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Marco Hagemann: 'Mein Weg zu DAZN war gar nicht so weit'

Marco Hagemann eröffnet am Samstag die neue Premier League-Saison beim Anbieter DAZN. Wir haben mit ihm über das junge Kommentatoren-Team um ihn herum, die Lage der Liga in England, den spanischen Clasico, aber auch über die Serie A und die erste französische Liga gesprochen.

Wochenrückblick

Es war die Woche der großen Sport-Events in Hinblick auf die neuen Spielzeiten.

Neben DAZN, das am Mittwoch nach München eingeladen hat, stellte auch die Telekom ein neues Angebot vor. Schon am Dienstag sprach Henning Stiegenroth über das neue Telekom Eishockey. Unseren ausführlichen Bericht mit allen Facts finden Sie hier.

Alles zu DAZN, dem neuen Streaming-Dienst, der sich hierzulande vor allem auf Fußball konzentriert, gibt es hier noch einmal zum Nachlesen.
Marco Hagemann, warum DAZN?
Ganz einfach: Zum einen, weil ich dieses Projekt richtig spannend finde. Nicht umsonst redet man ja vom Sport-Netflix. Und wir haben im Serienbereich gesehen, wie Netflix die Medienwelt verändert hat. Deshalb glaube ich, dass DAZN die Zukunft des Sportfernsehens werden kann. Zum anderen war es natürlich ein wichtiger Punkt, dass die Perform Gruppe für DAZN die Premier League gekauft hat. Es ist kein Geheimnis, dass das meine Lieblingsliga ist, die ich früher bei Premiere und Sky schon intensiv begleitet habe. Also war mein Weg zu DAZN gar nicht so weit. Die Premier League hat im Sommer nochmal aufgerüstet, große Trainer, große Stars. Ich freue mich drauf.

Sie kommentieren jetzt am Wochenende zwei Spiele: Den Auftakt von Leicester gegen Hull City und das erste große Spitzenspiel am Sonntag um 17 Uhr zwischen Arsenal und Liverpool. Gibt’s Pläne über die Premier League hinaus?
Die Priorität wird mal auf der Premier League liegen. Ich werde aber nicht jedes Wochenende zwei Spiele machen. Es gibt auch Wochenenden, an denen ich nur einmal im Einsatz bin. Ich will nicht ausschließen, dass ich auch abseits des englischen Fußballs zu hören bin. Vielleicht beim Clasico zwischen Barcelona und Madrid. Das müssen wir aber erst noch sehen.

DAZN ist ein Angebot auch für junge Sportfans. Werden Sie Ihren von RTL und Eurosport bekannten Stil des Kommentars entsprechend ein Stück verändern?
Nein, ich bleibe so wie ich bin. Ich ändere mich nie für einen Sender. Sowohl RTL, als auch Eurosport und DAZN wussten ja, was sie bekommen, als sie mich geholt haben. So ein Stil entwickelt sich ja auch über die Jahre hinweg – zum Beispiel durch das Vertrauen, das man in die eigene Stimme bekommt. Wo also Hagemann drauf steht, wird auch künftig Hagemann drin sein.

DAZN bietet ja schon ein paar Spiele als Re-Live an, und hat immer mal wieder mit Co-Kommentatoren oder Gästen gearbeitet. Ist das auch künftig für die Premier League geplant?
Genau. Wir werden die Spiele unterschiedlich produzieren und suchen uns dabei auch besondere Highlights für unsere Seher aus – so etwa am Wochenende schon „Arsenal gegen Liverpool“. Diese absoluten Topspiele wollen wir also größer fahren – am Sonntag etwa mit Moritz Volz als Experte am Mikro. Auch Sebastian Kneißl, der lange mit Robert Huth zusammengespielt hat, wird bald mal zu hören sein. Benni Lauth habe ich in einem Einsatzplan gelesen. Diese Ex-Spieler sollen einfach dann eingreifen, wenn sie dem Kommentar etwas beizufügen haben. Eine kleine Anekdote oder etwas, das ihnen in der Taktik aufgefallen ist. Ich glaube, dass das die Berichterstattung schon ziemlich aufwertet.

Ist das eine Umstellung für Sie?
Ich habe für Eurosport schon einige Male mit Co-Kommentator gearbeitet. Es ist keine Umstellung. Aber die Dosierung ist manchmal nicht so einfach. Der deutsche Fußballfan will einfach nicht, dass da zwei Leute pro Halbzeit 40 Minuten ununterbrochen quasseln.

DAZN hat ein recht junges Kommentatoren-Team, einige sind komplett neu auf dem Feld. Was raten Sie denen?
Es ist doch wunderbar, dass der Nachwuchs hier eine so tolle Chance bekommt. DAZN zeigt viele Spiele aus vielen Ligen, sodass alle auch die Möglichkeit erhalten, tatsächlich ihren Weg zu gehen und sich zu entdecken. Allgemeine Tipps sind da ziemlich schwer zu geben. Ich denke, die holen sie sich auch, wenn sie Feedback wollen. Ganz allgemein ist die Vorbereitung für einen Kommentator natürlich das A und O. Man darf sich während der 90 Minuten nie zu wichtig nehmen – auch wenn man den Zuschauer natürlich unterhalten möchte, muss das Spielgeschehen auf dem Platz im Mittelpunkt stehen.


Das Startwochenende bei DAZN

  • Samstag, 13.30 Uhr: Hull City - Leicester City (mit Marco Hagemann)
  • Samstag, 16 Uhr: Everton - Tottenham (mit Uwe Morawe)
  • Samstag, 18.30 Uhr: Manchester City - Sunderland (mit Franz Büchner)
  • Sonntag, 14.30 Uhr: Bournemouth - Manchester United (mit Uwe Morawe)
  • Sonntag, 17.00 Uhr: Arsenal - Liverpool (mit Marco Hagemann)
  • Montag, 21 Uhr: Chelsea - ManUtd (mit Uwe Morawe)
*die vier weiteren Premiere League Spiele zeigt DAZN nur als Re-Live
Sie arbeiten neben DAZN auch weiter für Eurosport und RTL – platzt der Terminkalender schon?
Nein, das geht schon. Ich kenne aus meinen Anfangsjahren noch heftigere Zeiten. Ich habe damals beim DSF sogar noch Beiträge selbst gemacht. Natürlich ballt sich Live-Sport immer am Wochenende, aber unter der Woche kommt man dann schon zur Ruhe. Das wäre vielleicht auch noch ein Tipp für die Jungen: Drei Spiele an einem Wochenende zu machen, das ist eigentlich schon zu viel. Das muss ja alles vorbereitet werden – und wenn man dann sogar noch zwischen den Ligen switched, dann wird’s heftig. Ich weiß aber auch, dass die Jungen immer alles mitnehmen wollen, sich dadurch aber eben manchmal auch zu viel zumuten.

Kurz zur Premier League: Wer ist Favorit der neuen Saison?
Sehr schwer zu sagen. Auf dem Papier ist die Premier League von den europäischen Topligen sicher die Spannendste, weil sie am ausgeglichensten ist. Wir haben zum einen die starken Neuverpflichtungen, aber eben auch viele Mannschaften, die weites gehend zusammengeblieben sind. Wenn ich mir Leicester anschaue, hatten die kaum Abgänge, sich dafür aber sogar punktuell verstärkt. Hat man früher in England von den Top4-Teams gesprochen, sehe ich nun sogar eine Top 6 oder Top 7. Tottenham hat das Zeug ganz oben mitzuspielen, Leicester ist amtierender Meister. Everton hat Ambitionen im Rennen um Europa mitzumischen. Das tut der Liga sehr gut.

Führt das viele Geld, das die England-Klubs haben, auch zu Titeln in Champions- und Europa-League?
Man hat das ja schon gesehen: Mit Geld allein gewinnst du die Champions League nicht. Man City hat eine Milliarde ausgegeben, stand aber nie im Finale der Königsklasse. Chelsea war 2012 der letzte englische Sieger der Champions League. Manchester United mit Pogba, Ibrahimovic und Mourinho wird ja sogar erst 2017/2018 angreifen können, diese Saison spielen sie ja Europa League. Geld garantiert hier also Nichts, weil wir von Sport sprechen. Und Sport ist immer Tagesform, Glück, Pech, Schiedsrichterentscheidungen und einiges mehr.

DAZN zeigt auch die italienische und französische Liga komplett live. Die Serie A gilt als Liga mit eher unattraktivem Spielstil vor halbleeren Rängen und in Frankreich war Paris zuletzt schon im Winter Meister. Widersprechen Sie mir, dass die Spannung hier eher niedriger ist?
Nein, da kann man nicht wirklich widersprechen. Gerade was Italien angeht, ist das ja schon seit Jahren so. Ich glaube, dass das dort aber erkannt wurde und dass man gegensteuert. Es gibt in Italien einige Traditionsvereine, die dann schon interessant sind. Inter Mailand will wieder nach oben – auch der AC Mailand will an alte Erfolge anknüpfen. Was passiert mit Abo-Meister Juve nach dem Weggang von Pogba? Dann haben wir AS Rom, Lazio… Da wird’s sicher interessante Spiele geben. Was Frankreich betrifft, muss ich sagen, dass das für mich immer eine Liga war, die unter meinem Radar lag. Ich möchte das aber mal allgemein sagen: In jeder Liga gibt es spannende Spiele und es gibt in jeder aber auch unattraktive.

Danke für das Interview.
13.08.2016 10:15 Uhr Kurz-URL: qmde.de/87444
Manuel Weis

super
schade

94 %
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