Seit dem 26. Januar zeigt der ARD-Spartensender EinsFestival vier mal in der Woche «The Tonight Show starring Jimmy Fallon». Die Sendung stand in den vergangenen Jahren im Mittelpunkt einer wendungsreichen Late Night-Geschichte.
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Ähnlich brav geht es bei der
«Late Late Show with James Corden» auf CBS zu. Sein Vorgänger, Komiker Craig Ferguson versuchte noch über mehrere Jahre hinweg, das Late Night-Konzept mit allen möglichen Absurditäten zu untergraben oder gleich ganz zu zerschlagen: In jeder Episode steckte er zwei Praktikanten in ein Pferdekostüm und machte ein sprechendes Roboterskelett zu seinem Assistenten. Vor allem seine Interviews waren jedoch von großem Charme geprägt. Dort zerriss er zu Beginn genussvoll und symbolträchtig die vorgegebenen Interviewfragen und schaffte es immer, eine für den Zuschauer reizvolle und oftmals zum Schießen komische Chemie zu seinen Gästen aufzubauen. Dieses Talent fehlt James Corden leider. Dieser bringt den Enthusiasmus und die Energie eine Kindes im Süßigkeitenladen mit, was den Zuschauer gelegentlich etwas überfordern kann.
Sein Kollege Seth Meyers, ehemaliger Chefautor und News-Moderator der Sketch-Show «Saturday Night Live», welcher zur gleichen Sendezeit auf NBC bei
«Late Night with Seth Meyers» sein Unwesen treibt, schlägt wiederum deutlicher in die politische Kerbe. Meyers wirkt dabei noch etwas zu unauffällig und zugeknöpft, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Er zieht viel komödiantischen Effekt aus den improvisierten Dialogen mit seinem Bandleader Fred Armison, etwa wenn dieser mit viel Enthusiasmus ganze Serien-Episoden nacherzählt, die er offensichtlich nie gesehen hat. Momentan ist die Sendung jedoch noch stark geprägt von Meyers Vergangenheit bei «Saturday Night Live», allerdings scheint der Moderator smart genug, dass er über das übliche, oftmals etwas banale Prominenteninterview hinauswachsen könnte.
Kabelsender setzen auf Internationalität und Vielfalt
Bis auf Conan O’Brien, der eine neue Heimat bei TBS gefunden hat und sich selbst als weißesten weißen Mann der Welt bezeichnet, ist es durchaus interessant zu sehen, dass besonders Kabelsender auf Internationalität und Vielfalt setzen: Bei HBO beschäftigt sich ein Brite namens John Oliver in seiner Satire-Sendung «Last Week Tonight» mit einer für den Zuschauer ansteckenden Häme und Freude mit internationalen Themen wie dem FIFA-Korruptionsskandal, zeigt aber auch wie überraschend einfach und legal es ist, in Amerika eine Kirche zu gründen und Millionen von Spendengeldern steuerfrei einzufahren.
Comedy Central und
«The Daily Show» überraschte die Zuschauer und Fans, als im März 2015 verkündet wurde, dass der 31jährige Südafrikaner Trevor Noah die Nachfolge von Jon Stewart antreten wird. Dieser hatte erst im Dezember im Jahr davor als Korrespondent angefangen und wirkte zu diesem Zeitpunkt noch frisch und unerfahren. Der erste Skandal um seine Person folgte auf dem Fuße, denn das Internet zauberte ein paar alte, leichtsinnige Tweets des Komödianten hervor, die ein wenig schmeichelhaftes Bild von Noah zeichneten und als antisemitisch und sexistisch interpretiert wurden. Comedy Central stand jedoch hinter seinem neuen „The Daily Show“-Moderator. Auch wenn er noch über den ein oder anderen Witz stolpert und seine Moderationen stellenweise etwas ungelenk wirken, bildet er zusammen mit dem afroamerikanischen Larry Wilmore und dessen „The Nightly Show“ ein durchaus interessantes neues Gesicht der amerikanischen, politischen Satire.
Warum wählte EinsFestival aus diesem umfangreichen Potpourri ausgerechnet Jimmy Fallon aus?
Historisches
Die «Tonight Show» wurde das erste Mal im September 1954 aus dem New Yorker Rockefeller Center gesendet. Vor Jimmy Fallon hatten Steve Allen, Jack Paar, Johnny Carson, Jay Leno und Conan O’Brien den Job als Moderator inne. 1972 zog die Show nach Kalifornien um und erst unter Jimmy Fallon kehrte sie nach New York City zurück. Seine «Tonight Show» bleibt weiterhin das erfolgreichste Late Night Flaggschiff. Seine Spitzen gegen Politiker sind fast schon erstaunlich unpolitisch und zahm. Fallon ist tatsächlich nur einmal an einem Skandal vorbeigeschrammt, nämlich als seine Hausband The Roots die republikanische Politikerin Michele Bachman in seiner alten Late Night Show mit dem Song „Lyin’ ass bitch“ von der Band Fishbone begrüßte (eine Entschuldigung folgte natürlich schnellstmöglich).
Gerade Fallons simpler Enthusiasmus macht ihn aber auch international und spezifisch für Deutschland reizvoll und einfach zu verdauen. Playback-Battles mit Tom Cruise und Will Ferrell sowie Acapella-Ständchen mit den Muppets von der Sesamstraße und Parodien von «Downton Abbey», «Game of Thrones» und «Breaking Bad» sind leichter an den Mann zu bringen, als Satiriker wie Stephen Colbert oder Jon Stewart, die täglich in Erwartung auf den nächsten gesellschaftspolitischen Skandal ihre Messer wetzen.
Auch wenn Fallon meistens nur kurze und schwache Einstiegsmonologe zu bieten hat und nicht der schlagfertigste Interviewer ist, bleibt seine Begeisterungsfähigkeit ansteckend. Auch die diversen Spiele, Einspieler und Blödeleien sind meistens ein großer Spaß. Ob ausgerechnet seine Late Night Show in Deutschland ein stabiles Publikum finden wird, wo schon so viele andere Formate gescheitert sind, bleibt abzuwarten.
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