Mit «Smaragdgrün» findet die Edelstein-Trilogie zu ihrem endgültigen Abschluss. Doch nachdem sich das Franchise bisher von Teil zu Teil steigerte, folgt mit dem Finale nun die Ernüchterung.
Filmfacts: «Smaragdgrün»
- Kinostart: 07. Juli 2016
- Genre: Fantasy/Abenteuer
- FSK: 12
- Laufzeit: 113 Min.
- Kamera: Florian Emmerich , Ralf Schlotter
- Musik: Philipp Fabian Kölmel
- Buch: Katharina Schöde, Felix Fuchssteiner, Barry Thomson
- Regie: Felix Fuchssteiner, Katharina Schöde
- Darsteller: Maria Ehrich, Jannis Niewöhner, Laura Berlin, Josefine Preuß, Rolf Kanies, Kostja Ullmann, Rufus Beck
- OT: Smaragdgrün (DE 2016)
Es ist immer schön, zu erleben, wie sich die Macher einer Filmreihe die Kritik von Außenstehenden zu Herzen nehmen, um es beim nächsten Teil besser zu machen. So auch geschehen bei der Leinwandadaption der Edelstein-Trilogie, bestehend aus «Rubinrot», «Saphirblau» und dem dieser Tage in den Kinos startenden Finale «Smaragdgrün». Teil eins war abgesehen von einigen anstrengenden Schauspielerleistungen und zum Teil fragwürdig animierten Effekten in Ordnung. In der Fortsetzung stach dann hauptsächlich ein CGI-Wasserspeier negativ hervor, während sich die Leistungen der jungen Darsteller allesamt bemerkenswert gesteigert hatten. Bei dieser qualitativen Erfolgskurve müsste «Smaragdgrün» nun eigentlich den wahrhaft krönenden Abschluss bilden. Doch weit gefehlt! Was auch immer das nach wie vor identische Regieduo aus Felix Fuchssteiner und Katharina Schöde hier inszeniert hat, ist sowohl inhaltlich als auch technisch weit von dem entfernt, was uns die beiden in den letzten Jahren präsentierten. Dass die beiden ausgerechnet daran scheitern, die verschiedenen Elemente Fantasyaction, Zeitreiseabenteuer und Teenie-Romanze miteinander zu verbinden, ließe sich noch damit erklären, dass die Geschichte mit der Zeit immer komplexere Ausmaße annimmt, die sich obendrein auch immer weiter von den Romanen entfernt. Dass jedoch auch die Darbietungen der Akteure unter die Qualität des Auftaktes rutschen, hinterließ nicht nur bei uns ein großes Fragezeichen.
Das Ende der Reihe - im doppelten Sinne
Gwendolyn (Maria Ehrich) ist am Boden zerstört. War Gideons (Jannis Niewöhner) Liebesgeständnis nur eine Farce, um ihrem großen Gegenspieler, dem düsteren Grafen von Saint Germain (Peter Simonischek) in die Hände zu spielen? Fast sieht es für die junge Zeitreisende so aus. Doch dann geschieht etwas Unfassbares, das Gwens Weltbild einmal mehr auf den Kopf stellt. Für sie und Gideon beginnt eine atemberaubende Flucht in die Vergangenheit. Rauschende Ballnächte und wilde Verfolgungsjagden erwarten die Heldin wider Willen und über allem steht die Frage, ob man ein gebrochenes Herz wirklich heilen kann.
Ohne die bisherigen beiden Filme gesehen zu haben, ist man als Zuschauer in «Smaragdgrün» sofort verloren. Wie schon in «Saphirblau» bietet zwar auch der dritte Teil zu Beginn eine schnelle Übersicht über die bisherigen Ereignisse, doch gut gewählt sind diese Ausschnitte nicht. Ticketkäufer, die das Geschehen also nicht schon in den ersten beiden Filmen verfolgten, bleiben selbst nach dem Rückblick ziemlich ahnungslos. Da es allerdings unwahrscheinlich ist, dass sich jemand ins Publikum verirrt, der erst mit «Smaragdgrün» in die Edelstein-Trilogie einsteigen will, sei dieser Schwachpunkt hier lediglich der Vollständigkeit halber erwähnt. Wäre er der einzige, ließe sich hervorragend über ihn hinweg sehen. Leider wird es nicht ausschließlich bei diesem bleiben, denn «Smaragdgrün» hat auf so ziemlich allen Ebenen innerhalb der Erzählung Probleme zu fesseln. Das beginnt zunächst bei den Darstellerleistungen. Erneut sind all jene dabei, die man bereits aus «Rubinrot» und «Saphirblau» kennt. Doch während die Jungschauspieler im Vorgänger die stark ausgeprägten Unsicherheiten des ersten Teils hinter sich gelassen zu haben schienen, ist das hölzerne, stark am Text orientierte Spiel in «Smaragdgrün» oftmals kaum zu ertragen. Von Authentizität keine Spur. Eine intuitive Interaktion, insbesondere zwischen den Hauptfiguren Gwen und Gideon, sucht man vergeblich. Besonders die erneut von Laura Berlin verkörperte Cousine Charlotte ist mit dem Wechsel von der zickigen Diva zur sympathischen Mitwisserin vollends überfordert. Einziger Lichtblick ist Kostja Ullmann («Coming In»), der in seinen wenigen Szenen als noch nicht toter Schulgeist James eine elegante Leichtigkeit an den Tag legt.
Neben den Darstellern hakt es auch an allen Ecken und Enden der Story. Nicht nur, dass es sich langsam aber sicher den Überblick verlieren lässt, welcher Charakter im «Smaragdgrün»-Universum nun welche Ziele verfolgt, auch die plötzlichen Gesinnungswandel einzelner Figuren wirken mehr willkürlich, denn den Ereignissen geschuldet. Darüber hinaus beinhaltet das Skript zu «Smaragdgrün» diverse Szenen, die für den Handlungsverlauf selbst keinerlei Relevanz besitzen und daher bisweilen tatsächlich lächerlich erscheinen. Eine Mottoparty mit dem Thema „Grün“ unterstreicht zum Beispiel einzig und allein den Filmtitel, zieht die Fantasyproduktion selbst aber nur unangenehm in die Länge. So hat «Smaragdgrün» schon bald ein gravierendes Problem, das bei den ersten beiden Filmen der Reihe noch nicht vorlag: Trotz eines nahezu überquellenden Skripts ist der Film selbst über weite Strecken langweilig und vorhersehbar. Selbst einschneidende Erlebnisse einige Figuren betreffend, die wir aus Spoilergründen an dieser Stelle selbstverständlich nicht verraten wollen, wirken sich emotional kaum auf den Zuschauer aus, weil viel zu früh ersichtlich wird, dass das Drehbuch weder konsequent mit den Charakteren umspringt, noch haben die Darsteller schauspielerisch das Zeug dazu, die in ihrem Inneren vorherrschenden Gefühle auf den Zuschauer zu übertragen. Das Leinwandgeschehen wird nichtig, der Ausgang der Story irrelevant und Spaß am Zuschauen hat man aufgrund der miserablen Akteure ebenfalls kaum; dass die Geschichte hier und da von ein paar hübschen Wortwitzen aufgepeppt wird, reicht als Ausgleich für die vielen Schwächen absolut nicht aus.
Defizite an allen Ecken
Technisch wiederholt «Smaragdgrün» den Eindruck des ersten Teils, der insgesamt okay war, jedoch weniger aufgrund ausgefeilter Tricktechnik denn vielmehr mithilfe des Kostümdesigns und der Make-Up- sowie Frisurenkünste zu gefallen wusste. Die Animation des Wasserspeiers Ximerius ist nach wie vor grenzwertig und zu keinem Zeitpunkt auf dem Niveau internationaler Produktionen. Doch ohne den frechen Freund von Gwendolyn ginge es in «Smaragdgrün» noch weitaus trister zu, als es das jetzt ohnehin schon tut. Deshalb und aufgrund der amüsanten Synchronisation durch Rufus Beck lässt sich das erneute Auftauchen der Figur akzeptieren. Ansonsten bleibt der Film visuell und akustisch für einen Film dieses Genres überraschend unauffällig und erinnert eher an eine zwar aufwändige, aber zu weiten Teilen doch detailarme Fernsehproduktion. Wenn Gwendolyn mithilfe des Chronographen elapsiert und in Nahaufnahme das Blut durch das Zeitreisegerät rinnt, dann sehen derartige Aufnahmen so überdeutlich danach aus, am Computer entstanden zu sein, dass auch der Eindruck, Gwen würde dadurch wirklich durch die Zeit springen, zunichte gemacht wird. Als „Smaragdgrün“ schließlich mit einem ausführlichen Rückblick über sämtliche Ereignisse der Edelstein-Trilogie beendet wird, erwischt man sich dabei, wie man sich wünscht, die Regisseure hätten einfach noch ein halbes Jahr mehr Arbeit in ihr Projekt investiert, um dieses zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu führen. So erweckt «Smaragdgrün» den Eindruck eines Schnellschusses, mit dem keiner der Beteiligten wirklich zufrieden sein kann.
Fazit
Hardcore-Fans der Edelstein-Trilogie wird diese Beendigung der Reihe ebensowenig zufriedenstellen, wie er Franchise-Neulingen keinerlei Anreiz bietet, mit «Smaragdgrün» in die nun abgeschlossene Reihe einzusteigen. Technisch ist der Film gerade so okay, inhaltlich und darstellerisch muss man allerdings mit der Lupe nach Vorzügen suchen.
«Smaragdgrün» ist ab dem 30. Juni in den deutschen Kinos zu sehen.
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