Neue US-Serien, mehr Dienstags-Filme, eine ganze Latte an neuen Ideen für den Mittwoch und allein sieben Show-Ideen für den Freitag. Gefühlt gibt es bald so viele Sat.1-Originale wie lange nicht.
Sat.1 im Schnellüberblick
Sender Season MA 13/14: 9,2 %
Sender Season MA 14/15: 9,6 %
Sender Season MA 15/16: 9,0%
Das heißeste Eisen: Der potentiell größte Hit ist hier nicht leicht auszumachen. Sicher: «Little Big Shots» wäre - nicht zuletzt auf Grund der Beliebtheit in Amerika - ein einfacher Tipp. Aber auch mit deutschen Serien, mit denen Sat.1 noch zu vorsichtig umgeht, könnte was gelingen. «Einstein» kam als Film schon extrem gut an und auch «23 Cases» hat von der Papierform her einiges zu bieten. Last but not Least: Tim Mälzer hat doch gerade einen Lauf, warum also nicht auch in Sat.1?
Das große Fragezeichen: Steht hinter dem chronisch schwachen 19-Uhr-Sendeplatz. Hier in direkte Konkurrenz zu VOX zu gehen und eine Kochsendung zu starten ist mutig. Manchmal aber sind mutige Ideen genau die Richtigen. Wohin der Sender hier steuert, ist eine der wichtigen Fragen der neuen Saison. «Fahndung Deutschland», Köche, noch mehr Ermittler? Der Abwechslung halber sollte man sich Letzeres wohl nicht wünschen. Wann gab es das wohl zuletzt? Auf ziemlich genau vier DINA4-Seiten informiert Sat.1 am Mittwochabend über seine Programmpläne für die Saison 2016/2017. So viel neue Ware wie schon ganz lange nicht mehr will der neue Senderchef Kaspar Pflüger an den Start bringen. Sein erklärtes Ziel: Marktanteile zurückgewinnen. Sat.1 steht nach der Saison 15/16 schlechter da als zuletzt. 0,6 Prozentpunkte verlor man an die Mitbewerber - und das hauptsächlich in der Primetime. Denn: Die Daytime macht inzwischen weniger Sorgen, was vor allem einer Schwemme an «Auf Streife»-Formaten zu verdanken ist. Der Abwechslung gut tun wird, dass hier erst einmal keine weitere Ausdehnung geplant ist. Dafür aber ein weiteres Ermittler-Format. Denn: Trotz zuletzt gestiegener Quoten um 19.00 Uhr mit «Fahndung Deutschland» wird Sat.1 auf absehbare Zeit die Live-Sendung pausieren lassen. Zwei weitere Produktionen dürfen dann ran. Zum einen ist das die in “aufwändiger Machart und mit viel Action” produzierte
«Ruhrpottwache» und auch ein vollkommen neues Genre. In
«Kampf der Köche» soll Alexander Herrmann Hobbyköche vorstellen, die mit ihren drei Lieblingsrezepten gegen drei Kochprofis antreten. Und - so viel nimmt der Sender schon vorweg - erstaunlich oft gewinnen.
In der Tat aber richtet Sat.1 sein Augenmerk auf die Primetime, wo gleich an mehreren Ecken und Enden angesetzt wird. Der Reihe nach: Für den Montag hat man sich neue Krimiware gesichert. Schon ab Ende August soll hier die französische Krimiserie
«Crime Scene Nizza» zu sehen sein. Inzwischen für Frühjahr 2017 geplant sind die schon vor einem Jahr vorgestellten deutschen Serien
«Einstein» und
«23 Cases». Weitere Serienformate hat Sat.1 - durchaus enttäuschenderweise - nicht inpetto. Stattdessen will Pflüger, wie er klar machte, den Dienstagabend mit eigener Fiction stärken. Über 20 neue TV-Movies sind angekündigt - somit erreicht Sat.1 wieder eine Schlagzahl wie in den letzten Jahren der Berlin-Ära. Die Filme heißen «Gefangen im Paradies», «Dating Alarm», «Schlimmer geht immer», «Unter die Haut» (ein Erotikfilm!), «Verdammt verliebt auf Malle» oder «Undercover küsst man nicht» und sind besetzt mit Stars wie Tom Beck, Anna Loos, Valerie Niehaus, Axel Stein, Friederike Kempter, Manuel Cortez oder Nadja Becker.
Herausgehoben wurden zwei Film-Events: Zum einen das schon bekannte
«Jack the Ripper» mit Sonja Gerhardt (Bild links) - und ein ab Herbst entstehender Historien-Film namens
«Die Ketzerbraut», der im 16. Jahrhundert spielt und wohl an die Erfolge der «Hebamme» und «Wanderhure» anknüpfen soll. Iny Lorentz hat den Roman geschrieben, auf dem das Drehbuch basiert.
Shows und Factual-Formate werden sich derweil mittwochs die Klinke in die Hand geben. Ab Ende August macht Neuzugang Kamilla Smenjo («Brisant») eine sechsteilige und groß angelegte Crime-Doku für den Münchner Sender.
«Tatsache Mord? - Auf der Spur des Verbrechens» will mysteriöse Kriminalfälle vorstellen, die selbst nach Jahren noch Fragen hinterlassen. Der Zuschauer soll mit an die Tatorte genommen werden, die ihm mit Hilfe von “realistischen, hochwertigen Effekten” wieder erlebbar gemacht werden. Also «CSI» meets Factual? Schon ab Juli setzt Sat.1 zudem die Ranking-Show
«21 Schlagzeilen» fort. Neue Folgen sind auch von
«15 Dinge» geplant, hier geht es wohl aber erst 2017 weiter.
Dann sind auch zwei neue Beziehungsshows für Mittwochabend geplant. Nach der positiven Kritik zu «Hochzeit auf den ersten Blick» (eine neue Staffel ist für den Sonntagvorabend in Planung) will Sat.1 in
«Seven Year Switch» einen Partnertausch auf Zeit wagen. Ehepaare, die sich im Alltagstrott befinden und deren Liebe kriselt, tauschen für zwei Wochen den Partner. Sie kommen zu jemanden, der vermeintlich besser zu ihnen passt… In
«Marry Me Now» sollen zudem Frauen die Möglichkeit bekommen, ihre eigene Hochzeit auch ohne Antrag ihres Liebsten schon mal vorzubereiten. Wer vergeblich auf einen Antrag wartet, plant also schon mal und machen dann ihrem Freund den Antrag. Ob der Ja sagt? Ebenfalls für den Mittwochabend geplant ist die neue Kochshow
«Karawane der Köche» mit Tim Mälzer und Roland Trettl, die Sat.1 als einen kulinarschen Roadtrip durch Deutschland bezeichnet und eine neue
«The Taste»-Staffel, die dann aber ohne Mälzer auskommt. Cornelia Poletto, Alexander Herrmann und Frank Rosin begrüßen stattdessen Roland Trettl als neuen Koch in ihren Reihen. Ruth Moschner («Grill den Henssler») soll eine neue Panel-Show namens
«So tickt der Mensch» bekommen und Illusionist Victor Mids wird die Zuschauer in
«Mindmagic» der Vorstellung von Sat.1 nach verzaubern.
Donnerstags setzt Sat.1 weiter auf Krimis, hier allen voran natürlich auf «Criminal Minds». Neu hinzu kommt
«Blindspot». Darin wird eine junge Frau nackt in New York entdeckt. Sie ist übersät mit Tattoos und kann sich an nichts erinnern. Der neue «Criminal Minds»-Ableger ist erstaunlicherweise für den Sonntag geplant. Dort soll auch die «Rush Hour»-Serie unterkommen.
Bleibt also noch ein Blick auf den Freitag, wo in Sat.1 neben «Super Pets», «Super Kids», «The Voice», «The Voice Kids» und «Promi Big Brother» auch «Ran an den Mann» weiter geht. Neu im Programm ist die Show
«Fan vs. Star», in der zwei Stars gemeinsam mit ihrem 50-köpfigen Fanblock in einer “tosenden Arena” gegeneinander antreten. Zudem will Sat.1 den US-Hit
«Little Big Shots» adaptieren und freitags zeigen.
Für die Late-Prime hat Sat.1 bei Brainpool weitere Folgen von
«Luke - Die Woche & Ich» bestellt und Antoine Monot Jr. eine eigene Show gegeben.
«Knallerkerle» wird seine erste Sketch-Comedy. In diesem Genre wird auch
«Rabenmütter» angesiedelt sein, ein lustiges Format mit Friederike Kempter, Mimi Fiedler, Milena Dreißig und Anna Julia Kapfelsberger.
Nicht vergessen werden soll der Sonntagvorabend, wo es mit
«Liebe leicht gemacht» ab Ende Juli ein weiteres Beziehungs-Experiment gibt und mit
«Das große Backen»,
«Bitte melde dich» und
«The Biggest Loser» weitere Episoden von Erfolgsformaten eingeplant sind.
Nicht zu tüddelig solle Sat.1 werden, hatte Sendergruppenchef Wolfgang Link vor einigen Wochen mal lapidar gesagt. Versteht mal tüddelig in Form von träge oder gar müde, dann kann gesagt werden: Dieser Auftritt am Mittwoch war ziemlich das exakte Gegenteil davon.
Es gibt 24 Kommentare zum Artikel
17.07.2016 17:27 Uhr 22
Naja, Bares für Rares hat aber eine ganz andere Zielgruppe als das Rumschreifernsehen in den Privatsendern. Ähnlich ist das ja auch mit den Telenovelas im Ersten. Dass man grundsätzlich experimentierfreudiger sein könnte, steht außer Frage.
17.07.2016 18:31 Uhr 23
Die Day-Time-Formate laufen nach wie vor ordentlich, so dass da rein aus Quotensicht kein Handlungsbedarf besteht, die Probleme fangen erst am (Vor-)Abend an, weil hier jede Zielgruppe mehr oder weniger bereits durch andere Sender abgedeckt ist. Sat.1
"Bares für Rares" zeigt übrigens, dass man nicht so wie du immer sagst, was Neues "erfinden" muss, damit man Zuschauer anlockt. Das ist auch mehr oder weniger eine typische Trödelshow, wie man sie öfters mal bei den Privaten oder einem "Doku"-Sender gesehen hat, nur eben etwas hübscher verpackt.
Glaube kein Sender hat mehr in dieser Programmschiene in den letzten Jahren ausgetestet und rumexperimentiert wie Sat.1.
Was ich aber nicht verstehe ist, wieso du ein Format wie The Biggest Loser absetzen würdest? Da schreist du hier praktisch immer nach etwas, was es so nicht gibt und dann willst du eines der Formate absägen, was genau in diesen Bereich fällt^^
18.07.2016 00:00 Uhr 24
Ich weiß nicht, ob die Daytime wirklich so stark ist, sie hatten einmal Zeiten, da hatten Formate über 20 % in der Zielgruppe.