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«Sherlock»: Hilft die frühere Deutschlandpremiere den Quoten?

Bei der deutschen Erstausstrahlung des neuen «Sherlock»-Specials tritt Das Erste mächtig aufs Gaspedal - ein Trend, der sich schon in den letzten Jahren abzeichnete. Belohnt das Publikum die Eile?

Infos zum «Sherlock»-Special

  • Ist inhaltlich zwischen der dritten und vierten Staffel anzusiedeln, gehört allerdings keiner der beiden an
  • Ist ab dem 29. März (also unmittelbar nach der TV-Ausstrahlung) in Deutschland auf DVD und Blu-Ray erhältlich
  • War in Großbritannien eine kleine Quoten-Enttäuschung: Mit "nur" 8,41 Millionen Zuschauern wurden die schwächsten Quoten seit Staffel eins erzielt
Nein, die Produktion der britischen Serie «Sherlock» geht trotz beachtlicher internationaler Erfolge nun gewiss nicht nach dem Motto "Masse statt Klasse" vonstatten: Nachdem bereits zwischen den jeweils nur drei Folgen umfassenden ersten drei Staffeln bereits jeweils zwei Jahre gelegen hatten, mussten sich die britischen Fans am Neujahrstag 2016 gar mit einem einzigen Special begnügen, bevor dann im kommenden Jahr mit weiteren drei Episoden zu rechnen ist. Seit jeher ist hierzulande mit dem Ersten Deutschen Fernsehen ein Sender verantwortlich, der bei der Ausstrahlung internationaler Produktionen für gewöhnlich nicht dafür bekannt ist, eine allzu große Hast an den Tag zu legen. Doch offensichtlich hat sich mittlerweile selbst bis zu den Gremien des öffentlich-rechtlichen Senders herumgesprochen, welch Juwel man dort in der Schatulle hat - entsprechend bemüht man sich offensichtlich darum, neuen Stoff von Sherlock Holmes möglichst nah an der Weltpremiere zu programmieren.

Ein neuer Hit etabliert sich - bei Alt und ganz besonders bei Jung


Erstmals im deutschen Fernsehen zu sehen war das Format im Juli bzw. August 2011, ziemlich exakt ein Jahr nach der britischen Premiere. Die Kritiker hatten sich hier längst gegenseitig mit Lob für die moderne Interpretation des Klassikers von Sir Arthur Conan Doyle übertroffen, was aber Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit nach keineswegs automatisch mit einem Erfolg beim Massenpublikum einhergehen muss - böse Zungen mögen gar behaupten, dass es oftmals genau gegensätzlich läuft. Das Grundinteresse am neuen Sherlock war aber derart hoch, dass «Ein Fall von Pink» ab 21:45 Uhr auf herausragende 4,42 Millionen Zuschauer und 16,9 Prozent Marktanteil gelangte. Für ARD-Verhältnisse noch grandioser waren die 15,7 Prozent bei 1,85 Millionen jungen Fernsehenden, die dem Kanal oft genug weitgehend den Rücken kehren.

Es zeigte sich allerdings schnell, dass die Etablierung auf dem deutschen Fernsehmarkt eben doch kein völliger Selbstläufer werden würde, denn die beiden weiteren Folgen hatten anschließend deutliche Einbußen zu verkraften: «Der blinde Banker» gelangte eine Woche später noch auf 3,90 Millionen und nach wie vor starke 15,1 Prozent, bevor sich «Das große Spiel» mit nur noch grundsoliden 11,9 Prozent bei 3,05 Millionen zu begnügen hatte. Auch beim jungen Publikum waren die Werte angesichts von 12,9 und 11,1 Prozent rückläufig, lagen hier allerdings weiterhin meilenweit oberhalb der Sendernorm. Das Gesamtfazit der ersten Staffel konnte sich also sehen lassen - mit dem kleinen Wermutstropfen, dass die Entwicklung eher Anlass zur Sorge denn zur Euphorie gab.

Staffel zwei: In jeder Hinsicht früher, in allen Belangen schwächer


Welche Lehren die Programmverantwortlichen konkret aus der Evaluation der ersten «Sherlock»-Einsätze zogen, bleibt zu einem gewissen Teil fraglos spekulativ. Die Fakten jedenfalls sprechen dafür, dass man nun größere Hoffnungen in das Format setzte als noch zuvor, schließlich ließ man nun nicht einmal mehr ein halbes Jahr gegenüber der BBC-Präsentation verstreichen, bevor man sich an der Deutschlandpremiere versuchte. Zum Staffelstart durften Holmes und Watson gar erstmals bereits um 20:15 Uhr ermitteln - was im Nachhinein betrachtet wohl nicht die allerbeste Idee war. Nur 2,76 Millionen Menschen sahen am Donnerstag, den 17. Mai zu, was zu sehr enttäuschenden 9,1 Prozent aller bzw. 8,6 Prozent der jüngeren Konsumenten führte.

Beim Sender dürfte man nun froh gewesen sein, nicht gleich zu hoch gepokert und die beiden weiteren Episoden von vornherein auf dem gewohnten Slot um 21:45 Uhr angesetzt zu haben. So entging man der negativen Presse, die im Falle einer kurzfristigen Degradierung sicher gewesen wäre, und konnte sich darüber hinaus an den beiden Pfingsttagen über deutlich höhere Marktanteile bei ähnlich hohen Zuschauerzahlen freuen. Beim Gesamtpublikum wurden unspektakuläre 10,9 und 11,8 Prozent eingefahren, bei den 14- bis 49-Jährigen dafür erneut herausragende 10,8 und 11,4 Prozent. Nichtsdestotrotz: Unterm Strich gingen mehr als eine Million Zuschauer flöten und auch die Tendenz der Marktanteile zeigte klar nach unten. Das Publikum honorierte es hier also nicht, dass sich der Sender um eine raschere Ausstrahlung bemühte.

Never change a losing concept? Durchgang drei gelingt die Kehrtwende


Angesichts der Verluste war es durchaus bemerkenswert, dass der Sender keinen allzu großen Bedarf sah, bei der dritten Staffel noch einmal neue Wege zu gehen: Erneut liefen die Folgen anderthalb Wochen vor bzw. an den beiden Pfingsttagen, lediglich die Donnerstagsausgabe wurde nun insofern umdisponiert, dass man sie ebenfalls erst um 21:45 Uhr zeigte. Das zahlte sich aus, denn der Staffelauftakt lief mit 3,24 Millionen Zuschauern und 13,4 Prozent Marktanteil zu späterer Stunde richtig gut - und bei den Jüngeren gar mit 14,7 Prozent bei 1,43 Millionen grandios. Erstmals wurde hier in der Altersgruppe von 14 bis 49 Jahren ein höherer Marktanteil ausgewiesen als beim Gesamtpublikum. Es sollte nicht das letzte Mal bleiben.

Die Beurteilung der an den beiden Pfingsttagen ausgestrahlten Folgen fällt nämlich durchaus divergent aus: Einerseits wurden beim Gesamtpublikum mit nur 2,44 bzw. 2,49 Millionen neue Tiefststände markiert und auch die Marktanteile waren mit 10,7 und 10,9 Prozent wahrlich kein goldig glänzender Eidotter, auf der anderen Seite lief es jedoch beim jungen Publikum mit 13,0 und 13,6 Prozent weiterhin sensationell gut. Beobachtet man die Gesamt-Entwicklung der ersten drei Staffeln, fällt auf, dass es sich hierbei um keine Momentaufnahme handelt: In der alles in allem bislang schwächsten Staffel zwei waren die Marktanteile bei in den beiden Konsumentengruppen bereits nahezu identisch, der dritte Durchgang verbuchte gar bei den Jungen einen neuen Allzeit-Rekord - während er sich insgesamt kaum verbesserte.

Fazit: Fürchtet euch nicht!


Quoten-Entwicklung von «Sherlock» (ARD)

  • S1: 3,79 Mio. (14,6% / 13,2%)
  • S2: 2,77 Mio. (10,6% / 10,3%)
  • S3: 2,73 Mio. (11,7% / 13,8%)
Durchschnittliche Werte der jeweils drei Folgen jeder Staffel.
Was vor allem für die «Sherlock»-Fans die wichtigste Erkenntnis dieser Quoten-Analyse sein dürfte, ist die begründete Annahme, dass die ARD weiterhin hinter dem Format stehen dürfte: Immerhin ist es eine der wenigen internationalen Qualitätsserien des Senders, lockt ein überaus junges Publikum zum Sender, das ihm im Normalfall fernbleibt und hat es nach einer Schwächephase in der zweiten Staffel geschafft, sich wieder zu berappeln und an Zugkraft zu gewinnen. Hierfür kann sicherlich auch der Umstand verantwortlich sein, dass man sich zuletzt nur noch ein knappes halbes statt ein ganzes Jahr Zeit bis zur Deutschlandpremiere ließ - bei diesem Schluss stellt sich allerdings die Frage, warum ausgerechnet Durchgang zwei bislang am schwächsten abgeschnitten hat. «Die Braut des Grauens» muss sich nun am Ostermontag noch einmal einem in einem leicht veränderten Umfeld beweisen und wird erstmals fernab der Sommermonate eingesetzt, nur noch knapp drei Monate nach ihrer Weltpremiere. Ob der Special-Folge dies mit zufriedenstellendem Erfolg gelingen wird? Am jüngeren Publikum dürfte es wohl kaum scheitern.

«Sherlock - Die Braut des Grauens» läuft an Ostermontag, 21:45 Uhr, im Ersten Deutschen Fernsehen.
27.03.2016 11:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/84572
Manuel Nunez Sanchez

super
schade

91 %
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Tags

Das große Spiel Der blinde Banker Die Braut des Grauens Ein Fall von Pink Sherlock Sherlock - Die Braut des Grauens

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