Mit zunehmender Fragmentierung haben kleine Sender sowohl größere Chancen, aber auch größere Konkurrenz. In der neuen Serie beleuchtet Quotenmeter.de die "Kleinen".
Rund 40 Prozent Marktanteil generieren die Sender abseits der großen Vollprogramme Tag für Tag - Tendenz zunehmend. Der Markt der Kleinen ist längst ebenso attraktiv wie umkämpft. Und neue Sender stehen schon in den Startlöchern. In dieser Serie checken wir die Lage der "Kleinen" - und bieten einen Ausblick auf die Zukunft. Los geht es mit einem wahren Klassiker - dem Sender Tele5.
Hard Facts
Den Sender Tele5 gab es schon zwischen 1988 und 1992, gehalten damals von Herbert G. Kloibers Firma Tele München Gruppe (TMG), Silvio Berlusconi (ja, der Silvio) und Wolfgang Fischer (Musicbox). Anders als aktuell war Tele5 damals ein richtiges Vollprogramm mit Nachrichtensendungen, Serien und zahlreichen Unterhaltungsformaten. 1992 wurde der Kanal von Leo Kirch gekauft, der damals Besitzer von ProSieben war und somit einen Konkurrenten übernahm. Er machte aus Tele 5 das DSF (heute Sport1). 2002 sicherte sich die TMG die Markenrechte an Tele5 erneut und sendete dort Wiederholungen von Formel 1-Rennen, Late-Night-Talks zu «Big Brother» oder auch schon Wrestling.
Die größten Hits
Unvergessen ist beim Sender auf alle Zeiten Jochen Bendels «Ruck zuck!», der Klassiker, der nicht nur in den 90ern große Bekanntheit hatte, sondern auch nach der Wiederbelebung. Damals kamen einzelne Folgen auf mehr als 100.000 Zuschauer. Auch Wrestling gehörte schon früh zum Portfolio des Senders, nämlich ab der Neuausrichtung 2002. Inzwischen läuft die Wrestling-Show «Raw» donnerstags um 22.15 Uhr bei Tele5 und kam dort in den zurückliegenden Wochen in der Spitze auf über eine halbe Million Fans und teilweise mehr als vier Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Die Kämpfe sind ohne Frage das heißeste Eisen des Senders, der nachmittags gerne auch mit abgehangener SciFi-Ware punktet. Eine feste Fangemeinde hat zudem das kultige «SchleFaZ» mit Olli Kalkofe und Peter Rütten. Stolz ist man auch auf inzwischen sechs Grimme-Preis-Nominierungen, zuletzt übrigens für die Sendung «Der Klügere kippt nach».
Die jüngsten Flops
Im Bestreben Fernsehen der anderen Art zu machen, landete Senderchef Kai Blasberg zuletzt auch den ein oder anderen Flop. Mit
«Ultra» (kleines Bild), für das man «Doppelpass»-Urgestein Rudi Brückner aktivieren konnte, wollte man einen ehrlichen Fußballtalk abseits von Phrasen und mit wirklich brisanten Themen etablieren. Nach sechs Folgen war aber Schluss – zum Finale kam der Kanal nur noch auf 0,4 Prozent Marktanteil. Das Problem: In Teilen musste der Fußballtalk gegen Live-Fußball der Euro League bei kabel eins antreten. Und auch das vielleicht bekannteste Projekt, Hugo Egon Balders «Der Klügere kippt nach», musste vor nicht allzu langer Zeit jäh gestoppt werden. Nach noch ordentlicher erster Staffel fielen die Zuschauerzahlen der zweiten Staffel ins Bodenlose.
Hinter den Kulissen
Verantwortlich für das Programm ist Kai Blasberg (seit 2005, zuvor schon Marketing-Mann beim Sender), der den Fokus neben besonderem Fernsehen vor allem auf internationale Filme (gerne auch abseits des US-Markts) und Serien richtet. Blasberg arbeitete zwischen Ende der 90er und Anfang des neuen Jahrtausends als Marketingleiter für kabel eins und ProSieben. In den 90ern verantwortete er auch schon das Marketing von Sport1.
Alles auf die Quote
Die Tendenz von Tele5 zeigte zuletzt ein gutes Stück nach oben. Im Langzeittrend liegen die schwächsten Monate des Kanals schon eine gute Zeit zurück, 0,8 Prozent Monatsmarktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen wurden zuletzt im September und Oktober 2007 ermittelt. Aber auch die Bestwerte sind schon einige Tage her. Mit starken 1,4 Prozent liefen März und September 2012 besonders stark. Inzwischen hat sich der Kanal in der Mitte eingependelt und liegt bei etwa einem Prozent, wobei es auch immer wieder Monate gibt, in denen die Null vorne steht.
Was bringt die Zukunft?
Die zunehmende Fragmentierung des Marktes macht auch Tele5 zu schaffen. Jüngste Flops zeigen, dass andersartiges Fernsehen eben nicht nur auf Gegenliebe stößt. Vom Gefühl her, hat Tele 5 in Folge auch ein bisschen an Mut eingebüßt. Es scheint momentan so, als wären die Wachstumschancen bei bestehendem Konzept eher begrenzt.
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