Zwei Mal haben sich Joko und Klaas bei «Teamwork» ins Zeug gelegt. Doch wäre es die richtige Entscheidung, sie stets in die Show einzuladen? Die Branchenbeobachter Manuel Weis und Sidney Schering diskutieren.
Pro von Manuel Weis
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Unsere Kritik zur ersten Ausgabe «Teamwork»
Rosig sieht sie aus, die Zukunft des (nun zweiten) inoffiziellen «Schlag den Raab»-Nachfolgers, den ProSieben für die TV-Rente von König Lustig Raab aus dem Ärmel gezaubert hat. Der waschechte Nachfolger des größten Samstagabend-Hits der vergangenen Jahre ist nun «Schlag den Star», das am 9. April (erstmals live) auf ProSieben gesendet wird.
«Teamwork» ist somit also nur noch in der zweiten Reihe, wenn es darum geht, in die Fußstapfen der Kultshow zu treten. Die erste Episode, die im Herbst zu sehen war, und quasi in einem Abwasch mit der zweiten Folge nun produziert wurde, bekam überaus positive Kritiken. Sie lebte neben den (Action)-Spielen auch einmal mehr vom Duo Joko & Klaas, das sich außerhalb seiner Montags-Sendung in immer mehr Formaten und Ideen duelliert.
Sicher kann das irgendwann zu viel werden – und sicher müssen sich Joko und Klaas die Frage stellen lassen, wie innovativ ihre neuen Formate wirklich sind, wenn eins nach dem anderen immer auf der Rivalität der beiden Kumpels basiert. Und sicher werden sie antworten, dass ihnen der Erfolg a) noch recht gibt und b) man damit eines der wichtigsten Motive (nämlich die Konkurrenz untereinander) bedient. Dass sich das langsam abnutzt, steht außer Frage – soll aber nicht das Problem von «Teamwork» sein. Viel eher wäre es ratsam, an anderen Formaten zu sparen oder sich auch für die wöchentliche Show der beiden neue Kniffe einfallen zu lassen.
Für «Teamwork» sind Joko und Klaas nämlich durchaus eine Bereicherung – sicher auch, was die Quoten angeht. Sie sind die jüngere Variante von Stefan Raab, nicht so verbissen wie ihr Vorgänger, aber mit Sicherheit genauso verspielt und hart im Nehmen. Diese Anker auf Kandidatenseite zu haben und somit eine erhöhte Identifikation mit dem Format zu erreichen, wird für die Macher noch wichtig werden. Auch wenn sie sich bisher nicht geäußert haben, ob Joko & Klaas in jeder Ausgabe mitmachen sollen, wäre es ihnen geraten, auf diese Zugpferde nicht zu setzen. Und sich somit auch von «Schlag den Star» abzuheben.
In seiner neuen Form kann das Live-Format mit Moderator Elton nicht mehr von Stefan Raab zehren, sondern muss Aufmerksamkeit allein durch die teilnehmenden Promis gewinnen. Hochkarätige Namen (wie einst schon mal Poldi) sind damit quasi Pflicht. «Teamwork» hätte es leichter, wenn neben den beiden «HalliGalli»-Jungs nur noch zwei Plätze pro Show zu besetzen wären. Denn schon jetzt fällt auf, dass die dort auftretenden Promis mehrheitlich aus dem Pool der Sendergruppe kommen. Am Samstag nun war Lena Gercke («The Voice», «Prankenstein») am Start, bei der Premiere traten Sasha und Smudo (beide von «The Voice» bzw. «The Voice Kids») an. Somit feierte diesmal mit Handballer Stefan Kretzschmar (Sport1) immerhin ein Externer sein Debüt.
Die Joko-und-Klaas-Überreizung also findet anderswo statt. In einem Format, das den Fokus zudem nicht so sehr nur auf die beiden legt, sind sie weiter sehr willkommen.
Contra von Sidney Schering
Drei unregelmäßig laufende Primetimeshows und eine wöchentliche Sendung: Sobald «Die beste Show der Welt» angelaufen ist, sind Joko und Klaas unwiderruflich
das Aushängeschild schlechthin für ProSieben. Die von Kritikern der Entertainern heraufbeschworene Gefahr der Überreizung steht allerdings noch nicht zu befürchten: Stefan Raab war vier Mal die Woche im Spätprogramm zu sehen, kämpfte sich durch sechs «Schlag den Raab»-Folgen und mehrere jährliche Sportevents. Und hinzu kamen noch mehrere Pokernächte und der «Bundesvision Song Contest». Um das ProSieben-Programm so sehr für sich zu beanspruchen wie einst König Lustig, müssen Joko und Klaas noch viele, viele Programmstunden an sich reißen.
Und das Potential dazu ist vorhanden. Denn selbst wenn der Gelegenheitszuschauer die Ex-VJs fest mit ihren Duellen assoziieren mag, so besteht ihr Portfolio aus wesentlich mehr: In «Circus HalliGalli» führen sie regelmäßig die Gehaltlosigkeit von Promointerviews ins Lächerliche. In «Mein bester Feind» spielt die freundschaftliche Rivalität zwischen ihnen überhaupt keine Rolle. Und das Konzept von «Die beste Show der Welt» (Foto links) basiert zwar rudimentär auf einem Wettstreit zwischen Joko und Klaas, legt aber einen deutlich größeren Schwerpunkt darauf, dass der „Wer entwickelt die bessere Show“-Gedanke bloß eine Ausrede ist, um sich allerlei irre Konzepte einfallen zu lassen.
Der Wettstreit-Aspekt ist also nur gelegentlich bei «Circus HalliGalli» von Belang, naturgemäß unentwegt bei «Das Duell um die Welt» … und nun einmal in indirekter Form bei «Teamwork». Eigentlich lässt sich das Showkonzept leicht herunterbrechen: „Vier Promis legen sich in Wettstreiten für jeweils einen Fan ins Zeug“. Joko und Klaas sorgten schon in der Premiere für einige der besten Showmomente, doch wenn sie von gern gesehenen, wiederkehrenden Gästen zum Stamminventar befördert werden, mutiert «Teamwork» zu „Joko und Klaas plus Gäste liefern sich Duelle“. Zweifelsohne ein vergnüglicher Gedanke für eine Show. Aber wenn schon jetzt Kritiker Joko und Klaas vorwerfen, sich nur noch auf ihrer Rivalität auszuruhen, dann wäre es ein unglücklicher Schritt, «Teamwork» regulär zu einem Joko-und-Klaas-Format zu machen. Da ist ProSieben besser beraten, sie vielleicht einmal im Jahr zu «Teamwork» einzuladen und die Schlagzahl anderer Joko-und-Klaas-Primetimeshows zu erhöhen. Und wer weiß, vielleicht schreit ein «Die beste Show der Welt»-Beitrag nach einem Spin-Off? Auf lange Sicht könnte dieses Vorgehen ProSieben mehr Vielfalt sichern und gleichzeitig Joko und Klaas weitere Türen öffnen, durch welche ihren Kritikern klar wird, dass sie mehr können, als sich in verrückten Spielen zu messen.
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