dead» die niedrigsten Werte seit vier Jahren verzeichnete, bewegte sich «Shameless» mit 1,56 Millionen Personen wieder etwa auf dem Niveau seiner sechsten Staffel. Mit 0,6 Prozent schnitt die siebte Runde beim jungen Publikum sogar vergleichsweise besser ab – neben den Reichweitenverlusten eine weitere Konsequenz des neuerlichen Herbststarts.
Noch drei Episoden standen im Rahmen der zwölfteiligen siebten Staffel aus. Am 4. Dezember gelang es Showtimes Adaption der gleichnamigen britischen TV-Serie, den Staffelhöchstwert von Ende November ein weiteres Mal zu überbieten. 1,60 Millionen Personen widmeten sich der Folge „Ride or Die“, was in Bezug auf die 18- bis 49-jährigen Zuschauer 0,6 Prozent bewirkte. Auch am 11. Dezember präsentierte sich «Shameless» weiter konstant und erreichte 1,58 Millionen Zuschauer bei 0,6 Prozent des umworbenen Publikums. Den Höhepunkt der Staffel hielt jedoch das Staffelfinale am 18. Dezember bereit.
Die Lehren, die Showtime aus der siebten Staffel von «Shameless» ziehen kann, sind begrenzt. Nachdem der Sender die neuen Episoden vorzog und das Format erstmals ab Herbst statt ab Januar sendete, wurden durchschnittlich 140.000 Zuschauer weniger gemessen. Dies könnte schlicht auf ein geringeres Interesse der Zuschauer hindeuten, allerdings befand sich «Shameless» im Herbst das erste Mal seit Jahren in Gesellschaft mit anderen absoluten Serienhits. Während «Westworld» bei HBO im gleichen Timeslot zwar stark aber nicht überragend lief, musste sich «Shameless» gegen die übermächtigen Zombie-Serien von AMC behaupten und gab dabei eine gute Figur ab: 1,72 Millionen Zuschauer widmeten sich der zwölften Ausgabe aus Staffel sieben und damit so viele wie in der gesamten sechsten Staffel nicht. Weiterhin holte die Serie so 0,6 Prozent.
Den insgesamt rund 1,42 Millionen Zuschauern pro Folge steht dabei ein durchschnittliches Rating von 0,5 Prozent gegenüber. Nie schnitt eine Staffel der Showtime-Serie quotentechnisch besser ab, durch zeitversetzte Abrufe verdoppelte «Shameless» sein Rating sogar binnen Wochenfrist, während die Gesamtzuschauerzahl um durchschnittlich etwa 80 Prozent anstieg. Angesichts der wichtigen Stellung, die «Shameless» mittlerweile im Programm von Showtime einnimmt, hing die Verlängerung der Serie eher von den Vertragsverhandlungen mit Darstellerin Emmy Rossum ab. Schon nach dem Abspann des Staffelfinals bat Showtime seine Zuschauer, nächstes Jahr wieder einzuschalten. Einen Tag später wurde die Verlängerung des Formats öffentlich bekannt gegeben.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel