Nach den Abtritten der Show-Legenden Jay Leno und David Letterman, stellte sich die Frage, ob auch ihre Nachfolger und Erben mit erfolgreichen Zuschauerzahlen beeindrucken können. Hier die Antworten.
Wie wir schon im Februar berichteten, gab es im Jahr 2014 eine ganze Lawine an Veränderungen in der US-amerikanischen Late-Night-Branche. Die Übernahme der altgedienten «Tonight Show» durch Jimmy Fallon und der Abgang der recht umstrittenen Show- und Comedy-Legende Jay Leno kann dabei mit Recht als Zäsur gesehen werden, die noch viele weitere Veränderungen nach sich zog. Aber neben jeder Menge inhaltlicher Umwälzungen, hat sich auch in Sachen Quoten einiges getan. Schon zu Beginn seiner Zeit beim legendären Late-Night-Format am 17. Februar 2014 konnte Jimmy Fallon Bestquoten einholen und lockte insgesamt 11,3 Millionen Zuschauer vor die Fernsehschirme. Fallon legte damit einen wunderbaren Start hin. Dieser profitierte natürlich auch von den vorangegangenen Übertragungen der olympischen Winterspiele auf NBC und wahrscheinlich auch von der Neugier des Zuschauers für die neue Herangehensweise an das alte Format. Dieser Erfolg sollte sich zwar in Zukunft nicht in dieser Größenordnung fortsetzen, aber Fallon sichert sich bis heute die Pole-Position unter den Late-Night-Moderatoren.
Die Zeiten, in denen es noch hieß, entweder «Tonight Show» auf NBC oder «Late Show» auf CBS sind damit schon lange vorbei (das soll sich auch nicht ändern, als Stephen Colbert die Nachfolge von David Letterman antritt). Mittlerweile heißt es: Jimmy Fallon auf Platz 1 und dann der ganze Rest. Zwar konnte der damalige «Late Show»-Moderator David Letterman mit seiner Erklärung im April 2014, dass er in den Ruhestand gehe, etwas Momentum erlangen, aber mit Fallons Höhenflug konnte er nie mithalten. Sicherlich ist dies auch Fallons Jugend und stetiger Online-Präsenz geschuldet: Seine „Lip Sync Battle“ mit Emma Stone und der „Drum Off“ zwischen Will Ferrel und Red Hot Chili Pepper-Drummer Chad Smith sind nur ein paar Beispiele viraler You Tube-Hits, die schon 2014 über 20 Millionen Klicks zählten und insbesondere ein neues, junges Publikum anzogen. Auch Fallons Nachfolgesendung «Late Night with Seth Meyers» konnte von dem Erfolg der «Tonight Show» profitieren: 3,4 Millionen Zuschauer schalteten am 24. Februar 2014 beim Debüt von Meyers ein.
Trotz gutem Start, kämpft Colbert stetig um den zweiten Platz
Auch die aggressive Promotion des Letterman-Nachfolgers Stephen Colbert und seiner «Late Show» konnte Fallon nicht langfristig vom Thron der Late-Night-Könige stoßen. Zwar gewann der Start der «The Late Show with Stephen Colbert» mit dem Debüt am 8. September 2015 immerhin 6,55 Millionen US-Zuschauer für sich, und überholte während derselben Sendezeit damit locker Jimmy Fallon mit seinen 2,92 Millionen und «Jimmy Kimmel Live» auf ABC, dem an diesem Abend 1,75 Millionen Zuschauer zusahen, dennoch hielt dieser große Erfolg nicht lange an. Schon im November desselben Jahres haben sich die Zahlen wieder nach unten korrigiert und Colbert musste mit Kimmel um den zweiten Platz hinter Fallon kämpfen. In den Tagen vom 2. bis zum 6. November konnte Jimmy Kimmel Gesamtzuschauerzahlen von 2,626 Millionen einfangen, während Stephen Colbert nur 2,492 Millionen Zuschauer für sich gewinnen konnte. Ein Besuch von Hilary Clinton bei Kimmel hat sicherlich geholfen, um seiner Late-Night-Sendung einen Schubs nach oben zu geben. Beide waren jedoch keine große Konkurrenz für Jimmy Fallon, der schon in der Woche darauf und damit bereits in der 5. Woche in Folge mit 3,409 Millionen Zuschauern wieder fest im Sattel saß.
Der Superbowl und die tatkräftige Unterstützung von Schauspielern wie Will Ferrell, Tina Fey, Margot Robbie und einer Aufzeichnungsbotschaft von Präsident Barak Obama wollten Colbert ebenfalls nicht auf Dauer helfen, Fallons Zuschauerzahlen einzuholen. Aber trotzdem konnte ihm dieses Star- und Politikeraufgebot und ein Live-Interview via Satellit mit einem Footballstar einen kurzfristigen und sehr beeindruckenden Erfolg von 21,1 Millionen Zuschauern bescheren. Das waren Colberts Bestwerte seit seinem Debüt im Jahr zuvor und die Bestwerte der «Late Show» auf CBS seit David Lettermans letzter Show mit 15,7 Millionen Zuschauern. Dieser Quotenhype hatte auch Auswirkungen auf die darauf folgende «Late Late Show with James Cordon», der ebenfalls ein Superbowl-Special zeigte und damit ein einmaliges Zuschauerhoch von 5 Millionen gewinnen konnte. Auch wenn das ein großer Push in Sachen Quoten war, tendieren solche Zahlen sich nicht unbedingt lange zu halten.
Nur etwa zwei Monate später pendelten sich alte Zahlen und Kämpfe wieder ein: In der Woche vom 11. bis 15. April diesen Jahres stand «The Tonight Show starring Jimmy Fallon» mit einer Gesamtzuschauerzahl von 3,244 Millionen als Sieger da, während «The Late Show with Stephen Colbert» mit 2,157 Millionen Zuschauern hinter «Jimmy Kimmel Live» und seinen 2,212 Millionen Zuschauern zurückfiel. Auch mit den Nachfolgesendungen geht NBC weiterhin in Führung: «Late Night with Seth Meyers» konnte in derselben Woche 1,441 Millionen Zuschauer locken, während «Late Late Show with James Cordon» auf CBS nur 1,161 Millionen Zuschauer begeistern konnte.
Andere Sender, andere Late-Night-Quoten
Anders sieht es natürlich bei den Kabelsendern TBS und Comedy Central aus, die mit ihren jeweiligen Formaten «Conan» mit dem erfahrenen Talkmaster Conan O’Brien und der neuen Politsatire-Show «Full Frontal», die von der Komödiantin Samantha Bee moderiert wird, generell geringere Zuschauerzahlen abholen. Dennoch konnte O’Brien, der zuvor nur einen kurzen Einstand als Moderator der «Tonight Show» geben durfte, bei seinem TBS-Debüt am 8. November 2010 mit 4,2 Millionen Zuschauern einen beachtlichen Erfolg feiern. Nachdem sich die Kontroverse um seinen Rücktritt bei NBC etwas beruhigt hatte, gingen aber auch die Zuschauerzahlen von «Conan» stetig zurück. Auch wenn seine Einschaltquoten 2014 durchschnittlich bei 862.000 Zuschauern liegen, hat TBS seinen Late-Night-Vertrag bis 2018 verlängert. Einen kleinen Erfolg konnte O’Brien jedoch mit dem experimentellen Sendeplatz am Samstag, dem 9. April diesen Jahres abholen, als er eine Sondersendung von seiner Reise nach Korea zeigte und 861.000 Zuschauer erreichen konnte. Das ist für ihn zwar eher Durchschnitt, allerdings sollte man die Beliebtheit dieser Spezialausgabe bei der Online-Community nicht außer Acht lassen: Die Zahlen, die dieser empfehlenswerte Trip und deren Videos auf YouTube erreichen konnte, liegen zusammen bei etwa 8,5 Millionen Klicks.
Samantha Bee, Frau im Late-Night-Pelz
Als einige der wenigen Frauen mit dem Fokus auf politische Satire mischen die Komikerin Samantha Bee und ihr lohnendes Format «Full Frontal» den von Männern dominierten Late-Night-Markt auf. Die 1969 geborene Kanadierin wurde insbesondere im Juli 2003 als Korrespondentin der «Daily Show» bekannt, wo sie bis zum Ende der Jon Stewart-Ära blieb. Neben ihrer Arbeit an «Full Frontal» produziert sie mit ihrem Ehemann Jason Jones, ebenfalls ehemaliger «Daily Show»-Korrespondent, die Comedy-Serie «Detour» für TBS. Bei den kürzeren Late-Night-Formaten konnte «Full Frontal with Samantha Bee» zu Beginn auf den verschiedenen Turner-Sendern TBS, Adult Swim, TNT, TruTV insgesamt 2,16 Millionen Zuschauer interessieren. Am 28. März konnte das Satire-Format allerdings nur noch 500.000 Zuschauer für sich gewinnen. Kurioserweise haben die samstäglichen Wiederholungen von Bees Show mehr Erfolg. So schaffte es zum Beispiel eine Wiederholung am 26. März auf eine Zuschauerzahl von 985.000 während die Originalausstrahlung am Montag davor nur 650.000 Zuschauer locken konnte. Nicht unbedingt viel besser sieht es für die Konkurrenz «The Daily Show with Trevor Noah» auf dem US-amerikanischen Sender Comedy Central aus, die seit ihrer Premiere am 28. September 2015 bis zum Ende des letzten Jahres täglich durchschnittlich nur 818.000 Zuschauer reizen konnte. Im Vergleich dazu sahen Jon Stewart von 2013 bis 2014 täglich 1,5 Millionen Zuschauer zu. Die Zahlen der Folgesendung «The Nightly Show with Larry Wilmore» sehen, wie zu erwarten, schlechter aus: Während die täglichen Zuschauerzahlen im letzten Jahr noch bei respektablen 812.000 im Durchschnitt lagen, sind sie in diesem Jahr auf 580.000 abgesackt. Dies liegt wahrscheinlich aber auch daran, dass Noah zahlenmäßig seinem Vorgänger Jon Stewart unterlegen ist und damit ein schwächerer lead-in für Wilmore ist.
Ein anderes Bild zeichnet sich beim wöchentlichen Format «Last Week Tonight» mit John Oliver ab. Dazu muss bedacht werden, dass viel weniger Menschen den Bezahlsender HBO empfangen können als TBS und Comedy Central. Oliver konnte erfolgreich von den multiplen Plattformen wie zum Beispiel DVR, on-demand und HBO Go profitieren, über die seine Sendungen ausgestrahlt wurden. Insbesondere in den ersten paar Monaten konnte er auf diese Weise wöchentlich 4,1 Millionen Zuschauer erreichen. Am letzten Sonntag schafften es John Oliver und «Last Week Tonight» mit starken lead-ins wie «Game of Thrones», «Veep» und «Silicon Valley» immerhin auf 1,343 Millionen Zuschauer.
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