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Die Kritiker: «Tatort - Zahltag»

Ein Interner Ermittler nimmt seine Arbeit gegen Peter Faber auf, der mit seinen Kollegen in einer Schießerei in der Dortmunder Innenstadt ermittelt.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Jörg Hartmann als Peter Faber
Anna Schudt als Martina Bönisch
Stefan Konarske als Daniel Kossik
Aylin Tezel als Nora Dalay
Sybille J. Schedwil als Greta Leitner
Milan Peschel als Johannes Pröll
Jürgen Maurer als Thomas Vollmer

Hinter der Kamera:
Produktion: Bavaria Fernsehproduktion
Drehbuch: Jürgen Werner
Regie: Thomas Jauch
Kamera: Rodja Kükenthal
Produzentin: Sonja Goslicki
In der Dortmunder Innenstadt geht es ähnlich zu wie auf den Straßen von Compton zu ihren schlimmsten Zeiten: Ein PKW rammt einen Motorradfahrer, die Insassen eröffnen das Feuer, um ihr Opfer endgültig kalt zu machen und seinen Rucksack zu entwenden, während im Kugelhagel ein junger Familienvater stirbt und dessen Frau lebensgefährlich verletzt wird.

Der angefahrene und anschließend erschossene Motorradfahrer war Mitglied der Miners, eines Hells-Angels/Bandidos-Verschnitts, dessen Chapter-Führer erst vor kurzem aus dem Knast entlassen wurde. Die Biker stecken bekanntermaßen knietief in allerhand Geldwäsche-Delikten – und Peter Faber lässt seinen Rapport mit dem Obersten spielen, um an Informationen zu gelangen.

Faber selbst hat derweil ganz andere Probleme: Ein interner Ermittler hat seine Arbeit gegen ihn aufgenommen, nachdem Fabers Kollege Daniel Kossik eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen ihn eingereicht hatte: Faber sei schuld am Tod eines jungen Senegalesen, dessen Identität er einem bekannten Dortmunder Gangsterboss mitgeteilt hatte, – wenn auch aus hehren Motiven – der ihn daraufhin erschießen ließ.

Ohnehin geht in der vierköpfigen Truppe die Resignation um: Da ballert die organisierte Kriminalität in der Dortmunder Innenstadt rum, erschießt unschuldige Passanten – und die Polizei kann nichts dagegen tun. Soll sich die Polizei nun stur an die Regeln halten oder ein bisschen Illegalität zulassen, um die Schuldigen dingfest zu machen? Diesen Konflikt trägt „Zahltag“ im Großen wie im Kleinen aus, und seine unterschiedlichen Meinungen verlaufen entlang der Geschlechterlinien: Während Faber vom Rockerchef (gespielt?) resigniert ein Bauernopfer fordert und Daniel Kossik wenig Sinn darin sieht, auf Beschlüsse von Staatsanwälten zu warten, bestehen Nora Dalay und Martina Bönisch auf die Einhaltung der Regeln und halten Kontakt zu den Justizbehörden.

Dieser «Tatort» bemüht sich zwar, seine Sortierung der Positionen nicht zu sehr nach Brave Mädchen – Harte Jungs aussehen zu lassen: Trotzdem bleibt er oft oberflächlicher als er es mit seinen starken Figuren sein müsste. Kollektives Entsetzen ersetzt keine Debatte – und diese Debatte hätte man hier führen können: argumentativ und nicht so aufgesagt wie in den meisten anderen «Tatort»-Metropolen, allegorisch aber nicht didaktisch, mit Haltung, aber Respekt vor Gegenmeinungen. Schade, dass diese Chance vertan wurde.

Dramaturgisch einnehmender sind die inneren Spannungen im Team aus Faber, Bönisch, Dalay und Kossik, die Allianzen, die Enttäuschungen, die Intrigen, die Bösartigkeiten, die gegenseitige Unterstützung. Ihre Beziehungen sind voller Widersprüche, voll aufgestauter Wut und gleichzeitig geprägt von tiefem wechselseitigem Verständnis. Der Dortmunder «Tatort» schlägt Kapital aus seinen mittlerweile vier Jahren Sendezeit –obwohl er den intellektuellen wie psychologischen Reiz seiner ersten vier Folgen lange verloren hat.

Das Erste zeigt «Tatort – Zahltag» am Sonntag, den 9. Oktober um 20.15 Uhr.
08.10.2016 15:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/88595
Julian Miller

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Tatort Tatort – Zahltag Zahltag

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