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Alles oder nichts? Huck kämpft für eine ganze Sportart

Vor vier Jahren zeigte Marco Huck, dass er nicht nur Boxchampion, sondern auch Quotenking sein kann. Warum er das nun besser noch einmal unter Beweis stellen sollte.

Die Klitschkos auf dem Rückzug. Und RTL vor einer generellen Richtungsentscheidung? Wie wichtig soll die Sportart Boxen in Zukunft beim Kölner Kanal sein? Die Anzahl der Übertragungen hatte zuletzt klar abgenommen, mit Tobias Drews hatte man den besten Boxkommentator des Landes an Sat.1 verloren, das weit mehr Kampfabende überträgt. Mit der Verpflichtung von Marco Huck hat RTL die Entscheidung zumindest mal vertragt. Nicht mehr und nicht weniger. Huck ist 31 Jahre alt – und hat theoretisch noch einige Zeit im Profi-Boxsport vor sich. Doch ganz genau kann zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand sagen, wie es mit seiner Karriere weitergeht. Im August vergangenen Jahres hatte Huck seinen WBO-WM-Gürtel gegen Krzysztof Głowacki verloren. Am Samstag nun kämpft er gegen IBO-Champion Ola Afolabi, um den Thron zurückzuerobern.

Auch deshalb titelten die Medien in den vergangenen Tagen, das Duell, das RTL überträgt, sei der wichtigste Fight in Hucks Karriere. „Ich möchte es allen beweisen, die mich nach meiner Niederlage zuletzt bereits abgeschrieben haben. Deswegen heißt das Motto auch ‚Huck Reloaded!‘. Ich gehe zurück auf Null und starte noch einmal von Anfang an durch, um in die Weltspitze zurückzukehren – dahin, wo ich hingehöre. Man kann verlieren, aber man muss sich dann auch wieder aufraffen. Und dann zeigt sich, ob man wirklich ein Champion ist. Dann muss man kämpfen und deswegen sage ich mir ‚Jetzt erst recht!‘ Ich habe zuletzt vielleicht eine Schlacht verloren, aber den Krieg werde ich gewinnen“, hatte der Boxer vor einigen Wochen bei der Präsentation seines neuen Medienpartners RTL gesagt.

Und RTL-Sportchef Manfred Loppe hatte ihm damals zugestimmt. Loppe sah sogar Parallelen zu Wladimir Klitschko, der gegen Lemon Brewster ebenfalls verloren hatte und noch stärker zurückkam. Entsprechend erklärte Loppe auch, davon auszugehen, die Partnerschaft mit Huck sei längerfristiger Natur. Für Huck wäre es wünschenswert. Nachdem der 31-Jährige lange bei der ARD boxte, wählte er Sky als Heimat für seinen Kampf im zurückliegenden August. Wie üblich bei Sky Select-Events, liegen dafür auch keine Quoten oder genauen Bestellzahlen vor.
Hat Huck das Zeug zum neuen Nummer 1 Boxer in Deutschland?
Auf jeden Fall.
40,0%
Nein, eher nicht.
60,0%

In seiner ARD-Ära war Huck stets für gute, nie aber für absolut sensationelle Zahlen gut. Sein meistgesehener Fight lief im Februar 2012, als er gegen Alexander Povetkin antrat. Er hatte damals die Chance, der zweite deutsche Schwergewichtsweltmeister nach Max Schmeling zu werden – verlor aber in einem nicht ganz unumstrittenen Urteil. 6,30 Millionen Menschen (24,7%) sahen vor vier Jahren zu, auch bei den Jungen lief es mit 15,7 Prozent recht stark. Danach folgen in den „Huck-Quoten-Charts“ acht weitere Fights, die mehr als vier Millionen Menschen vor die Geräte lockten – allesamt Auftritte aus den Jahren 2009 bis 2011. Daraus geht auch hervor, dass der Zuschauerhype um Huck in der jüngeren Vergangenheit etwas abgeflaut war.

Im Jahr 2014, Hucks letztem ARD-Jahr, sahen 3,90 Millionen Leute das Duell mit Firat Aslan (20,3% gesamt, 8,5% bei den Jungen) und nur 2,97 Millionen den Kampf gegen Mirko Laghetti. Das entsprach einer Quote von 17,5 Prozent bei den Zuschauern ab drei Jahren und war die zweitschwächste TV-Reichweite in der Historie von Huck. Die Zahlen lehren: Ist der Hype groß genug, ist Huck ein echter Zuschauermagnet – und kann höhere Werte generieren als Boxkollegen wie Felix Sturm oder Jürgen Brähmer.

Aber ob Huck diesen Hype noch einmal erreicht? Vieles wird wohl mit dem Abschneiden gegen Ola Afolabi zusammenhängen. Möglicherweise übrigens nicht nur für Huck: Durchaus vorstellbar wäre, dass RTL bei einem Überraschungserfolg (auch aus Quotensicht), die Bemühungen rund um den deutschen Boxsport wieder verstärkt. Bei einer krachenden Niederlage könnte das Bild aber auch ganz schnell anders aussehen…
27.02.2016 13:47 Uhr Kurz-URL: qmde.de/83988
Manuel Weis

super
schade


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