Cast & Crew
Vor der Kamera:
Aidan Turner («Being Human») als Ross Poldark, Eleanor Tomlinson («Alice im Wunderland») als Demelza, Heida Reed als Elizabeth Chenoweth, Kyle Soller als Francis Poldark, Ruby Bentall als Verity Poldark, Jack Farthing («The Riot Club») als George Warleggan, Crystal Leaity als Margaret Vosper, Gracee O‘Brien als Jinny Martin und weitere
Hinter den Kulissen:
Regie: Ed Bazalgette (Folgen 1-4) und William McGregor (Folgen 5-8), Buch: Debbie Horsfield nach den Poldark-Romanen von Winston Graham, Musik: Anne Dudley, Kamera: Cinders Forshaw und Adam Etherington, Schnitt: Adam Green, Robin Hill und Adam Recht, Produzent: Damien Timmer
Es ist einer der Namen, den man in Verbindung mit der Nachfolge von Daniel Craig als
«James Bond» schon einige Male vernahm: Aidan Turner soll einer der Kandidaten sein, der als zukünftiger Top-Agent
ganz hoch im Kurs steht. Dabei passt Turner nur so halb ins «Bond»-Schema: Die dunklen Haare dürften sicher eben jene versöhnen, die bis zum Ende nicht mit der für Puristen schier grellen Mähne eines Daniel Craig zurechtkamen. Ein Ire allerdings? Na gut, Pierce Brosnan durfte auch. Dennoch: Der britische Geheimdienst ist sicher not amused. Kurioser dabei und so gar nicht ins Bild eines potenziellen «Bond» passend: Wie der
Indenpendent berichtet, fanden die Macher von
«Poldark» den Protagonisten nicht sexy genug um die Serie zum Zuschauerhit avancieren zu lassen.
Doch weit gefehlt: Die Begeisterung war groß, vor allem Aidan Turner ohne Shirt rief wahre Jubelstürme hervor. Fast 7 Millionen Menschen sahen in Großbritannien den Auftakt zur neuen BBC-Serie. Das ist zwar nichts gegen die 15 Millionen Menschen, die in den 70er-Jahren die erste Adaption der Poldark-Romane von Winston Graham einschalteten, aber noch immer eine sehr ansehnliche Reichweite. Die im 18. Jahrhundert angesiedelte Drama-Produktion dürfte also eigentlich durchaus Erwartungen schüren. Im hiesigen Pay TV übernimmt zunächst Sony Entertainment Television, zumindest was die Reichweite anbelangt dürften die erhofften Werte also dennoch nicht übermäßig hoch sein.
Genug Menschen wollten aber zumindest im Vereinigten Königreich zusehen, wie Ross Poldark nach drei Jahren der Abwesenheit nachhause zurückkehrt – und feststellen muss, dass seine Geliebte Elizabeth am nächsten Tag in die Verwandtschaft einheiratet. Allerdings ist Ross Cousin Francis der künftige Gatte und eben nicht der Protagonist selbst. Schon vor Ankunft realisiert er zudem, dass sein Vater bereits seit einem halben Jahr verstorben ist, er aber keinerlei Informationen dazu erhalten hat. Allerdings war es auch nicht gerade ein Leichtes den jungen Herren über die Lage zu informieren, immerhin war Ross aufgrund von Missetaten verpflichtet sich dem Militär anzuschließen und in dieser Position kaum auffindbar.
Nach der Rückkehr aus diesen unfreiwilligen Diensten hoffte er auf Besserung, stellt jedoch schnell fest, dass er wieder vor dem Nichts steht. Nicht nur, dass es mit der Liebe eher eng wird, auch hat sein Vater nur finanzielle Probleme und heruntergewirtschaftete Liegenschaften hinterlassen. Um das Land wieder auf Vordermann zu bringen soll aber ohne jeden Zweifel auf Finanzspritzen verzichtet werden. Derweil wird Ross die Enttäuschung über den Verlust seiner Geliebten als mangelndes Interesse ausgelegt: Wenn er wirklich noch wollte, dann würde er doch kämpfen, heißt es dann launisch. Und weil er nicht kämpft, ist für Elizabeth die Trauung mit Francis auch schneller vollzogen, als der Zuschauer umschalten könnte.
Mäßiges Exposé, wenig Entwicklung
Über lange Zeit setzt die Produktion auf sehr wenig Tempo, die Spannung baut sich sehr langsam auf. Dabei passiert zum Auftakt gar nicht besonders viel, das Exposé ist inhaltlich eher dürftig. Die komplette erste Episode beschäftigt sich zu großen Teilen damit, die Motive der Figuren vor- und kleinere Entwicklungen darzustellen. Letztlich aber geht es über einen einsamen und in schwieriges Fahrwasser geratenen Ross nur in einem Aspekt wirklich hinaus: Die junge Demelza rettet Ross in der Stadt vor Prügelverletzungen und stellt sie kurzum als Küchenhilfe ein – ohne Zustimmung ihres Vaters. In dem Konflikt gipfelt auch die erste Folge, zugleich ein seltener im Ansatz spannender Moment der Auftaktepisode. Für eine Stunde Laufzeit ist das doch recht dürftig, vor allem weil die ruhige Erzählweise zusätzlich eher für Langatmigkeit als für Kurzweil sorgt.
Vielleicht aber soll der Fokus ohnehin mehr auf Bildsprache liegen: Untermalt von britischer Land- und Dudelsackmusik wird vor allem die Region Cornwall ansprechend in Szene gesetzt. Tatsächlich zeigt sich hier ein hoher Production Value, «Poldark» sieht wertig aus und liegt optisch betrachtet noch über gewöhnlichen BBC-Ansprüchen; ist – obschon aufgrund der Unterschiedlichkeit kaum vergleichbar – nicht weit entfernt von einer Premium-Produktion wie «Sherlock». Kein Wunder ist es da, dass als Folge der Serie mitunter
ein Tourismusboom in der Region erwartet wird. Jedenfalls werden Bilder gezeigt, die das Fernweh nicht lange auf sich warten lassen.
Synchronisierung? Ganz egal! Übersetzung? Leichtfüßig!
Steckbrief
Frederic Servatius schreibt seit 2013 für
Quotenmeter. Dabei ist er zuständig für
Rezensionen und
Schwerpunktthemen. Wenn er nicht für unser Magazin aktiv ist, arbeitet er im Verlag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung oder schreibt an
seinem Blog. Immer wieder könnt Ihr Frederic auch bei Quotenmeter.FM hören. Bei Twitter ist er als
@FredericSrvts zu finden.
Die Synchronisierung der Produktion kann dem Zuschauer dabei weitgehend egal sein, was jedoch mitunter nicht das schlechteste für die Arbeit der Synchronschauspieler bedeutet. Negativ fällt hingegen die Übersetzung aus, die aus der nicht selten sperrig-historischen Sprache im Original ein relativ leichtfüßiges Sprachkonstrukt im Deutschen kreiert hat. Das mag sich auf das bloße Verständnis positiv auswirken, nimmt der Produktion aber einiges an Perspektive.
Einen spannenden Moment gibt es aber doch noch in der Premierenepisode: Dann als Francis nur in Begleitung von Ross ins Wasser fällt und dem Ertrinken nahe ist, überlegt der Konkurrent ihn ertrinken zu lassen. Nicht erst seit «Game of Thrones» ist klar, dass eigentlich nichts so klar ist: Ob eine der Hauptfiguren überlebt oder nicht entscheidet im Zweifel alleine der Autor. Doch für ein wahrlich interessantes Narrativ sorgt auch diese Sequenz letztlich nicht, sondern bleibt ein singuläres Ereignis.
Den Darstellern darf man dabei wenig Vorwürfe machen: Das gesamte Ensemble bietet ein breites Spektrum von impulsiv bis emotional, wirkliche Schwachstellen sind dabei nicht auszumachen. Francis und Elizabeth machen die Spannungen wie die positiven Momente zwischen einander spürbar und zeigen die Ambivalenz auf. Seine Hauptrolle zurecht hat aber vor allem Aidan Turner inne, der den Wankelmut seiner Figur, auch als Spiegelbild des Gesamtspektrums der Serie, nachdrücklich darstellt. Die teilweise sprunghaften Charakterwandlungen transportiert er stets glaubhaft – sicherlich ein Aspekt, der auch einem James Bond nicht Schaden dürfte. Ob es dazu reicht steht zweifelsohne auf einem anderen Blatt. Eine weitere Staffel «Poldark» hingegen wird es nach der aktuellen in jedem Fall geben.
Und das obschon die Auftaktepisode in qualitativer Hinsicht noch nicht überzeugte – noch ließen es die Verantwortlichen zu ruhig angehen. Das „zu wenig“ an Story wird aber nicht durch schöne Landschaften und einen funktionierenden Cast wettgemacht. Doch dass die Stellschrauben noch in die richtige Richtung gedreht werden können ist offenkundig. Kurze Bilder mit angedrohtem Ertrinken werden dazu aber kaum reichen.
Acht Folgen «Poldark» laufen ab Dienstag, 26. Juli um 20.15 Uhr bei Sony Entertainment Television. Zudem ist die erste Folge bereits hier abrufbar.
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