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Nie mehr Game Over: Wie Gaming-TV unsere Wohnzimmer erobert

Man muss nicht mal mehr selbst Hand anlegen: Let’s Plays, eSport-Shows und die Rocket Beans bringen Videospiel-Unterhaltung auf die Bildschirme. Über das Massenphänomen Gaming, über einen Vergleich mit dem Fußball – und über Videospiel-Turniere auf Bühnen, wo sonst Helene Fischer singt.

Seite 1 Wir müssen reden, über den Stellenwert des Daddelns. Oder des Zockens. Oder des Gaming – oder wie auch immer man es nennen will. Das so viele Namen für das Hobby von zig Millionen existieren, sagt vielleicht schon viel aus. Wie wichtig ist das digitale Spielen mittlerweile, wenn es um unsere Freizeitgestaltung geht? Sind Gaming-Formate im Internet eine Konkurrenz für klassische TV-Unterhaltung? Oder ist es eher eine Nische einer treuen Minderheit, aber keinesfalls des Mainstreams?

Dass Gaming selbst relevanter wird, ist unbestreitbar; die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Mittlerweile spielt fast jeder zweite Deutsche Videospiele. Je jünger, desto wichtiger werden sie: Unter den Menschen bis 29 Jahre spielen über 80 Prozent, bei denen bis 49 Jahre sind es immerhin noch mehr als die Hälfte – Tendenz überall steigend. In der jungen Generation ist Gaming mittlerweile zum Leitmedium geworden. Und der Markt wächst: Jeder vierte Unerfahrene kann sich vorstellen, in Zukunft auch digital zu zocken. Diese Zahl ist so hoch wie nie zuvor.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Viele der Zocker sind „nur“ sogenannte Casual Gamer. Sie spielen zwischendurch Handyspiele oder haben vielleicht mal eine Wii gekauft, die mittlerweile im Schrank verstaubt. Dass sie aber bei den Rocket Beans einschalten, ist erst einmal unwahrscheinlich. Dafür jedoch vielleicht bei den zahlreichen YouTube Let‘s Plays: Viele der Zuschauer von Gronkh (Foto), Unge und Co. spielen selber nicht exzessiv. Dennoch sind sie irgendwie dabei: Wissenschaftlich betrachtet löst das Zuschauen einer Tätigkeit ein ähnliches Aktivitätsmuster aus wie bei eigener Ausführung dieser Tätigkeit. Dieser Effekt basiert auf sogenannten Spiegelneuronen, auf Nervenzellen in unserem Gehirn. Wenn wir also Let’s Plays schauen, sind wir emotional genauso involviert in das Spiel wie beim Selbst-Zock: Passiv-Gaming sozusagen. Gleichzeitig werden die Gefühle des Spielers auf uns übertragen, wir fiebern mit. Zusammen mit den unterhaltsamen Kommentaren der YouTuber ergibt das ein populäres Entertainment-Gesamtpaket.

Lets’s Plays etablieren sich immer mehr im Alltag junger Menschen, die Abo-Zahlen der YouTuber steigen weiter, die erfolgreichsten haben über vier Millionen Fans. Mit YouTube Gaming hat der Videodienst sein Angebot auf den wachsenden Markt ausgerichtet: Nun können Zuschauer Geld an die Macher spenden, einfacher bestimmte Videos zu bestimmten Spielen finden und live mit anderen Zuschauern chatten. Man bündelt das Angebot auf einer neuen Plattform, die speziell auf die Gamer-Zielgruppe zugeschnitten ist. YouTube Gaming gilt als Reaktion auf die erfolgreiche Streaming-Plattform Twitch, die über 100 Millionen Zuschauer im Monat erreicht. Der zunehmende Wettbewerb solcher Anbieter lässt erkennen, dass dieser Markt nicht mehr nur entsteht, sondern wächst. Dies zeigt auch der Wechsel der Rocket Beans von Twitch zu YouTube Gaming: Die ehemaligen «GameOne»-Macher sind Aushängeschilder der erwachseneren Gaming-Generation – und sie bringen viele Fans mit.

Auf der nächsten Seite: Warum eSport eine Entwicklung wie der Fußball nehmen könnte und warum Gaming-Formate im TV nicht funktionieren.
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13.09.2016 14:58 Uhr Kurz-URL: qmde.de/88059
Jan Schlüter

super
schade

75 %
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