Seit 15 Jahren ist «Richter Alexander Hold» on-air – auch, wenn seine Court-Show derzeit in Wiederholungen läuft, feiern Court-Shows ein Quoten-Comeback. Dabei machte der Allgäuer letztens zudem Schlagzeilen, weil der Richter als Kandidat bei der Bundespräsidentenwahl antreten will.
Zur Person: Alexander Hold
Aus dem TV-Gerichtssaal in das Schloss Bellevue? Die Partei „Die Freien Wähler“ stellen Sat.1-Richter Alexander Hold für die Wahl des neuen Bundespräsidenten auf, die im kommenden Februar stattfindet. Der 54-Jährige war bereits in über 2.000 Folgen bei «Richter Alexander Hold» vor der Kamera und ist zudem regelmäßig im «Sat.1 Frühstücksfernsehen» mit aktuellen Alltagsrechtsfragen zu sehen.Alexander Hold, die Menschen kennen Sie als TV-Richter – jetzt machen Sie Schlagzeilen, dass Sie neuer Bundespräsident werden möchten. Haben Sie keine Lust mehr auf das Fernsehen?
Das Fernsehen liegt mir nach wie vor sehr am Herzen. Aber die Nominierung für die Wahl zum Amt des Bundespräsidenten ist solch eine Ehre, da sagt man als Mensch mit einer starken politischen Ader nicht Nein.
Ist das denn überhaupt mit Ihrer TV-Karriere vereinbar?
Das Amt des Bundespräsidenten wäre natürlich das Ende aller Fernsehpläne. Mit dem Kandidatenstatus lässt sich das aber gut verbinden. Und weil die Wahl zum Bundespräsidenten keine Direktwahl durch die Bürger ist und daher keinerlei Wahlkampf stattfindet, gibt es da auch kein Konfliktpotenzial bei Fernseh-Auftritten.
Egal ob TV-Sender oder Print – das sehen offensichtlich auch die Medien ganz entspannt.
Die Kollegen vom «Strafgericht» feiern bei RTLPlus ein Quoten-Comeback…
Ja, für mich ist das nicht verwunderlich, wenn man sich vor Augen hält, dass «Richter Alexander Hold» täglich drei Stunden lang bei Sat.1 und Sat.1 Gold mit Erfolg gesendet wird. Da ist es legitim, wenn RTLPlus versucht daran anzuknüpfen, mit dem, was die noch in der Schublade haben.
Sie sind mittlerweile seit 15 Jahren on-air…
Da gehört man in der schnelllebigen Fernsehwelt schnell zu den Ältesten, aber eben noch nicht zum alten Eisen
(lacht). Wenn ich zurückblicke, habe ich doch schon einige Sender-Geschäftsführer erlebt…
(lacht).
Sind Sie denn noch bei der Justiz tätig?
Ich war ja viele Jahre Staatsanwalt und Richter – aber das ruht im Moment. Es könnte aber durchaus sein, dass ich wieder beim Staat tätig werde.
Von «Richter Alexander Hold» laufen derzeit Wiederholungen – könnten Sie sich ein Comeback mit neuen Folgen vorstellen?
Alle Produktionsfirmen reden hinter vorgehalter Hand über den anhaltenden Erfolg des Formates und fragen sich, warum es keiner mehr aktuell produzieren möchte. Vielleicht spielt auch die Angst vor den Medien eine Rolle, die fragen: Mensch, fällt denen denn nichts mehr Neues ein? Ich glaube, das ist die Angst der Kreativen. Aber wir sehen, dass zum Beispiel das «Herzblatt» nach 25 Jahren wieder aufgelegt wird und dazu laut geklatscht wird. Vielleicht braucht es diesen Abstand. Wenn man ein Format reaktiviert, bei dem viele dachten, das verschwinde gerade vom Fernsehmarkt, dann kommt der Reflex: Denen fällt nichts Neues ein.
Auch viele Gameshow-Klassiker feiern dieses Jahr ein umjubeltes Comeback, wobei diese früher nicht unbedingt den besten Ruf hatten – so auch bei den Court-Shows. Wie erklären Sie sich das?
Viele Formate, die früher kritisch beäugt wurden, sind durch den Zeitabstand Kult. Ich stelle aber fest, dass es da bei «Richter Alexander Hold» keine Lücke und keinen Bruch gibt. Zum einen hatten die Zuschauer schon immer großes Vertrauen in mein Format. Zum anderen kommen viele jüngere Menschen auf mich zu. Dann denke ich oft, die kennen mich doch gar nicht mehr. Aber das Gegenteil ist der Fall. Von denen höre ich immer wieder den Satz: „Ich bin mit Ihnen aufgewachsen“. Überspitzt gesagt: Was für mich Rudi Carell war, bin ich jetzt für die. Selbst von gestandenen Juristen höre ich oft den Satz: „Während Studium und Referendarzeit habe ich regelmäßig «Richter Alexander Hold» geschaut“.
Vor der Kamera stehen Sie aktuell aber immer noch?
Ja, aktuell drehe ich vor allem Rechtstipps – zum Beispiel im „Sat.1 Frühstücksfernsehen“, also: „Hold hat Recht“ und solche Dinge. Damit bin ich auch regelmäßig live im Fernsehen. In Wiederholungen läuft weiterhin «Richter Alexander Hold». Vom Format ֿ«Im Namen der Gerechtigkeit» gibt es noch eine größere Anzahl an neuen Folgen im Schrank, die bisher noch gar nicht gesendet wurden. Wir drehen aktuell aber keine neuen Folgen mehr.
TV-Kollege Lenßen ist ja immer noch nebenbei als Anwalt tätig -trotz TV. Das war für Sie keine Option?
Das ist als Anwalt immer ein bisschen einfacher, das kann man auch nebenbei laufen lassen. Bei der Justiz geht das nicht. Die sagen zu Recht: Entweder steht Du uns ganz zur Verfügung oder gar nicht.
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Sat.1 suchte damals einen Richter und nachdem das Ergebnis der Castings wohl unbefriedigend war, hat man sich persönlich auf die Suche gemacht. Da gab es dann einen Medienanwalt, der den Hinweis gab
”
Wie Alexander Hold zum Fernsehen kam
Wie kam der Einstieg zum Fernsehen?
Ich wäre selbst nie auf die Idee gekommen, ich wäre auch zu keinem Casting gegangen.. Sat.1 suchte damals einen Richter und nachdem das Ergebnis der Castings wohl unbefriedigend war, hat man sich persönlich auf die Suche gemacht. Da gab es dann einen Medienanwalt, der den Hinweis gab: „Ich war da neulich bei einem jüngeren Richter in der Verhandlung – vielleicht ist der, was Ihr sucht.“ So stand dann das Fernsehen bei mir auf der Matte.
Wie realitätsnah sind diese Court-Shows – Sie waren ja „echter“ Richter?
Der Ablauf eines Strafprozesses ist in der Realität gleich. Es gibt im TV eine Zuspitzung und den Zwang, den Fall in 60 Minuten zu Ende zu erzählen. Das bedingt, nicht schon nach fünf Minuten mit einem Geständnis die Spannung zu beenden und häufiger Wendungen einzubauen als im echten Gerichtssaal. Aber ansonsten ist es doch relativ nah an dem, was ich sonst früher in der Justiz gemacht habe. Der Alltag in der Justiz ist nicht immer so abwechslungsreich, was aber nicht bedeutet, dass das, was bei «Richter Alexander Hold» zu sehen ist, nicht auch genauso in der Justiz passieren kann – aber eben nicht täglich.
Als normaler Strafrichter verhandeln Sie an einem normalen Tag beispielsweise fünf Trunkenheitsfahrten, fünf Betrugstaten und fünf Ladendiebstähle. Das sind Fälle, die ähneln sich so sehr, dass die niemand im Fernsehen sehen möchte. Aber einmal im Monat haben Sie dann so einen Fall, wo Sie sagen: Wow! Der wäre auch etwas für das Fernsehen.
Andersherum haben Sie in der Justiz manchmal Fälle, die Sie im Fernsehen gar nicht zeigen könnten, weil Ihnen das schlichtweg niemand glauben würde. Das ist mir am Anfang meiner Fernsehzeit tatsächlich passiert. Ich wurde von der Redaktion nach realen Fällen gefragt, die man nacherzählen könnte. Da habe ich natürlich die skurrilen Fälle ausgepackt, die ich tatsächlich in meiner Praxis erlebt hatte. Die Reaktion der Autoren war: Nein, lass mal stecken! Das glaubt uns eh niemand!
(lacht) Aber klar, wie in jedem Beruf hat man auch in der Justiz spannende Fälle genauso wie den grauen Alltag. Routine ist aber etwas, das der Fernsehzuschauer nicht liebt.
Sind neue TV-Projekte geplant?
Wie das eben so ist: Es gibt Gespräche, es gibt Pilotfilme, es gibt Ideen.
Dabei ist mir ganz besonders wichtig: Bei allen was für mich in Frage kommt, werde ich meinen Erfahrungen und Kompetenzen treu bleiben. Meinen Erfahrungen als Staatsanwalt, als Richter, als Jurist, der verschiedene Meinungen zusammenführen und ausgleichen kann, und als politisch denkender und handelnder Mensch!
Vielen Dank für das Gespräch, Alexander Hold.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
31.07.2016 15:53 Uhr 1
01.08.2016 18:32 Uhr 2
01.08.2016 20:47 Uhr 3