Sie ist die Gewinnerin des Deutschen Fernsehkrimipreises 2016. Was das mit Wein zu tun hat, ob sie ihrem «Tatort»-Engagement nachtrauert und was in den nächsten Monaten ansteht, hat die Schauspielerin im Exklusiv-Interview verraten.
Zur Person: Petra Schmidt-Schaller
Petra Schmidt-Schaller lebt mit ihrer Familie in Berlin und war von 2013 bis 2015 in sechs «Tatort»-Folgen als Ermittlerin Katharina Lorenz vor der Kamera. Als „beste deutsche Schauspielerin“ erhielt die 35-Jährige im vergangenen Jahr die «Goldene Kamera» für ihre Rolle in «Der Wagner-Clan». Bereits 2011 erhielt die gebürtige Magdeburgerin den «Deutschen Fernsehpreis» für den Film «Das geteilte Glück».
Petra Schmidt-Schaller, nochmal Glückwunsch zum Gewinn des «Deutschen Fernsehkrimipreises 2016»…
Wissen Sie, wie der dotiert ist? Mit 100 Litern Wein! Da habe ich mich gefreut!
(lacht) Ich wusste das auch vorher nicht! Da stellt ein Winzer 1.000 Liter Wein für dieses Fernseh-Filmfest zur Verfügung, was dann unter drei Gewinnern aufgeteilt wird. Die beiden besten Darsteller kriegen jeweils hundert Liter – so auch ich. Der „beste Film“ kriegt dann die restlichen 800 Liter.
Das heißt, in Ihrem Keller stapelt sich jetzt kistenweise Wein?
Ja, die werden jetzt irgendwann im April geliefert und dann stapelt sich das. Dann kann ich ein bisschen verschenken und schauen, wie ich mit diesen 100 Litern haushalte.
(lacht)
Sind Sie Weintrinkerin?
Ja, zum Glück! Auch gerne Weißwein, aber ich möchte mich trotzdem nächstes Jahr nicht bei den anonymen Alkoholikern anmelden müssen!
(lacht)
Das ist so ein bisschen Branchen-Klischee, oder?
Ja!
(lacht) Passenderweise saß ich gestern um 13 Uhr bei einer Drehbuchbesprechung, wo es dann hieß: Ach, lasst uns doch einen Weißwein trinken – möchtest Du auch einen? – Da dachte ich nur: Ups, Branchenklischee erfüllt!
(lacht) Aber bei sonnigem Wetter mal mittags einen Weißwein trinken ist ja noch in Ordnung.
Worum geht es in Ihrem neuen Film «Ein gefährliches Angebot» (im ZDF am 11.4. um 20.15 Uhr)?
Der Film nährt sich von der Realität. Es geht um eine junge Polizistin, die gerne Karriere machen möchte. Da sie aber kein Abitur hat, kann sie die nächsten Ausbildungsschritte nicht machen. Von ihrem alten Ausbilder kommt das Angebot, dass sie bei einer Sicherheitsfirma anfangen kann. Das klingt erst einmal gut und nach dreifachem Gehalt. Diese Firma ist aber keine Standard-Sicherheitsfirma, wo man einfach nur vor der Tür steht, sondern wo ganze Firmen gesichert werden – bis hin zu Datensicherungen und so weiter. Plötzlich merkt sie, dass in der Firma etwas nicht stimmt und sie wird da in die Geschichte mit hineingezogen… Ich muss aufpassen, dass ich jetzt nicht zu viel verrate.
Wie viel Realität steckt in dem Film?
Der Film erinnert an die Edathy-Affäre – oder an Korruptionsskandale. Wir kriegen das ja fast täglich in der Presse bewiesen. Ich überlege nur, ob es solche Skandale nicht immer schon gegeben hat. Es hat immer Bauernopfer gegeben. Durch solche Filme ist unser Augenmerk heute anders. «Ein gefährliches Angebot» ist eine Mischung aus Thriller und Krimi. Das fing in den USA in den 70ern an, wo diese ganzen Korruptions-Thriller gemacht wurden. Sicherlich auch schon früher. Seit „Die Firma“ merke ich das auch bei mir, nach dem Motto: Die sind alle irgendwie korrupt! Vielleicht ist man da heute anders geschärft.
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Solange man Krimi so definiert, dass eine Hauptfigur etwas sucht oder löst, könnte man kaum noch Geschichten erzählen, die demnach kein Krimi sind. Denn meistens ist es ja so, dass man im Leben etwas sucht und findet. Solange weiterhin auch so viele Formate aus den USA und Großbritannien kommen, glaube ich nicht, dass wir eine Übersättigung haben, da es ja geguckt wird.
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Schauspielerin Petra Schmidt-Schaller
Haben Sie Bedenken vor einer Krimi-Übersättigung im deutschen Fernsehen?
Solange man Krimi so definiert, dass eine Hauptfigur etwas sucht oder löst, könnte man kaum noch Geschichten erzählen, die demnach kein Krimi sind. Denn meistens ist es ja so, dass man im Leben etwas sucht und findet. Solange weiterhin auch so viele Formate aus den USA und Großbritannien kommen, glaube ich nicht, dass wir eine Übersättigung haben, da es ja geguckt wird.
Sehen Sie sich – ähnlich wie in der Rolle der Ina Roth – als Gerechtigkeitsmenschen?
Ja, manchmal frage ich mich, ob das nicht auch irgendwie in uns allen steckt? Hoffen wir zumindest! (lacht)
Hoffentlich! Sie haben eine Tochter – da ist das in der Erziehung auch ein Thema, oder?
Ja, meine Tochter ist jetzt fünf Jahre. Da kann man dann schon mal erklären, was eine Notlüge ist
(lacht) – und warum die doch nicht so gut ist.
Zahlen lügen bekanntlich auch nicht - Wie sehr beobachten Sie die Einschaltquoten?
Mir wird da gar nicht die Wahl gelassen, da am nächsten Tag immer direkt eine SMS rumgeschickt wird. Das ist Wahnsinn! Dann liest man: Wir hatten so und so viel Marktanteil und wir hatten diese Quote! Aber wenn die Quote dann nicht so gut war, kommt gerne: Naja, wir mussten ja auch da und dagegen ankämpfen oder eben: Herzlichen Glückwunsch! Dann ist das also auch erledigt. Ich habe früher nie nach der Quote geguckt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass es bei Schauspielern drei Gruppen gibt. Die einen sagen: Naja, die Quoten halt, na und? Und die Anderen, die eine Wahrnehmung dafür haben. Das sind auch meist diejenigen, die an den Geldquellen sitzen und der Grund sind, warum wir das hier überhaupt alles machen. Dann gibt es natürlich noch die, die auf die Quote einfach nur geil sind!
Und zu welcher Gruppe gehören Sie?
Ich würde mich in der Mitte ansiedeln. Früher habe ich gesagt: Ach, Gott – die Quoten, naja… Es ging mir damals nur um das Spielen an sich. Aber die Wahrnehmung ändert sich.
Besonders beim „TV-Flaggschiff“ «Tatort» kann man sich davon vermutlich nur schwer freimachen?
In meiner Position ging das schon, weil das keine einzelnen Filme sind. Ich lehne mich da mal weit raus und sage, dass der «Tatort» seine garantierten fünf Millionen Zuschauer ja immer hat. Dann ist das schon mal ein gesicherter Posten. Natürlich ist das etwas anderes, wenn man dann mal zehn Millionen hat.
Umso mutiger war die Entscheidung, die «Tatort»-Hauptrolle aufzugeben, oder?
Das ist eine Lebensentscheidung, die für mich richtig war. Rückblickend - eineinhalb Jahre später - kann ich sagen: Definitiv! Zuletzt habe ich gelesen: Success is a work-life-balance! Das kann ich unterschreiben. Es geht bei dieser ganzen Arbeit nicht darum, dass man sich in der Filmwelt verliert - die nicht unbedingt immer geerdet ist. Ich brauche daneben auch noch ein echtes Leben mit meiner Familie. Jetzt ist das für mich ausgeglichen. Das fing mit der Geburt meiner Tochter an. Ich habe mich die letzten zweieinhalb Jahre totgerackert und war kaum zu Hause. Das lag auch daran, dass ich neben den vielen «Tatort»-Drehs auch noch andere Sachen machen wollte. So habe ich plötzlich einen großen Teil meines Lebens außer Acht gelassen. Ich habe gemerkt, dass ich nach sechs Mal Katharina Lorenz spielen keine Lust mehr hatte. Da habe ich gesagt: Es geht nicht, dass ich für den Zuschauer etwas spiele, das ich nicht spielen möchte!
Den «Tatort» schauen Sie – allein aus beruflichen Gründen – aber weiterhin?
Ja, klar! Zumal, wenn man den Hintergrund kennt, dass Franziska Weisz in meiner Straße wohnt!
(lacht) Dann ist das noch lustiger! Als ich ausgestiegen bin und klar war, dass sie für mich übernimmt, hatte ich in Franziskas Briefkasten einen Zettel mit so einem Staffelstab gesteckt mit den Worten: Jetzt kannst Du weitermachen!
(lacht) Ich werde dann also nicht mit gebrochenem Herzen vor dem Fernseher sitzen, sondern eher schauen: Wie machen sie das denn jetzt?
Welche Projekte stehen bei Ihnen dieses Jahr noch an?
Eines ist ein Kinofilm, der schon über drei Jahre im Gespräch ist und nun endlich die Filmförderung erhalten hat. Der hat aktuell den Arbeitstitel «Die letzte Reise» – das wird sich aber vielleicht noch ändern. Dann spreche ich noch ein Hörbuch ein. Zudem ist mir für Ende des Jahres ein interessanter Thriller für das ZDF angeboten worden.
Vielen Dank für das Gespräch!
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