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Zum Tod von Wolfgang Rademann: Ein Nachruf mit Gedanken von Nick Wilder

Am Sonntag verstarb Wolfgang Rademann in Berlin. Ein Mann, der durchaus polarisierte, dessen Herz aber größer nicht hätte sein können. Zu seinem Tod sprach Björn Sülter mit Schauspieler Nick Wilder.

Das «Traumschiff» ist eine Institution im deutschen Fernsehen. Doch seit diesem Jahr war und ist alles anders.

Wolfgang Rademann, Erfinder und Produzent, war immer mittendrin - an Bord der wechselnden Schiffe war er stets der Erste der kam und der Letzte der ging. Er war knallharter Produzent wie auch väterlicher Freund. Wer ihn kannte, schätzte seine offene, interessierte und humorvolle Art.

Dazu gehörte auch Nick Wilder, der seit 2010 den Schiffsarzt Dr. Wolf Sander spielt und dessen Verhältnis zu Rademann ein ganz besonderes und freundschaftliches war. Wir schätzen uns glücklich, dass Nick Wilder uns für ein kurzes Gespräch zur Verfügung stand.

Rademann hatte nie eine «Traumschiff»-Reise verpasst. Doch zum diesjährigen Dreh auf Palau konnte er nicht mit - der Mann, der niemals krank war und keinen Wintermantel besaß, den beim Anflug eines leichten Schnupfens sofort das Fernweh nach Palmen und Meer packte, musste nach einem Sturz im vergangenen Jahr in einem Krankenhaus in Berlin bleiben.

Kurz bevor die Crew dieser Tage an Bord der MS Amadea ging, erreichte sie dann die traurige Nachricht: Rademann war im Alter von 81 Jahren verstorben. Trotz seines fortgeschrittenen Alters hatte er bis zuletzt alle Fäden in der Hand behalten. Beim Dreh, als Location-Scout, als Ratgeber, als Quell unzähliger Anekdoten. Dieser Mann hatte sich sein Lebenswerk aus dem Nichts erarbeitet, die ganze Welt gesehen und immer eine Menge zu erzählen. Und er hörte gerne zu. Er war stets an neuen Menschen, an deren Leben und Geschichten interessiert - doch wehe, man hatte nicht wirklich etwas zu sagen. Dann endete ein angesetzter Monolog auch gerne mal im Nirvana - und Rademann wandte sich Interessanterem zu. Doch hatte man sich einen Platz in seinem großen Herzen erworben, war er nicht nur Chef, sondern vor allem treuer Freund. Ob Schauspieler, Kameramann oder Kabelträger. Er gab jedem das Gefühl, wichtig zu sein. Er stufte nicht ab. Dazu war er zu fair und wusste, dass das Leben nicht immer geradeaus läuft, man es nicht rein standardisiert betrachten konnte.

Er besaß das, was einen großen Geschichtenerzähler ausmacht: Neugierde, Interesse und ein gesundes Mitteilungsbedürfnis. Er hatte seine Augen und Ohren überall, kannte jeden Artikel der Klatschpresse - und er liebte Überraschungen.

So überraschte er Nick Wilder und seine heutige Ehefrau, die Schauspielerin Christine Mayn, vor mehr als 15 Jahren auf einem «Traumschiff»-Special auf Bali mit der Hochzeitssuite - obwohl die beiden sich zu diesem Zeitpunkt gerade erst kurz kannten. Rademann vertraute seinem Gefühl, seinen Instinkten. Und er folgte ihnen. Meist zurecht, wie sich auch hier zeigen sollte. Das Leben von unzähligen Menschen hat dieser Wolfgang Rademann positiv beeinflusst. Nick Wilder und Christine Mayn sind zwei davon. Und Anekdoten wie diese gibt es unzählige. Rademann schuf Geschichten und lebte sie.

The Show must go on - das war sein Prinzip. Und auch seine große Schöpfung, «Das Traumschiff», wird weitergehen. Auch ohne ihn. Doch hat er die Menschen, die mit ihm gearbeitet haben in einer Art geprägt, dass er immer ein Teil von ihnen bleiben wird.

Ein großer Mann des deutschen Fernsehens tritt somit ab, wie er gelebt hat - frei. Bis zuletzt wussten nur die engsten Vertrauten über seinen genauen Zustand bescheid. Darüber reden hätte er nicht wollen.

Man könnte meinen, Rademann wird primär in seinen Schöpfungen weiterleben - wenn man die Menschen fragt, die ihn kannten, wird es für sie jedoch immer der Mensch sein, der bestehen bleibt. Herz auf zwei Beinen - so nennt Nick Wilder den großen Rademann. Dem ist vermutlich nichts hinzuzufügen.

Das ZDF würdigte Wolfgang Rademann am 03.02. mit zwei besonderen Programmierungen: Ab 20.15 Uhr lief eine Episode des Traumschiffs aus dem Jahr 2014 - es ging nach Perth. Ab 0.45 Uhr zeigte man dann die Traumschiff-Gala von 2004.

Unseren jüngsten Artikel zum «Traumschiff» und unser Interview mit Nick Wilder von vergangenem Dezember finden Sie in der Infobox rechts oben.
03.02.2016 20:39 Uhr Kurz-URL: qmde.de/83594
Björn Sülter

super
schade

95 %
5 %

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Tags

Das Traumschiff Traumschiff

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