ABC zeigte am Mittwoch- und Donnerstagabend einen Zweiteiler über den Investment-Betrüger Bernie Madoff - und wurde dem Stoff leider nicht gerecht.
Cast & Crew
Produktion: Lincoln Square Productions und ABC Studios
Autor: Ben Robbins
Regie: Raymond De Felitta
Darsteller: Richard Dreyfuss, Blythe Danner, Charles Grodin, Frank Whaley, Peter Scolari, Tom Lipinski, Lyne Renee u.v.m.
Executive Producer: Linda Berman und Joe PichiralloEinen Schaden von fünfzig Milliarden Dollar könnten die Meisten gar nicht anrichten, selbst wenn sie es mit höchster Anstrengung versuchten. Bernie Madoff ist es gelungen. Indem er ein Ponzi-Schema gefahren und Investoren (darunter viele gemeinnützige Stiftungen, Hedge-Fonds und die ein oder andere – auch europäische – Bank) um schwindelerregende Summen betrogen hat. Jahrzehntelang. Anstatt mit dem Geld zu spekulieren und damit die in Aussicht gestellte Rendite von zehn Prozent pro Jahr zu erwirtschaften, parkte er es auf verschiedenen Konten und zahlte die alten Investoren mit dem Geld der neuen aus. Er. Bernie Madoff. Gefeierter Börsenspekulant und Investmentmogul.
Sicher: Über die Jahre gab es ein paar Portfoliomanager, die versucht hatten, Madoffs
Trades zu rekonstruieren, und dabei erkannt hatten, dass das nicht geht. Aber bis zur Finanzkrise 2008, als viele Investoren ihr Geld von Bernie Madoff zurückhaben wollten, das es nicht mehr gab, wäre kaum jemand auf die Idee gekommen, dass diese (wenn auch nicht unumstrittene) Ikone der amerikanischen Finanzwirtschaft wohl der größte Schwindler des neuen Jahrtausends war. Er. Bernie Madoff. Der ehemalige Vorsitzende der NASDAQ.
Heute, sieben Jahre nach seiner Verurteilung wegen umfangreicher Betrugsdelikte, Geldwäsche, Diebstahl und Meineid, da der Mann seine 150-jährige Haftstrafe in einer Justizvollzugsanstalt in North Carolina absitzt, ist die Zeit für eine Verfilmung des Stoffes freilich überfällig.
Bevor HBO mit seiner starbesetzten Adaption (Robert DeNiro als Bernie und Michelle Pfeiffer als seine Frau Ruth) auf Sendung gehen konnte, strahlte ABC am Mittwoch- und Donnerstagabend seinen insgesamt vierstündigen Zweiteiler über den Fall des Schwindler-Traders aus. Amerikanische Network-Fernsehfilme – auch (oder erst recht) wenn sie als Event angepriesen werden – haben nicht den Ruf, im Allgemeinen zur Spitze dessen zu gehören, was in Übersee im Fiction-Segment produziert wird. Und so sah auch «Madoff» eher wie ein (fast sieben Jahre dauernder) Schnellschuss aus, um einen bekannten, sensationellen Stoff als Fiction-Event zu verheizen.
Sicher: Dieser Fall ist im Detail ziemlich kompliziert und «Madoff» ist es gelungen, die zahlreichen Sub-Plots, mit denen der Stoff es zu tun hat, elegant aufzudröseln und schmissig zu erzählen. Doch dem Zweiteiler fehlte es an einer psychologischen Komponente: Wie hat der Mann das all die Jahre innerlich ausgehalten, dass mit einem einzigen halbwegs geglückten Verfahren alles dahin wäre und er den Rest des Lebens im Knast zubringen würde – so wie er es jetzt muss. «Madoff» ist – trotz des einnehmenden Spiels von Hauptdarsteller Richard Dreyfuss – eine zu oberflächliche Parabel auf den gescheiterten Schwindler, über den in seinen letzten Tagen Schimpf, Schande und Schicksalsschläge hereinbrechen. Für ein vierstündiges Movie-Event ist das leider ein bisschen wenig gewesen.
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