Auch das Jahr 2016 brachte wieder zahlreiche Formate hervor. Einige vielversprechende Neustarts liefen dabei quotentechnisch unter Wert. Eine Übersicht.
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«Das ProSieben Auswärtsspiel»
«Das ProSieben Auswärtsspiel» war eine bislang einmalige Eventshow des titelgebenden Senders aus dem Süden Deutschlands. Mit 10,4 Prozent generierte die Sendung am Samstag, dem 24. September, etwa Werte in Höhe des «Schlag den Star»-Niveaus. Ganz zufriedenstellend, könnte man meinen. Betrachtet man jedoch den Aufwand, der hinter der ambitionierten XXL-Sendung liegt, wird sich ProSieben sicher mehr erhofft haben. Eine riesige Hausparty mit knapp 300 Leuten und Promis wie The Boss Hoss, Frank Buschmann, Thore Schölermann, Guido Cantz, Palina, Elton und Teile des Sender-Managements nahm Ende September seinen Lauf. Der Clou: Die Liveshow findet nicht in den ProSieben-Studios statt, sondern im Heim des Kandidaten, der in der Sendung um Sachpreise spielt und letztlich sogar 100.000 Euro gewinnen kann.
Vier Stunden umfasste die Show, entsprechend enorm war der Aufwand ProSiebens, das für die Übertragung eine ganze Straßenzeile für die zahlreichen Spiele präparieren, die Promis und das Equipment in einen Wohnblock transportieren musste und vorher nichts proben konnte. So herrschte über weite Teile eine zeitweise anstrengende, aber auch oft liebenswerte Chaotik. Am Ende stand eine Samstagabendshow, die vieles ganz anders machte als man es vom deutschen Fernsehen dieser Tage kennt - die ihren Reiz durch ihre Unberechenbarkeit erzeugte. «Das ProSieben Auswärtsspiel» könnte eine goldene Zukunft haben, auf die die Werte der Premiere noch nicht hindeuten.
«Blindspot» (Sat.1)
Als die US-Serie «Blindspot» am 8. September 2016 seine Free-TV-Premiere bei Sat.1 feierte, hatte sich die Crime-Serie in den USA schon längst einen Namen gemacht. Vor dem Start der TV-Saison 2015/2016 nannten zahlreiche Kritiker das NBC-Format als qualitativ besten Neustart der bevorstehenden Saison. Auch quotentechnisch lieferte die Serie ab: Knapp elf Millionen Personen verfolgten die erste Staffel der Serie in den USA pro Folge, sodass NBC sich nicht lange Zeit ließ, «Blindspot» zu verlängern. Derzeit läuft die Warner Bros-Produktion in den USA bereits in Staffel zwei, hierzulande hat «Blindspot» jedoch noch mit den 23 Episoden aus Staffel eins zu kämpfen.
Insbesondere die interessante Prämisse des Formats lockte nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland viele Serienfans bereits im Vorfeld an: Eine am ganzen Körper tätowierte Frau wird nackt und ohne Erinnerungen bezüglich ihrer Identität am New Yorker Time Square gefunden. Das FBI findet schnell heraus, dass ihre Tattoos Hinweise auf schwere Verbrechen aller Art enthalten und macht sich danach auf, die Fälle zu lösen. Dieses Setup führte «Blindspot» im Rahmen seiner Premiere bei Sat.1 zu starken 13,1 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Schnell riss das Interesse am Crime-Format jedoch ab. Auch nach dem stets überzeugenden «Criminal Minds» fiel «Blindspot» schon nach vier Folgen unter den Sat.1-Senderschnitt. Nach schwachen 7,2 Prozent am 3. November beschloss Sat.1, «Blindspot» erst eine Stunde später zu zeigen. Auf dem eigentlich angedachten 21.15 Uhr-Sendeplatz holen dieser Tage sogar «Criminal Minds»-Wiederholungen deutlich stärkere Zahlen, während «Blindspot» meist knapp unter neun Prozent der Zielgruppe abschneidet.
«Old Guys on Tour» (Tele 5)
Anders als die großen Sender scheut sich Tele 5 nicht vor Programm-Experimenten, hier sind Innovationen und zuweilen auch Wahnsinn Teil des Senderkonzepts. Verwegen war auch die Idee des Senders, ab Mitte September eine Auswahl an Gameshow-Moderatoren der 90er Jahre beim Beschreiten des Jakobswegs zu zeigen. Angeführt vom 70jährigen Jörg Dräger, ehemaliger «Geh aufs Ganze!»-Moderator und notorischer Zonk-Verteiler, neben dem 63jährigen Ex-«Glücksrad»-Moderator Frederic Meisner, dem 67jährigen «Der Preis ist heiß»-Moderator Harry Wijnvoord und dem 72jährige Björn Hergen-Schimpfn, der sowohl bei den Öffentlich Rechtlichen als auch bei RTL und Vox unterschiedliche Sendungen moderierte. So etwas wie die «Expendables» der 90er Jahre-Abendunterhaltung also, während Karl Dall die Funktion des Moderators, Kommentators und "Reiseleiters" übernahm, der immer mal wieder obszöne Witze einstreute und die schwer gezeichneten Pilger zwischendrin süffisant begrüßte.
«Old Guys on Tour» – das war vor allem televisionäre Entschleunigung mit grauhaarigen TV-Urgesteinen, die wahlweise über Schmerzen in Knie, Wade oder Hüfte motzten. Kurzerhand deklarierte Tele5 seinen Sendernamen ironisch zu „Tele 65+“ und das Format zur „Walkumentary“. Insgesamt stellte «Old Guys on Tour» liebenswerten TV-Blödsinn á la Tele 5 dar. Auf Twitter lief der Hashtag zur Sendung heiß, die Zuschauer schienen einen Heidenspaß zu haben. Unter dem Strich sprang jedoch kein Quotenerfolg heraus. Dafür war das Format einfach zu Tele 5.
«ran Basketball» (ProSieben Maxx)
Am Fußball führt in Deutschland kein Weg vorbei, das wissen auch die Fernsehmacher. Dass es außerdem Sportarten gibt, für die sich die deutschen abseits der Bundesliga interessieren, ist jedoch auch klar. Der Basketball hat im deutschen Fernsehen eine wahre Odyssee hinter sich, die die Korbjagd zuletzt zu ProSieben Maxx führte. Mit der NFL hatte ProSieben Maxx kurz davor großartige Erfahrungen gemacht, als der US-Sport am Sonntag zum Quotenhit wurde. Dies wollte ProSieben Maxx mit dem Basketball wiederholen und sicherte sich daher den Basketball Eurocup, an dem in dieser Saison Alba Berlin, ratiopharm Ulm und die sonst so quotenstarken Münchner Bayern teilnehmen.
Während die Basketball-Bundesliga unter anderem über „Telekom Basketball“ und Free-TV-Partner Sport1 zu sehen ist, scheint das Interesse am Sport dieser Tage gesättigt zu sein, zumal der Basketball Eurocup bei Weitem nicht die Zugkraft einer UEFA Champions League hat. Schon im Rahmen der ersten Übertragung am 12. Oktober verbuchte ProSieben Maxx am Mittwochabend katastrophale Werte, die sich seitdem nicht deutlich besserten. In der Primetime holt «ran Basketball» gerade einmal 0,3 bis 0,4 Prozent, zuweilen aber auch 0,1 Prozent oder Marktanteile im nicht messbaren Bereich. So deutet alles darauf hin, dass die Basketball-Übertragungen bei ProSieben Maxx ein jähes Ende nehmen werden. Schade, denn die Qualität der Übertragungen und die Sportart an sich hätte in Deutschland mehr Aufmerksamkeit verdient.
«Weinberg» (VOX)
Oh, du deutsche Serie! «Die Stadt und die Macht» war bei Weitem nicht die einzige deutsche Serie, die 2016 hinter ihrem Potenzial zurückblieb. Dabei liest sich die Geschichte von «Weinberg» doch so hoffnungsvoll: Als Eigenproduktion des nicht gerade auf Rosen gebetteten Pay-TV-Senders TNT Serie, schaffte es die deutsche Mystery-Serie vom Bezahlfernsehen ins frei empfangbare Programm zu VOX, das im Serienbereich zuletzt mit «Club der roten Bänder» gute Erfahrungen machte. Doch «Weinberg», nach der Idee der «Club der roten Bänder»-Autoren Jan Martin Scharf und Arne Nolting, hätte keinen größeren Kontrast zum VOX-Serienerfolg bieten können: Das Format erzählt die Geschichte eines namenlosen Mannes, der mit einer Kopfverletzung auf einem von Nebel umwobenen «Weinberg» aufwacht. An seine Identität kann er sich nicht erinnern, sein Trauma verschärft der Fund einer Leiche direkt neben ihm. Eine bildhübsche junge Frau, festlich gekleidet, blutüberströmt. Um dem Mord nachzugehen, begibt sich der Unbekannte an das am Fuß des Weinbergs liegende und verschworene Dorf Kaltenzell an der Ahr.
Ok, «Weinberg» lief schon im Pay-TV ziemlich schwach. Gerade einmal 3,2 Prozent, die in der werberelevanten Zielgruppe im Rahmen der Multi-Programmierungen bei VOX feststanden, hat die Serie jedoch wahrlich nicht verdient. «Weinberg» galt als einer der Lichtblicke im Bereich deutscher Serien, als düster und stimmungsvoll. Gleichzeitig schafften es die Macher, mit vergleichsweise geringen Mitteln, eine intelligente und packende serielle Erzählung zu kreieren und trotzdem optisch einiges herzumachen. Daran hat das deutsche Fernsehpublikum dieser Tage scheinbar einfach kein Interesse.
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18.12.2016 11:01 Uhr 1