Comedian Rüdiger Hoffmann erklärt Quotenmeter.de, weshalb er am liebsten in Turnhallen auftritt, welche Herausforderung seine «Zoomania»-Synchronrolle dargestellt hat und welche TV-Showidee er mit sich trägt.
Zur Person: Rüdiger Hoffmann
Der Komiker Zur Person: Rüdiger Hoffmann wurde am 30. März 1964 in Paderborn geboren und machte bereits während seiner Schulzeit Auftritte als Kabarettist. Er gehörte zu den ersten Gästen im «Quatsch Comedy Club» und war ein gern gesehener Gast bei «RTL Samstag Nacht». Der mehrfach ausgezeichnete Comedian mit dem Erkennungsspruch „Ja, hallo erst mal! Ich weiß gar nicht, ob Sie’s wussten, aber …“ trat in den beiden «7 Zwerge»-Realfilmen mit Otto Waalkes auf und spricht in «Zoomania» das Faultier Flash.Gab es vorher schon Synchronrollen, die Sie gerne angenommen hätten, wären die Studios auf Sie zugekommen?
Nein. Ich habe vor «Zoomania» nie groß mit dem Gedanken gespielt, im Synchronbereich tätig zu werden. Ich war von der Anfrage für diesen Film auch völlig überrascht. Aber so, wie es mir erzählt wurde, hat man bei Disney Deutschland, als es um die Stimmenbesetzung für diesen Film ging, bei der Figur des Faultiers Flash sofort an mich gedacht. Und ich habe auch sofort zugesagt!
Um ein Faultier synchronisieren zu können, mussten Sie sich sicherlich nicht besonders vorbereiten. Langsamkeit ist ja ihr Markenzeichen …
Es stimmt, dass ich mich auf die Synchronrolle nicht groß vorbereitet habe. Aber ich habe viel während der Arbeit im Tonstudio gelernt. So habe ich festgestellt, dass Flash ja eigentlich gar nicht so langsam redet. Er lässt nur unheimlich lange Pausen. Die Wörter selbst gehen ihm teilweise schon schnell von den Lippen. Bei der Synchronarbeit ging es viel um das richtige Timing und den passenden Ausdruck der Worte. Bei ihm muss man eigentlich immer mit einem (grinst) … Lächeln … im … Gesicht … sprechen … damit … das … so … rüber … kommt … Das klingt ganz anders, als wenn man das normal sagen würde. Was mir der Synchronregisseur noch sehr gut vorgemacht hat, sind Melodiebögen in den einzelnen Wörtern, die es zu beachten galt. Das war eine Herausforderung. Eine weitere war, dass Flash auch mit Priscilla spricht, einer seiner Kolleginnen. Und die Sätze musste ich dann lauter sagen, aber nicht zu laut, so dass es sich ganz natürlich wie ein Gespräch anhört, das über mehrere Schalter hinweg geführt wird … Ungewohnt war auch, wie akkurat die Mikros im Synchronstudio sind. Ich habe einmal während des Sprechens meine Hand in die Hosentasche getan, und der Regisseur hat das sofort gehört und mich ermahnt. Das sind alles Feinheiten, an die denkt man selber nicht, zum Glück jedoch der Regisseur. Nach zwei Stunden hatten wir dann aber alles im Kasten.
Können Sie sich jetzt vorstellen, öfter Synchronrollen zu übernehmen?
Mein Hauptding wird es bleiben, auf der Bühne zu stehen. Mein neues Programm, «Ich hab’s doch nur gut gemeint», ist fertig und ich gehe damit für rund zwei Jahre auf Tour. Das macht mir auch am meisten Spaß an meinem Beruf. Da das Synchronsprechen jedoch eine schöne Abwechslung ist, würde ich das auch gern wieder machen. Und vielleicht steht schon bald der nächste Einsatz an: Ich war auch bei der Münchener Filmwoche dabei, und nach meinem Auftritt während der Disney-Präsentation meinte Andrew Millstein, der Präsident der Walt Disney Animation Studios: „Rudiger will have lots of more roles in the future!“ Das fand ich sehr schön von ihm. (lacht)
Vielleicht gibt es ja sogar ein Wiedersehen mit Flash?
Das fände ich natürlich klasse. Es meinten schon viele zu mir, dass die Figur eigentlich ein Spin-Off bekommen sollte. Und die stehen damit nicht alleine: Ich habe im Rahmen der Filmpremiere mit mehreren Disney-Leuten aus Amerika gesprochen, und die waren sich alle einig, dass Flash einen eigenen Film bekommen sollte – und dass es ein Actionfilm werden müsste! (lacht)
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An manchen Abenden goutiert das Publikum die ganz langen Pausen, an anderen muss es schneller gehen, weil man sonst den Flow verliert. Das hängt auch sehr mit der Akustik zusammen. Am besten finde ich Hallen, in denen es so richtig scheppert. Turnhallen finde ich richtig geil. Die sind für mich Rock’n’Roll, da ist Atmosphäre, und wenn einer lacht oder hustet, dann hallt das von überall nach. Es gibt auch ganz trockene Dinger, die zwar perfekt für klassische Musik sind, aber bei Comedy geht da jede Reaktion verloren. Da muss man schneller spielen, sonst gibt es da Pausen, die echt schnell unangenehm werden.
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Rüdiger Hoffmann
Gibt es andere Rollen, die Sie gern übernehmen würden, jetzt, wo Sie den Fuß in der Tür haben?
Ja, ich meinte zu Mister Millstein, dass ich gern international an einem Film aus dem Disney-Konzern mitwirken würde. Am liebsten beim nächsten «Guardians of the Galaxy», der erste Teil ist nämlich einer meiner Lieblingsfilme. Mister Millstein meinte: „Of course. Just come to L.A.!“ Ich glaub, das sagen die Amis einfach so … (schmunzelt)
Seit drei Jahrzehnten sind Sie nun schon auf den Bühnen unterwegs. Staunen Sie manchmal darüber, dass Ihnen das Publikum schon so lange die Treue hält?
Staunen würde ich nicht sagen. Das hieße ja, dass ich es selber nicht glauben kann. Aber ich schätze es total, dass die Leute nach 30 Jahren noch immer meine Pausen und sowas wie „Ja … hm … (atmet aus)“ zu schätzen wissen. Ich bin meinem Tempo treu geblieben – und das findet offenbar Anklang. Ich habe nur ganz kurz eine Phase gehabt, wo ich versucht habe, schneller zu sprechen, doch das habe ich nicht lange durchgezogen. Jetzt, bei meinem neuen Programm, habe ich versucht, wieder zur Langsamkeit von ganz früher zurückzukehren. Ich versuche, jedes überflüssige Wort nicht zu sprechen, sondern durch eine Pause oder einen Atmer auszudrücken. Und das kommt richtig gut an, die Leute genießen das. Vielleicht hat das damit zu tun, dass dadurch Raum gegeben ist, um beim Zuschauer Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Wenn gar keine Pausen für dieses Kopfkino da sind, wird man zugeballert, und da geht für mich unheimlich viel verloren, zumal sich ja zwischen den Zeilen so viel abspielt. Das ist ja stellenweise wichtiger als das, was gesagt wird. Wie bei Flash – das Lustige bei ihm sind die Pausen
Wie testen Sie Ihre eigenen Programme?
Zum einen im privaten Rahmen. Meine Frau wird da oft in Mitleidenschaft gezogen. (lacht) Dann nutze ich oft meine Techniker als Gradmesser. Auf Tour probiere ich beim Soundcheck gerne neue Sachen aus, und wenn sogar die mal lachen, dann ist die Nummer super und wird ein richtiger Kracher.
Was war die längste Pause, die Sie je in einem Ihrer Programme gesetzt haben?
Die ist Teil von einem, wie ich finde, supergeilen Gag: „Jemand hat mich gefragt, ‚Rüdiger, was ist eigentlich deine hervorstechendste Eigenschaft?‘“ (wartet) (wartet noch länger) (atmet kurz) (wartet) (wartet noch länger) (atmet) (wartet) „Joah, Schlagfertigkeit.“ Ich warte da immer bis zum Anschlag. Das ist eine Stelle, wo man die Pause ausreizen kann, weil man weiß, dass man eine richtig gute Pointe hat. Man kann Pausen aber natürlich auch zu lang machen. Man benötigt da ein Gefühl für Timing. Und für das Publikum, denn an manchen Abenden goutiert das Publikum die ganz langen Pausen, an anderen muss es schneller gehen, weil man sonst den Flow verliert. Das hängt auch sehr mit der Akustik zusammen. Am besten finde ich Hallen, in denen es so richtig scheppert. Turnhallen finde ich richtig geil. Die sind für mich Rock’n’Roll, da ist Atmosphäre, und wenn einer lacht oder hustet, dann hallt das von überall nach. Es gibt auch ganz trockene Dinger, die zwar perfekt für klassische Musik sind, aber bei Comedy geht da jede Reaktion verloren. Da muss man schneller spielen, sonst gibt es da Pausen, die echt schnell unangenehm werden.
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Ich würde daher gern eine ähnliche Sendung moderieren, wo Comedians und Kabarettisten auftreten. «Kabarett meets Comedy», so oder so ähnlich könnte der Titel lauten. Aber da müsste man einen Sender finden, der daran Interesse hat. Ich habe das Gefühl, das ist den Sendern nicht hip genug. Ich persönlich mag es ja am meisten, wenn ich Wortbeiträge im Fernsehen sehe – es muss nicht alles so groß aufgezogen sein oder damit zu tun haben, Leute zu verarschen.
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Rüdiger Hoffmann darüber, dass dem deutschen Fernsehen der «Quatsch Comedy Club» fehlt
Wie bekommen Sie die Texte Ihrer Bühnenprogramme in den Kopf?
Das geht bei mir ganz einfach. Ich habe darin ja mittlerweile viel Übung, weil ich das seit 30 Jahren mache. Ich kann aber generell sehr gut auswendig lernen, da ich ein fotografisches Gedächtnis habe. Und bei den eigenen Texten fällt es natürlich leichter, sich sie zu merken, weil man sie ja schon verinnerlicht hat. Man muss sich einfach die Blätter Papier nehmen, im Raum auf und ab gehen, und das Material immer wieder laut durcharbeiten, ab und zu das Papier dann wegnehmen und gucken, wie weit man ohne kommt. Und das muss man dann jeden Tag komplett durchspielen, bis man es im Schlaf aufsagen kann. Dann macht es Spaß, es auf der Bühne vorzutragen.
Wirken sich Stresssituationen auf Ihren Bühnenauftritt aus – hapert es dann doch mal mit dem Gedächtnis?
Es kam zum Beispiel leider schon öfter vor, dass ich aufgrund eines üblen Staus erst um 21.30 Uhr am Auftrittsort angekommen bin, statt wie geplant um 20 Uhr. Dann sind meistens schon einige Leute bereits wieder gegangen und haben ihre Karten zurückgegeben. Teilweise auch, weil sie nicht anders konnten – etwa wegen des Babysitters. In solchen Fällen ist die Stimmung in der Halle schon angeknackst. Aber ich habe gemerkt, dass ich in solchen Situationen besonders gut bin. Bei dieser Vollanspannung, wenn ich mich schon im Auto umziehe, und dann bei der Ankunft aus dem Auto sprinte, kommen meistens die besten Abende heraus. Ich glaube, ich bin da dann adrenalinmäßig von Anfang an so dabei, wie sonst meistens erst nach einer halben Stunde.
Fehlt dem deutschen Fernsehen der «Quatsch Comedy Club»?
Total! Ich würde daher gern eine ähnliche Sendung moderieren, wo Comedians und Kabarettisten auftreten. «Kabarett meets Comedy», so oder so ähnlich könnte der Titel lauten. Aber da müsste man einen Sender finden, der daran Interesse hat. Ich habe das Gefühl, das ist den Sendern nicht hip genug. Ich persönlich mag es ja am meisten, wenn ich Wortbeiträge im Fernsehen sehe – es muss nicht alles so groß aufgezogen sein oder damit zu tun haben, Leute zu verarschen. Ich fände es viel schöner, wenn Leute einfach nur bei mir zu Gast sind und mit ihren echt guten Wortbeiträgen bestechen.
Ist die Unterscheidung zwischen Comedy und Kabarett nicht eine deutsche Unsitte? Hier ist Comedy mit „ernsten“ Themen, hier Comedy mit „unwichtigen“ Themen?
Gerade daher würde ich die Sendung gerne machen, um diese vermeintlich getrennten Bereiche wieder zusammenzubringen. Nur reizt die Idee bislang keinen Sender.
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Die Zuschauer im Dritten sind intelligenter als die von RTL, schalten bewusster ein und verfolgen das Programm aufmerksamer.
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Rüdiger Hoffmann
Wenn sich die Fernsehsender sperren, wären alternative Vertriebswege wie Netflix, Amazon Prime und Co. für Sie denkbar?
Klar. Darüber haben wir sogar schon nachgedacht. Meine Managerin hat erst kürzlich eine Produktionsfirma aufgemacht, die in dem Bereich arbeitet, dahingehend wäre also schon ein Schritt getan. Das schöne am Internet ist ja, dass es einen Ausweg bietet und einem Freiheiten gibt, wann immer die Fernsehsender nicht zu Potte kommen.
Hypothetisch gesprochen: Sollten Sie sich einen Sender für Ihr Format aussuchen können, welcher wäre es?
Ich würde es am liebsten im Dritten Programm spätabends machen, wo der Druck nicht so hoch ist. Vielleicht halb zwölf, am Freitagabend oder am Wochenende. Da hat man den Vorteil, dass es durch alle Dritten rotiert und man hat dann letztlich fast mehr Zuschauer als bei RTL. Und man hat vor allem die Zuschauer, die man auch haben will. Die Zuschauer im Dritten sind intelligenter als die von RTL, schalten bewusster ein und verfolgen das Programm aufmerksamer.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
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