Eigentlich unglaublich: Bereits seit 1979 bereist das Raumschiff Enterprise in nie enden wollender Rettungsmission das Weltall. Der dreizehnte Kinofilm «Star Trek Beyond» steht just vor der Tür. Zeit, als Einstimmung einen ehrlichen und humorvollen Blick auf 37 Jahre Trek im Kino zu werfen.
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Am 21. Juli 2016 wird es wieder so weit sein. Nicht mehr in ganz so großer Anzahl wie zu Hochzeiten des Franchise in den Neunzigern, doch durchaus noch wahrnehmbar, werden Fans in Uniform, mit bajoranischen Ohrringen oder vulkanischen Ohren die Kinosäle des Landes aufsuchen, um den inzwischen dritten Reboot-Film der langlebigen Reihe unter die kritische Lupe zu nehmen.
Glücklicherweise für Paramount gibt es aber auch eine große Anzahl unauffälliger Kinogänger, denen man ihre Filmauswahl bis zum Betreten des Saales gar nicht ansehen würde. Beide Gruppen sorgen bereits seit fast vierzig Jahren dafür, dass doch irgendwann immer wieder ein neues Kapitel aufgeschlagen wird. Zunächst sechsmal mit der alten Crew um William Shatner und Leonard Nimoy, dann viermal mit Patrick Stewart, Brent Spiner und Jonathan Frakes. Seit 2009 nun heißt es zurück zu den Anfängen mit Chris Pine, Zachary Quinto, Simon Pegg, Karl Urban und Zoe Saldana - erneut in den ikonischen Rollen als Kirk, Spock, Scotty, McCoy und Uhura.
Bevor es in sechs Tagen das dreizehnte Abenteuer zu bewundern gibt, schaue ich heute kurz für euch zurück. Was waren die Highlights, was die Tiefpunkte dieser langen Reise? Und warum?
Vom Versuch, Großes zu erreichen: «Star Trek: The Motion Picture»
Release: 1979
Die Bedrohung: Galaktische Riesenwolke auf Selbstfindungstrip
Der Inhalt: Eine riesige Energiewolke befindet sich auf Kurs zur Erde – die generalüberholte USS Enterprise wird losgeschickt, die Bedrohung abzuwenden und entdeckt, dass es sich in Wirklichkeit um die Sonde Voyager 6 handelt, die von der NASA im 20. Jahrhundert ausgeschickt wurde, das Universum zu erkunden. Auf ihrer Reise erlangte sie ein Bewusstsein und entschied sich, heimzukehren.
Produktionskosten: 46 Millionen Dollar (inklusive der Kosten für die geplante Serie Phase II)
Das sagt das Box-Office: 82 Millionen Dollar in den USA reichen Stand 2016 noch für Platz 5 (unadjusted) und gar Platz 2 (adjusted). Dazu kamen 51 Millionen Dollar im Rest der Welt. Macht ein Gesamtergebnis von 139 Millionen Dollar. Ein klarer Erfolg.
Das sagen die Fans: Den Fans war die völlige Abkehr von Humor und Stil der Serie ein Graus – die stereotypen Figurenzeichnungen, die langatmige Inszenierung und das pseudo-philosophische Brimborium bekamen allerorten ihr Fett weg. Bis heute gilt der Film vielen Fans als einer der schwächsten.
Das sage ich: Der Film war in doppelter Hinsicht ambitioniert. Er revolutionierte die Trek-Serie (und übertrieb dabei) und schickte sich an, andere Genregrößen zu erreichen (und scheiterte daran). Für Auge und Ohr bietet er jedoch noch immer wundervolle Momente, die die entschleunigte Handlung treffend untermalen. Die Story ist zudem im Ansatz durchaus clevere Science-Fiction und bietet Grund zum Nachdenken. Dass sie dabei objektiv betrachtet auf einen Bierdeckel gepasst hätte, sei an dieser Stelle übergangen. Beim Versuch, «Star Trek» in neuen Sphären zu führen, gelang in der Summe immerhin ein hübscher SF-Film, der besser gealtert ist, als viele andere - und viele bis heute wahrhaben möchten.
Mit einfachen Mitteln zum Erfolg: «Star Trek II: The Wrath of Khan»
Release: 1982
Die Bedrohung: Wildgewordener Supermensch mit Racheplänen
Der Inhalt: Das Raumschiff Reliant sucht einen geeigneten Planeten für das neue Terraforming-Projekt Genesis. Dabei stößt die Besatzung jedoch auf den genetisch manipulierten Supermenschen Khan, den James Kirk vor Jahren aus Selbstschutz dort ausgesetzt hatte. Keine Frage, dass Khan plant, sich an Kirk und der Crew der Enterprise zu rächen…
Produktionskosten: 11 Millionen Dollar
Das sagt das Box-Office: 79 Millionen Dollar in den USA reichen Stand 2016 noch für Platz 6 (unadjusted) und Platz 5 (adjusted). Dazu kamen 18 Millionen Dollar im Rest der Welt. Macht ein Gesamtergebnis von 97 Millionen Dollar. Gerade aufgrund der sparsamen Produktionskosten natürlich ein großer Erfolg.
Das sagen die Fans: Erleichterung machte sich breit. Was die Fans anging zog man hier die richtigen Konsequenzen aus dem Fehlschlag zuvor. Es menschelte wieder, die Charaktere fühlten sich wie die aus der Serie an, Ricardo Montalban gab einen famosen Bösewicht und der Old-School-Look erntete Lob. Bis heute für die meisten Fans einer der Klassiker der Reihe.
Das sage ich: Nach dem Fanfeedback beim ersten Versuch ging man hier einen ganz anderen Weg. Das Budget wurde drastisch reduziert, mit Nicholas Meyer setzte man auf einen Franchise-Neuling. Man brachte einen Fanliebling (Khan) als Gegenspieler zurück, schmiedete eine simple aber spannende Rachegeschichte, setzte auf bekannt-beliebte U-Boot-Film-Motive und untermauerte das Ganze mit Emotionalität und dezentem Humor. Eine optimale Entscheidung und bis heute – wenn auch nicht in Gänze perfekt - einer der besten Filme und die erste Rettung der Reihe.
Die Angst um den Liebling zieht: «Star Trek III: The Search for Spock»
Release: 1984
Die Bedrohung: Klingone mit Schoßhündchen & ein flammendes Inferno
Der Inhalt: Spock ist tot. Oder lebt er doch noch? Gemeinsam bricht die verbliebene Crew auf, ihren Freund zu suchen und nebenbei das Terraformingprojekt Genesis zu retten. Doch stehen ihr ein wilgewordener Klingone und ein sterbender Planet im Weg.
Produktionskosten: 16 Millionen Dollar
Das sagt das Box-Office: 77 Millionen Dollar in den USA reichen Stand 2016 noch für Platz 7 (unadjusted) und Platz 6 (adjusted). Dazu kamen 10 Millionen Dollar im Rest der Welt. Macht ein Gesamtergebnis von 87 Millionen Dollar. Gerade gemessen an den Produktionskosten also erneut ein Erfolg.
Das sagen die Fans: Für viele Fans ist die Wiedergeburt von Spock selbstverständlich ein emotionales Highlight. Dennoch wird der Film auch durchaus kritisch betrachtet, da er mit zunehmender Spielzeit immer mehr zerfasert, einen wenig überzeugenden Gegenspieler präsentiert und sich gen Ende in zuviel Effekthokuspokus verliert - ohne dabei technisch überzeugen zu können.
Das sage ich: Die Suche nach Spock lebt ganz klar von ihrer Emotionalität und der starken ersten Filmhälfe, die die Crew als Familie zeigt, die in einer schweren Krise funktioniert und zueinander steht. Die Rahmenhandlung um Genesis und besonders rund um die comichaften und fast lächerlichen Klingonen stellt dem ganzen fast ein Bein, kann aber in der Summe den liebevoll-charmanten Kern nicht verschütten. Kein Meisterwerk, aber unterschätzt.
Mit Leichtigkeit zum Erfolg: «Star Trek IV: The Voyage Home»
Release: 1986
Die Bedrohung: Fliegendes Ölfass, das nach Hause telefonieren will
Der Inhalt: Die Crew der Enterprise befindet sich an Bord des gestohlenen Bird of Prey auf dem Rückweg zur Erde, als eine außerirdische Sonde alle technischen Einrichtungen lahmlegt und offenbar nach Buckelwalen sucht. Da Kommunikation nicht möglich ist, reist man in die Vergangenheit und besorgt mit Hilfe einer Meeresbiologin zwei Tiere, um ein weiteres Mal den Planeten zu retten.
Produktionskosten: 21 Millionen Dollar
Das sagt das Box-Office: 110 Millionen Dollar in den USA reichen Stand 2016 noch für Platz 3 (unadjusted) und Platz 3 (adjusted). Somit ist er in Nordamerika der erfolgreichste Film abgesehen vom Reboot. Dazu kamen 23 Millionen Dollar im Rest der Welt. Macht ein Gesamtergebnis von 133 Millionen Dollar. Der Höhepunkt der Classic-Filmreihe.
Das sagen die Fans: Wenn es um
den Film mit den Walen geht, gibt es keine zwei Meinungen. Der Humor macht einfach Laune, die Story ist pure Zuckerwatte und fluffig leicht, die Crew kam nie sympathischer und eingespielter herüber. In jeder TOP-3-Liste eines Trekkies ist dieser Film vertreten - garantiert.
Das sage ich: Ganz klar, hier stand die «Zurück in die Zukunft»-Reihe Pate, was Lockerheit im Umgang mit Zeitreisen angeht. Wie eine Dampfwalze werden Logiglöcher oder offene Fragen niedergewalzt, um den puren Spaß an der Sache zum Vorschein kommen zu lassen. Zurecht. Der Film unterhält bis heute blendend, bietet eine Vielzahl an erinnerungswürdigen Zitaten und Szenen und beweist, dass es eben doch nicht zwingend einen Antagonisten braucht, um einen Trek-Film zu tragen.
Gott möchte ne Spritztour machen: «Star Trek V: The Final Frontier»
Release: 1989
Die Bedrohung: Das Ego eines Schauspielers mit Profilneurose
Der Inhalt: Der Vulkanier Sybok möchte mit aller Macht den sagenumwobenen Ort Sha´Ka´Ree finden und erhofft sich davon nicht weniger, als eine Begegnung mit Gott. Dass er dazu Geiseln nimmt, die Enterprise kapert und auf die Hilfe seines Halbbruders Spock setzt, bringt alle Beteiligten weit über ihre Schmerzgrenzen hinaus...
Produktionskosten: 33 Millionen Dollar
Das sagt das Box-Office: 52 Millionen Dollar in den USA reichen Stand 2016 noch für Platz 11 (unadjusted) und Platz 11 (adjusted). Dazu kamen 13 Millionen Dollar im Rest der Welt. Macht ein Gesamtergebnis von 63 Millionen Dollar. Somit ist er der in nackten Zahlen der schwächste Film der Classic-Filmreihe und der zweitschwächste aller Trek-Filme in Nordamerika bis heute.
Das sagen die Fans: Fans, die dem fünften Abenteuer etwas abgewinnen können, muss man mit der Lupe suchen. Die einhellige Meinung besagt, Shatners Ego habe den Film ruiniert und die konfuse Story den Rest getan. Die Effekte wurden schon damals als grottenschlecht wahrgenommen, der Humor traf höchstens das Fremdschämzentrum und die Auflösung der Story gilt den meisten als lachhaft.
Das sage ich: Wirklich wahr: «Star Trek V: The Final Frontier» ist aus vielerlei Gründen ein Desaster - dabei besitzt der Film im Kern so viel Herz und hätte durch eine klarere Linie und eine professionelle Überarbeitung durchaus Potential gehabt. Jedoch: Niemand schien damals zu bemerken, auf welch falschen Gleis man sich befand. Positiv in Erinnerung bleiben die familiären und sehr sympathischen Szenen zwischen Kirk, Spock und McCoy beim Camping sowie die Sequenz über den großen Schmerz, den wir alle mit uns herumtragen und wie er unser Leben beeinflusst. Der Rest ist mit albern und fahrig noch geschönt beschrieben.
Glasnost & Perestroika im All: «Star Trek VI: The Undiscovered Country»
Release: 1991
Die Bedrohung: Ewig Gestrige voller Angst vor der Zukunft
Der Inhalt: Der klingonische Mond Praxis explodiert und hinterläßt eine Spezies am Rande der Vernichtung. Kirk soll kurz vor seiner Pensionierung als eine Art Ölzweig dienen und den klingonischen Kanzler samt Gefolge zu Friedensgesprächen eskortieren. Da jedoch nicht alle diesem Frieden trauen, verliert der Kanzler kurz darauf sein Leben und Kirk und McCoy finden sich als Verräter und Mörder auf einem eisigen Gefängnisplaneten wieder...
Produktionskosten: 27 Millionen Dollar
Das sagt das Box-Office: 75 Millionen Dollar in den USA reichen Stand 2016 noch für Platz 9 (unadjusted) und Platz 9 (adjusted). Dazu kamen 19 Millionen Dollar im Rest der Welt. Macht ein Gesamtergebnis von 97 Millionen Dollar. Somit konnte sich die Classic-Filmreihe zum Ende hin doch noch einmal erholen und einen kleinen Erfolg verbuchen.
Das sagen die Fans: In der Presse wurde der Film bei Start eher als
Rentnergang im All-Movie beschrieben, der versuche, den Kalten Krieg eher gefällig und platt metaphorisch zu verarbeiten. Bei den Fans kam er jedoch weitestgehend gut an, obwohl die vielen Kniffe des Regisseurs Nicholas Meyer durchaus auch Kontroversen bei den Puristen auslösten.
Das sage ich: Nicholas Meyer to the rescue - zum zweiten Mal musste der Autor und Regisseur herbeieilen, um das festgefahrene Franchise zu entstauben und in die Erfolgsspur zurück zu holen. Es gelang ihm hier erneut. Die politische Metapher, die sozialkritische Botschaft, das Zusammenspiel der Crew und die spannende Story - hier fehlte nichts, was das Trekkieherz glücklich macht. Ein wunderschöner Abgesang auf die erste Trek-Kinogeneration.
Auf der nächsten Seite geht es um die vier Filme mit der Crew von «Star Trek: The Next Generation» rund um Captain Picard, Commander Riker und Mr. Data.
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15.07.2016 10:54 Uhr 1