Der gewöhnungsbedürftige Comedian Olaf Schubert erhält mit der Romantic Comedy «Schubert in Love» seinen ersten Kinofilm. Wie gut funktioniert der spleenige Humor auf der großen Leinwand und was ist, wenn man mit Schubert ohnehin nichts anfangen kann?
Filmfacts: «Schubert in Love»
- Kinostart: 7. Dezember
- Genre: Komödie
- FSK: 12
- Laufzeit: 94 Min.
- Kamera: Jana Marsik
- Musik: Max Berghaus
- Buch: Olaf Schubert, Stephan Ludwig, Lars Büchel
- Regie: Lars Büchel
- Darsteller: Olaf Schubert, Mario Adorf, Marie Leuenberger, Martina Hill, Bert Stephan, Jochen Barkas, Hildegard Schroedter, Ramona Kunze-Libnow
- OT: Schubert in Love: Vater werden ist (nicht) schwer (DE 2016)
Es ist noch gar nicht lange her, da wurde es zu einer (Un-)Sitte, allen möglichen Comedians den Sprung auf die große Leinwand zu ermöglichen. Nur ungern erinnern wir uns an Filme wie «Agent Ranjid rettet die Welt», Mario Barths «Männersache» oder den René-Marik-Film «Geld her oder Autsch’n!» – irgendwie hatte wohl auch jeder so ein wenig gehofft, das deutsche Komödienkino hätte diese Phase überstanden. Doch der Vorzeige-Sachse und Karo-Pullunder-Träger Olaf Schubert (der eigentlich Michael Haubold heißt, aber in der Öffentlichkeit ausschließlich als sein Alter Ego auftritt) hatte bislang noch nicht das Vergnügen. Nun macht ihn Regisseur Lars Büchel («Erbsen auf halb 6») zum Protagonisten seiner albernen RomCom «Schubert in Love», in der sich der durch die Heute Show und seine diversen Bühnenprogramme bekannt gemachte Anti-Romantiker auf die Suche nach einer Frau begibt, um mit ihr so schnell wie möglich Nachkommen zu zeugen. Wann immer man eine Filmhandlung um eine Kunstfigur spinnt, hängt die Sympathie für das Endergebnis maßgeblich davon ab, wie man zum Protagonisten steht. Wer also ohnehin nicht viel mit dem Humor eines Olaf Schubert anfangen kann, der wird mit «Schubert in Love» sowieso nicht warm. Doch das Problem ist nicht bloß, dass Büchel in seiner Inszenierung alle anderen vollständig außen vor lässt, sondern auch, dass der ohnehin gewöhnungsbedürftige Humor des Komikers im Rahmen einer herkömmlichen Spielfilmhandlung überhaupt nicht funktioniert.
Olaf Schubert auf der Suche nach der Mutter seines zukünftigen Kindes
Olaf Schubert – letzter Spross der großen Schubert-Dynastie. Entsprechend seiner langen Ahnenreihe hat Olaf große Visionen. Die haben andere zwar auch, allerdings gehen diese damit im besten Fall zum Arzt. Olaf hingegen versucht, seine Visionen zu verwirklichen und gerät dabei immer wieder in Konflikt mit so ziemlich allen. Sein Engagement gegen Rassismus, sein Musical „Der letzte Löffel“, das den Hunger in der Welt anprangert, seine Arbeit als Psychologe im städtischen Sozialzentrum: Wo immer Olaf auftaucht, erzeugt er mit großer Lässigkeit Schneisen der Verwüstung. Dabei steht ihm das größte Problem noch bevor: Sein dominanter Vater (Mario Adorf) fordert endlich Nachwuchs, um die Ahnenreihe der Schuberts dem Untergang zu entreißen – und zwar mit solchem Nachdruck, dass sich Olaf seinem Wunsch nicht entziehen kann. Pragmatisch wie er ist, begibt sich Olaf sofort auf die Suche nach einer passenden Frau und findet – Pamela. Alles könnte so leicht sein, wenn Olaf nur begreifen würde, dass Frauen doch ein klein bisschen mehr sind als nur die schnelle Lösung des Nachwuchsproblems!
Wie das bei den meisten Komiker-Kunstfiguren so ist, wäre auch ein Olaf Schubert in der Realität überhaupt nichts lebensfähig. Was in pointengespickten Anekdoten auf der Live-Bühne, in Talkshows oder auch in den Sketchen der Heute Show noch funktioniert, weil es für die Entwicklung des Humors keine Rahmenhandlung benötigt, wirkt auf den Alltag übertragen nicht mehr nur witzig, sondern stellenweise ganz schön befremdlich. Schuberts Art, mit Menschen und insbesondere Frauen umzugehen, nimmt mitunter asoziale Züge an; auf ein bis zwei Stand-Up-Nummern herunter gebrochen, fällt das natürlich nicht auf. Doch Lars Büchel, der gemeinsam mit Olaf Schubert und Stephan Ludwig («Zorn»-Reihe) auch das Drehbuch verfasste, macht es sich selbst zum Anspruch, eine herkömmliche Lovestory mit der karikaturesken Hauptfigur in Einklang zu bringen. In ganz wenigen Einzelszenen funktioniert das; «Schubert in Love» wirkt trotz seines dramaturgisch standardisierten Plots ohnehin eher wie eine Aneinanderreihung verschiedener Sketche. Wenn Schubert in seinem Job als Arbeitsamt-Mitarbeiter einem selbstmordgefährdeten Witwer gegenüber sitzt, springt der Comedian in seiner Rolle derart ignorant mit ihm um, dass einem da durchaus das Lachen im Hals stecken bleibt, was in erster Linie aber daran liegt, dass sich hier spitzfindige Beobachtungen zum Wahnsinn in deutschen Ämtern machen lassen. Leider gelingt nicht jede Nummer derart amüsant; im Gegenteil.
Eine anti-romantische Komödie
«Schubert in Love» hat das große Problem, dass Regisseur Büchel zwei unterschiedliche Ansätze verfolgt, die sich nur schwer unter einen Hut bringen lassen. Auf der einen Seite rührt die Faszination für Olaf Schubert (sprach in Pixars «Alles steht Kopf» die Figur Furcht) in der Regel daher, den aberwitzigen Geschichten des gesellschaftsunfähigen Einzelgängers zu lauschen und darüber zu staunen, wie so jemand überhaupt durchs Leben kommt. Dabei muss man in der Regel nicht einmal Sympathien für Schubert hegen; schließlich wollen wir vor allem seinen Anekdoten lauschen, die er zumindest auf der Bühne mit viel Gespür für Timing vorträgt. Eine Romantic Comedy funktioniert allerdings nur dann, wenn man sich für das Protagonistenpaar ein Happy End herbeisehnt. Eine Liebeskomödie mit zwei Unsympathen lässt schließlich jedweden Reiz vermissen. Exakt das geschieht nun aber in «Schubert in Love». Szenen wie das wohl oberflächlichste Frauencasting nach «Germany’s Next Topmodel» oder die Momente des romantischen Zusammenlebens zwischen Olaf und seiner Angebeteten Pamela geben dem Comedian nie die Gelegenheit dazu, seiner von Natur aus aneckenden Figur wenigstens ein paar normal-menschliche Züge abzugewinnen.
Der Zuschauer wird zum Beobachter, wie ein an seiner Umwelt desinteressierter Sonderling auf Biegen und Brechen zu einem Charakter gemacht werden soll, den wir irgendwann doch in unser Herz schließen werden. Doch genau das passiert nicht. Letztlich bekommt Olaf Schubert aber auch nie die Gelegenheit dazu, abseits seines ohnehin bekannten Alter Egos aufzuspielen. «Schubert in Love» ist zu 100 Prozent um seinen spleenigen Protagonisten herum aufgebaut; selbst eine zuckersüße Marie Leuenberger («Der Kreis») kann gegen ihren überpräsenten Kollegen nicht anspielen. Mario Adorf («Die Libelle und das Nashorn») spielt sich einmal mehr selbst und passt sich mit seinem sich nicht selbst allzu ernst nehmenden Spiel der Vorlage an. Aus technischer Sicht entspricht «Schubert in Love» eher den Standards einer besseren Fernsehproduktion. Mit seinen simplen Sets und der unspektakulären Kameraarbeit von Jana Marsik («Same Same But Different») wähnt man sich mitunter sogar in einer Seifenoper, denn dass hier nicht auf offener Straße, sondern im Filmstudio gedreht wurde, merkt man leider an allen Ecken und Enden. Vermutlich erschließt sich «Schubert in Love» also ohnehin vor allem den Leuten, die von dem soziophoben Schwaben nicht genug bekommen können. Die sollten dann allerdings nicht enttäuscht sein, dass die Gagdichte hier und da von dem Versuch durchbrochen wird, irgendwie eine halbwegs romantische Liebesgeschichte zu erzählen.
Fazit
Eine Handvoll Szenen in «Schubert in Love» funktionieren selbst in ihrem Clash aus Comedy-One-Man-Show und unromantischer RomCom. Einfach, weil Olaf Schubert ein begnadeter Komiker ist. Doch viel zu oft beißen sich die unterschiedlichen Herangehensweisen an die Geschichte und aus dem Heute-Show-Liebling wird ein unerträglicher, grenzenlos naiver Zeitgenosse, dem wir alles gönnen, aber sicher nicht die große Liebe.
«Schubert in Love» ist ab dem 8. Dezember in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel