Warum tut sich «Major Crimes» bei VOX neuerdings so schwer? Auf Spurensuche bei der Konkurrenz und im Vorprogramm.
Der Ausstrahlungsmodus, den VOX für die vierte Staffel
«Major Crimes» gewählt hat, ist prinzipiell recht verwirrend. In dieser Woche zeigte der Sender das Staffelfinale, nächste Woche pausiert die Serie für ein «Outlander»-Special, um dann am 26. Oktober und 2. November mit der 17. Und 18. Folge der Krimiserie fortzufahren. Ein Staffelfazit ist dementsprechend bisher schwer zu ziehen, jedoch kann man bereits an dieser Stelle Trends feststellen, die vor allem die zweigeteilte Ausstrahlung der vierten Season (vor und nach der Sommerpause) betreffen. Denn seit der Staffelhälfte hat die TNT-Serie massive Probleme bei VOX.
In der ersten Staffelhälfte war die Welt noch in Ordnung. Mit durchschnittlich 6,3 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe lag «Major Crimes» zwar knapp unter dem Senderschnitt, war aber durchaus erfolgreich unterwegs. Doch nach der Sommerpause zeigte sich ein anderes Bild: plötzlich stürzte die Krimiserie ab und verbuchte im Schnitt nur noch 4,8 Prozent Marktanteil. Auch die Zuschauerflucht war angesichts des beständigen Sendeplatzes nicht unbedingt zu erwarten – vor allem nicht in diesem Ausmaß. Waren bis zur zwölften Folge im Mittel noch 1,31 Millionen Zuschauer mit von der Partie, kommen mittlerweile nur noch 0,75 Millionen zusammen.
Woher kommt diese Schwäche? Zunächst springen keine offensichtlichen Gründe ins Auge. Die Konkurrenzsituation am Mittwochabend zwischen 22 und 23 Uhr ist unverändert: die Serien bei ProSieben laufen mal besser, mal schlechter, «Stern TV» bei RTL ist stetig gut unterwegs, die Reality-Soaps bei RTL II beständig. So muss man sich im Vorprogramm auf die Suche nach den Gründen für die massiven Verluste von «Major Crimes» machen. Im Frühjahr und im Sommer hatte die Serie einen inhaltlich passenden Vorlauf: mit «Rizzoli & Isles» gab es bei VOX ab 20.15 Uhr einen optimalen und gleichzeitig quotenstarken Übergang im Sinne des Audience Flow. Während «Rizzoli & Isles» im Mittel 7,3 Prozent Marktanteil abräumte, waren es für «Major Crimes» danach durchschnittlich 6,5 Prozent – der beste Wert der Serie während der vierten Staffel.
Doch danach änderte sich die Großwetterlage. Mitte Mai erhielt «Major Crimes» drei Wochen lang die gefloppte Dramaserie «Secrets and Lies» als Vorprogramm und sackte direkt auf 5,8 Prozent Marktanteil ab. Das ist trotzdem immer noch ein ordentlicher Wert angesichts der Tatsache, dass das ABC-Drama durchschnittlich gerade mal 4,3 Prozent Marktanteil verbuchte. Nun könnte man also meinen, dass ein schwächerer Vorlauf direkten Einfluss auf die Quoten von «Major Crimes» hat. Doch zur zweiten Staffelhälfte zeigte sich das Gegenteil.
«Outlander» ist derzeit bei VOX zwar kein Überflieger, bringt mit 6,1 Prozent Marktanteil aber deutlich bessere Werte mit als «Secrets and Lies». Und was macht «Major Crimes», seitdem es «Outlander» im Vorprogramm hat? Die Krimiserie fällt trotz der recht ansehnlichen Werte des Vorlaufs ins Quotental. Mit durchschnittlich 4,8 Prozent Marktanteil bei den Umworbenen liegt «Major Crimes» weit unter den Mittelwerten der vergangenen drei Staffeln, die allesamt zwischen 6,5 und 7,4 Prozent pendelten – die stärkste Season hatte sogar denselben Sendeplatz wie heute inne.
So lässt sich die neuerliche Schwäche prinzipiell nur über den inhaltlichen Audience Flow erklären. Mit einer Krimiserie wie «Rizzoli & Isles» im Vorlauf tat sich «Major Crimes» als Vertreter desselben Genres deutlich leichter. Während der kurzen Phase, in der man vor der Serie ein Drama («Secrets and Lies») platzierte, hatte «Major Crimes» schon mehr Probleme. Aber als eine inhaltlich vollkommen andersartige Produktion wie «Outlander», eine Fantasyserie, in den Vorlauf stieß, stürzten die Einschaltquoten noch weiter in die Tiefe.
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14.10.2016 17:31 Uhr 1