Nicht alles, was Netflix exklusiv anbietet, dominiert den Medientalk so sehr wie «Daredevil», «Bloodline» oder «Beasts of No Nation». Quotenmeter.de empfiehlt drei Streamingtipps, die nicht genug Aufmerksamkeit erhalten haben.
Serienfacts «Master of None»
- Serienschöpfer: Aziz Ansari, Alan Yang
- Darsteller: Aziz Ansari, Noël Wells, Eric Wareheim, Kelvin Yu, Lena Waithe
- Ausführende Produzenten: Aziz Ansari, Alan Yang, Michael Schur, Dave Becky, David Miner
- Produktionsfirmen: Alan Yang Pictures, Oh Brudder Productions, 3 Arts Entertainment, Fremulon, Universal Television
- 10 Episoden zu je 25 bis 30 Minuten
«Master of None»
Die Single-Camera-Comedyserie von und mit Stand-up-Comedian und US-Werbegesicht Aziz Ansari machte es sich 2015 zwar auf zahlreichen Kritiker-Bestenlisten bequem, im World Wide Web hat «Master of None» dennoch nicht solche Spuren hinterlassen wie etwa die munter debattierte Dramaserie «Bloodline» oder Netflix‘ Marvel-Serien. Sehr schade! Denn die teils autobiografische Ansammlung aus Anekdoten eines im Schauspielfach tätigen Mannes in seinen Dreißigern steckt voller urkomischer sowie nachdenklich stimmender Beobachtungen über Rassismus, Sexismus, den Umgang mit Verwandten und Eigenheiten der Generation Smartphone. Nur äußerst selten belehrend, doch stets facettenreich und clever strukturiert sorgt «Master of None» in nur zehn Episoden dafür, dass einem die Figuren ans Herz wachsen – und man Alltagsprobleme aus einem neuen Blickwinkel betrachtet. Und zwar etwas einsichtiger. Und dennoch auch amüsiert.
Beste Folgen: „Indians on TV“ (über medialen Rassismus in vermeintlich aufgeklärten Zeiten), „Ladies and Gentlemen“ (über Alltagssexismus) und „Mornings“ (über die kleinen Aufs und Abs eines Paares, das zusammen wohnt)
Sonstiges: Unbedingt im Original (optional mit Untertiteln) schauen! In der Synchronfassung sind diverse Stimmen unpassend besetzt, zudem ist die Tonabmischung durchwachsen.
Filmfacts «Pee-wee's Big Holiday»
- Regie: John Lee
- Produktion: Judd Apatow, Paul Reubens
- Drehbuch: Paul Reubens, Paul Rust
- Darsteller: Paul Reubens, Joe Manganiello, David Arquette, Nicole Sullivan, Lynne Marie Stewart, Tara Buck, Stephanie Beatriz, Jessica Pohly
- Musik: Mark Mothersbaugh
- Kamera: Tim Orr
- Schnitt: Jeff Buchanan
- Laufzeit: 89 Minuten
«Pee-Wee‘ Big Holiday»
Die Kunstfigur des stets gut gelaunten, naiven Kindes im Manneskörpers namens Pee-wee Herman war bislang ein amerikanisches Phänomen. Und wahrscheinlich wird auch nach diesem Netflix-Film die Mehrheit der Pee-wee-Fans aus den USA stammen. Kenner der dezent schaurigen, da so unfassbar künstlichen Rolle von Paul Reubens und Netflix-Nutzer, die sich ihr inneres Kind bewahrt haben und obendrein etwas für bizarre Unterhaltung übrig haben, sollten der Judd-Apatow-Produktion aber eine Chance geben: Nach einem absonderlichen, «E.T.» imitierenden Intro mit einem unfassbar miesen Alien-Spezialeffekt findet dieses Roadmovie zu sich und präsentiert das ewige Kind Pee-wee zunächst in einer «Pleasentville»-artigen, heiteren, doch charakterlosen Kleinstadt. Dort schließt es Freundschaft mit «Magic Mike»-Nebendarsteller Joe Manganiello (als er selbst, gespielt mit ansteckender Spielfreude), der Pee-wee zu seinem Geburtstag in New York einlädt. Es folgt eine US-Reise voller kurioser Ereignisse, wie einer «Die Satansweiber von Tittfield»-Hommage, einem „Shotgun Wedding“ und dem Versuch Pee-wees, eine Musicalszene vom Zaun zu brechen.
Sonstiges: Der erste Pee-wee Film, Tim Burtons Regiedebüt «Pee-wee irre Abenteuer» ist bei Netflix Deutschland leider nicht abrufbar, wohl aber die Fortsetzung «Manege frei für Pee-wee».
Serienfacts «Wet Hot American Summer: First Day of Camp»
- Serienschöpfer: Michael Showalter, David Wain
- Regie: David Wain
- Darsteller: Michael Showalter, David Wain, Christina Lee
- Darsteller: H. Jon Benjamin, Michael Ian Black, Bradley Cooper, Janeane Garofalo. Zak Orth, Amy Poehler, Paul Rudd, Chris Pine, Kristen Wiig, Michael Cera,, Elizabeth Banks, Christopher Meloni, Molly Shannon, David Hyde Pierce und viele mehr
- Ausführende Produzenten: Michael Showalter, David Wain, Jonathan Stern, Peter Principato, Howard Bernstein
- Kamera: Kevin Atkinson
- 8 Episoden zu je ca. 30 Minuten
«Wet Hot American Summer: First Day of Camp»
So tragikomisch «Master of None» ist, so albern, überzogen und durchgeknallt ist «Wet Hot American Summer: First Day of Camp»: Die grelle, vor exzentrischen Einfällen überbordende und konsequent eskalierende Serienparodie setzt auf einen gigantischen Cast und erzählt unter anderem von hormongesteuerten Teenagern, einem zurückgezogenen Musiker, einem komplizierten Gerichtsverfahren, Mord und den Komplikationen, die Sex mit sich bringt. Und all dies in einem Tonfall, der dem «Scary Movie»-Teil ähnelt. Nur etwas verspielter und nicht ganz so zynisch.
Beste Folgen: Die Serie ist wie ein acht Kapitel umfassender, durchgängig erzählter Film aufgebaut – quer einsteigen empfiehlt sich bei diesem Format daher überhaupt nicht.
Sonstiges: Diese serielle Parodie archetypischer US-Teeniefilme über magische Camperfahrungen ist ein Prequel zur Filmparodie «Wet Hot American Summer». Daher verrät die Serie einzelne Details aus dem US-Kult von 2001, wobei es keine herben Spoiler gibt. Zudem ist die Serie auch ohne Kenntnis des Films verständlich.
Wir haben uns in diesem Artikel auf fiktionale Programme beschränkt, doch im gemeinhin nicht genug beachten Dokubereich hat Netflix ebenfalls einige sehenswerte Exklusivprojekte zu bieten. Darunter die Dokureihe «Chef’s Table», die Psychogramme/Porträts hoch angesehener Köche zeichnet, der spaßige Selbstversuch-Vierteiler «Chelsea Does», die Kriminaldoku «Making a Murderer» über einen kontroversen Mordfall und «Hot Girls Wanted», ein von «The Office»-Schauspielerin Rashida Jones mitproduzierter Blick auf das Leben junger Pornodarstellerinnen.
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