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Die Kino-Kritiker: «The Finest Hours»

Das Schiffsdrama «The Finest Hours» ist an den US-Kinokassen im wahrsten Sinne des Wortes baden gegangen. Doch hat die Disney-Produktion ihr schlechtes Einspiel wirklich verdient?

Filmfacts «The Finest Hours»

  • Kinostart: 31. März 2016
  • Genre: Drama/Historie/Action
  • FSK: 12
  • Laufzeit: 117 Min.
  • Kamera: Javier Aguirresarobe
  • Musik: Carter Burwell
  • Drehbuch: Scott Silver, Paul Tamasy und Eric Johnson nach dem Buch von Michael J. Tougias und Casey Sherman
  • Regie: Craig Gillespie
  • Darsteller: Chris Pine, Casey Affleck, Holliday Grainger, Ben Foster, Eric Bana
  • OT: The Finest Hours (USA 2016)
Schon seit Jahrzehnten steht Walt Disney für ungemein populäre Unterhaltung, die in steter Regelmäßigkeit beachtliche Massen ins Kino lockt und sie nach dem Besuch im Lichtspielhaus auch häufig begeistert entlässt. Mit dem Einkauf von Marken wie Pixar, Marvel und «Star Wars», deren garantierte Blockbuster sich damit zu den hauseigenen Animationsfilmen gesellt haben, ist Disney heutzutage noch mehr denn je ein verlässlicher Hit-Lieferant. Die Hälfte der zehn Filme mit dem bis dato höchsten Einspielergebnis an den weltweiten Kinokassen sind Produktionen des Mäusekonzerns. Doch hin und wieder sind selbst die Walt Disney Studios nicht vor Misserfolgen gefeit.

In jüngerer Vergangenheit betraf dies am prominentesten wohl die zig Millionen Dollar schweren Leinwand-Spektakel «John Carter», «Lone Ranger» und «A World Beyond», die international zwar allesamt ihre Produktionskosten mit Ach und Krach wieder einspielen konnten, ihr enormes Werbe-Budget mit eingerechnet aber gerade nach Disney-Missstäben durchaus als Flops gewertet werden können. Nun sieht es ganz danach aus, als würde sich das auf wahren Begebenheiten beruhende Schiffsunglück-Drama «The Finest Hours» als neuester Vertreter in jene letztgenannten unrühmlichen Beispiele einordnen. Obwohl der Kinostart des Films in einigen Ländern noch ausstand und er so zum Beispiel auch in Deutschland erst in dieser Woche anläuft, hat Disney-Chef Bob Iger ihn Anfang März 2016 bereits zum Misserfolg erklärt, der seinem Studio rund 75 Millionen Dollar kosten wird. So richtig verdient hat der passable Katastrophen-Streifen sein schlechtes Abschneiden nicht, doch wirkt er ein wenig aus der Zeit gefallen.

Im Jahre 1952 kommt es vor der amerikanischen Ostküste zu einem verheerenden Sturm, der vor allem die auf See befindlichen Schiffe und ihre Besatzungen in Mitleidenschaft zieht. Besonders schlimm erwischt es den Öltanker SS Pendleton, welcher in Folge des Unwetters in zwei Hälften gerissen wird. Während die vordere mitsamt der dort befindlichen Crew untergeht, kann der hintere Teil vorerst noch standhalten. Doch den 30 Seeleuten an Bord, die unter der Führung des Ingenieurs Ray Sybert (Casey Affleck) alles für ihr Überleben tun, läuft die Zeit schell davon. Als die Küstenwache an Land von dem Unglück erfährt, macht sich der pflichtbewusste Bernie Webber (Chris Pine) mit drei weiteren Männern auf zu einer waghalsigen Rettungsmission, bei der es vielleicht kein Zurück mehr gibt.

Mit «The Finest Hours» bringt «Lars und die Frauen»-Regisseur Craig Gillespie ein äußerst klassisch erzähltes Katastrophendrama auf die große Leinwand. In seinen besten Momenten versprüht der Film damit einen erfreulich altmodischen Charme. Die meiste Zeit allerdings wirken die Figurenkonstellationen, die Entwicklung und das Schicksal der einzelnen Charaktere sowie der Handlungsverlauf an sich dermaßen vertraut, dass sich immer wieder einiger Leerlauf einschleicht, zumal sich die Geschichte mit unnötigen redundanten Verzögerungen zur Streckung der Laufzeit streckenweise im Kreis zu drehen scheint. Gerade in solchen Momenten sind originäre und originelle Ideen weitestgehend Mangelware. Die vorhersehbaren Dialoge lassen sich bereits bei der ersten Sichtung des Films an vielen Stellen fast schon mitsprechen.

Größtes Problem beim Aufrechterhalten des Zuschauerinteresses sind jedoch die nahezu durch die Bank weg völlig unspannenden Figuren, die selten mehr als bloße klischeebeladene Abziehbilder realer Personen sind. Am ehesten positivere Aspekte kann noch der von Chris Pine verkörperte Protagonist Bernie Webber setzen, der zwar insbesondere in der zweiten Filmhälfte lediglich stoisch seinem Job nachgeht, nicht zuletzt dank seines charmanten Darstellers aber zumindest einige Sympathiepunkte sammeln kann. Pine, der sich mit seinem Erscheinungsbild tadellos in das ohnehin überzeugend eingefangene 50er-Jahre-Setting einfügt, darf sich mit dem schüchtern-zurückhaltenden und trotzdem voller Tatendrang steckenden Bernie auch mal an einer etwas anderen Rolle versuchen, die er gekonnt meistert. Auch Ben Afflecks Bruder Casey Affleck kann in der zweiten Heldenrolle des Films seinen Charme spielen lassen, doch ist sein Ray Sybert von den beiden Figuren die wesentlich uninteressantere. Als strahlende (floskelndreschende) Stimme der Vernunft bleibt Sybert leider durchweg blass, während seine Kameraden auf See gar völlig austauschbar geraten sind.

Das Bangen um die Männer in Not gestaltet sich daher trotz der erstaunlichen Rettungsaktion an sich als äußerst schwierig. Selbst die zuhauf eingestreuten pathetischen Momente sind meist derart ungelenk und inkonsequent umgesetzt, dass auch sie dem Film nicht die nötige Emotionalität zum Mitfiebern verleihen können. «The Finest Hours» wandelt daher allenfalls auf den Spuren großer Genre-Klassiker, ohne aber deren Geist und Essenz gänzlich treffsicher heraufbeschwören zu können. Immerhin können ein paar temporeichere Actionszenen das zunehmend träge Geschehen zwischenzeitlich ein wenig auflockern. Der Anblick des zerteilten Öltankers inmitten des tosenden Sturms sowie das tapfere Ankämpfen des kleinen Rettungsbootes gegen meterhohe Wellen sorgen für vereinzelte visuelle Schmankerl, obgleich nicht jeder Computereffekt vollends überzeugt und sich der Einsatz von 3D einmal mehr als völlig unnötig erweist.

Fazit: Nicht nur altmodisch, sondern auch altbacken. Regisseur Craig Gillespie bemüht sich redlich und bisweilen auch erfolgreich darum, mit «The Finest Hours» nostalgisch klassischen Katastrophenthrillern nachzueifern, doch kommt sein von vorne bis hinten vorhersehbarer Film mangels emotionaler Schwere und faszinierender Figuren nicht über solides Mittelmaß hinaus.

«The Finest Hours» ist ab dem 31. März in den deutschen Kinos zu sehen.
29.03.2016 11:49 Uhr Kurz-URL: qmde.de/84619
Markus Trutt

super
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Tags

A World Beyond John Carter Lars und die Frauen Lone Ranger Star Wars The Finest Hours Tomorrowland

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