«Castles» siebte Staffel ist vorbei und die achte steht schon an. In den USA wird derzeit darüber gerätselt, wie lange Nathan Fillion noch ermitteln darf.
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Immer wieder kommt eine langlaufende Serie an dem Punkt an, an dem sie sich der Frage stellen muss – Wie lange noch? Und nach sechs Staffeln hat «Castle», trotz langer Unklarheit über das Schicksal der ABC-Serie, eine siebte Staffel bekommen, um diese Frage zu beantworten. Aber ging das gut?
Eins muss man
«Castle» lassen – es ist eine der charmantesten Serien überhaupt gewesen. Und die Sogwirkung für die Zuschauer ergab sich nicht nur aus der Leichtigkeit mit der die Serie die Fälle der Woche behandelte, sondern und vor allem aus der Chemie zwischen den Hauptdarstellern Nathan Fillion (Richard Castle) und Stana Katic (Kate Beckett). Kriegen sie sich oder kriegen sie sich nicht? Das war immer die Frage, mit der die Autoren lange Zeit zu spielen wussten. Aber im Laufe der Zeit braucht jede Frage eine Antwort und man musste die beiden letztendlich zusammenbringen, was sogar mit einer Hochzeit besiegelt wurde. Und was dann? Nach «Castles» Verschwinden kurz vor der Hochzeit blieb die Frage offen, wo er gewesen ist und ob die Erinnerungen zurückkommen werden.
Steckbrief
Dr. Vladislav Tinchev ist als Redakteur bei
Quotenmeter zuständig für
Rezensionen,
Interviews und
Schwerpunktthemen. Bis 2012 war er bei den Kollegen von Serienjunkies aktiv. Er arbeitet als Headwriter für die bulgarische Serie "Fourth Estate" (zweite Staffel), hat für ARD-Degeto die Krimi-Reihe «Branka Maric» entwickelt und unterrichtet an der Universität in Hamburg. Weitere Informationen gibt es auf seiner
Homepage.
Und da wir beim Wort „zurückkommen“ sind, tat die Serie gut daran auch die Mystery um den 3XK zu beenden. Nachdem man sich das Finale der Staffel angeschaut hat, bekam man das Gefühl, die Serie steuert auf ein Ende zu. Aus produktionstechnischen Gründen wollte man sich tatsächlich absichern, dass - falls ABC «Castle» nicht um eine achte Staffel verlängert-, das Ende der siebten auch als Serienende dienen könnte. Aber eins nach dem anderen...
In erster Linie finde ich es persönlich sehr witzig diesen Artikel an einem Tag zu schreiben, an dem ich die Hamburger Polizisten aus dem Polizeikommissariat 11 (Nähe Hauptbahnhof) bei ihrer Arbeit begleiten darf. Das geschieht, genauso wie aus «Castle» bekannt, um Eindrücke und Geschichten zu sammeln, die dann bei meiner Arbeit als Drehbuchautor nützlich sein werden. Die Parallelen gibt es schon viele – ich muss immer im Auto sitzen bleiben und begleite eine Hauptkommissarin bei ihrer Arbeit. Natürlich darf ich keine Schussweste mit der Überschrift „Autor“ tragen, aber Kaffee und Kuchen aufs Revier bringen, das kommt gut an. Wie man sieht – so weit entfernt ist «Castle» mit seiner Prämisse von der Realität nicht. Selbstverständlich dreht sich der Polizistenalltag nicht immer um spannende und ausgeklügelte Fälle wie in der fiktionalen Realität, aber es ist genug Material für Geschichten da!
Dasselbe gilt bei solchen Serien wie «Castle», die über einen längeren Zeitraum laufen und die Zuschauer bei der Stange halten müssen. Aber nach zirka 140 Episoden sind die meisten Fälle schon erzählt, die meisten Anspielungen, sei es auf andere Serien oder Erzeugnisse der Pop-Kultur, gemacht und außerdem darf man nicht vergessen, dass es etliche andere Krimi-Procedurals gibt, die einen Fall der Woche erzählen und einander so zu sagen die Fälle „wegschnappen“. Was Serien, die sich so lange auf dem Bildschirm halten, auszeichnet, ist die Kunst etliche Fragen offen zu halten, um sie dann zu einem passenden Zeitpunkt zu beantworten.
Genauso wie «Castle» in die siebte Staffel mit der Mystery um Castles Verschwinden hineinging, um sie dann aufzulösen. Man kann sogar sich aus dem Fenster hängen und behaupten, dass die siebte Staffel eine Richard-Castle-Staffel war. Die drei Hauptgeschichten (abgesehen von seiner Ehe mit Kate) drehten sich um ihn – 3XK, sein Verschwinden, die Ursprünge seiner Berufung als Mystery-Autor. Alle drei wurden mehr oder weniger zufrieden stellend beantwortet. Viele Zuschauer haben gehofft, dass die Story über Castles Vergangenheit – wie er zum Autor wurde – eine Verbindung mit seinem Verschwinden vor der Hochzeit zu tun haben wird, aber Fehlanzeige. In meinen Augen wurden genauso diese zwei Erzählstränge nicht zufrieden stellend aufgelöst. Ich hatte das Gefühl, dass irgendwie mehr zu holen war. Castles Verschwinden, das eine so große Rolle auch im emotional-persönlichem Bereich gespielt hat, wurde kurzerhand als Geheimagenten-Zufallsstory aus den Fingern gesaugt - und aus Richards Vergangenheit. Aber noch schwächer fand ich die Erklärung am Ende, wie Castles Reise zu dem Mann und Autor, der er jetzt ist, begann – er wurde Zeuge eines Mordes. Und jetzt jagt er denselben Mörder von damals...
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