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«Transporter – Die Serie»: Ein großes Missverständnis erhält eine neue Chance

Weißt du noch? Als ein hochbudgetiertes Serien-Spinoff einer erfolgreichen Kino-Reihe 2012 baden ging. Nun kann die bislang ungezeigte zweite Staffel bei RTL Crime Wiedergutmachung betreiben.

Einiges deutete darauf hin, dass RTL mit einer internationalen Koproduktion ab Oktober 2012 einen Hit landen würde. Dort feierte beim Kölner Sender «Transporter - Die Serie» ihre Premiere am Donnerstagabend und damit auf dem Sendeplatz, wo «Alarm für Cobra 11» mit rasanter Action schon seit Ewigkeiten tolle Marktanteile einfährt. In eine ähnlich actionreiche Kerbe sollte auch «Transporter - Die Serie» schlagen, die als Spin-Off zu den erfolgreichen drei Kinofilmen mit Jason Statham etabliert werden sollte. Auch von Produzenten-Seite deutete alles auf eine hohe Fachkompetenz hin, schließlich setzte «Leon - der Profi»-Regisseur Luc Besson, der bereits für die «Transporter»-Filme verantwortlich zeichnete, die Serien-Fortsetzung um.

Als internationale Koproduktion war RTL obendrein neben dem französischen Sender M6, HBO Kanada und HBO in das Projekt involviert. Insbesondere letzterer Sender stand damals wie heute für eine ungemein hohe Qualität im Serienbereich. Auch hinter den Kulissen scheute man keine Kosten und Mühen: Als Produzent stärkte Klaus Zimmermann («Borgia») dem Projekt den Rücken, als Showrunner fungierte Alexander M. Rümelin («Vulkan»), während man für die Stunts Michel Julienne («96 Hours», «James Bond») und für Kampfszenen Cyril Raffaeli («Der unglaubliche Hulk») engagierte. 30 Millionen Euro Budget standen für die zwölf Folgen umfassende erste Staffel zur Verfügung, sodass Besson pro Episode zweieinhalb Millionen Euro in die Hand nehmen durfte, mit denen unter anderem die «Lost»- und «Stargate»-Regisseure Stephen Williams und Andy Mikita die jeweils 45-minütigen Ausgaben inszenierten.

Auch auf Seiten der Darsteller ging man keine Kompromisse ein. Kino-Größe Statham stand zwar nicht zur Verfügung, dafür fand man mit «Prison Break»-Darsteller Chris Vance Ersatz für den titelgebenden Action-Helden. Hinzu gesellten sich internationale Darsteller wie Andrea Osvart («Duplicity»), Francois Berleand («Transporter 1,2,3») und Rachel Skarsten («Servitude») sowie deutsche Größen wie Hannes Jaenicke als manischer Kunstsammler, Charly Hübner als Automechaniker und Uwe Ochsenknecht als skrupelloser Scherge eines Gangsterbosses. Nicht nur aufgrund des Budgets stellte «Transporter – Die Serie» also die bis zu diesem Zeitpunkt größte internationale Koproduktion des Senders dar.

Knapp dreieinhalb Jahre später erhält «Transporter – Die Serie» bereits seine dritte Chance bei einem RTL-Sender, nachdem insbesondere die Erstausstrahlungen im RTL-Hauptprogramm weit hinter den Erwartungen zurückblieben. Schon im Vorfeld machte das Format Probleme, da sich der ursprünglich angekündigte Starttermin aufgrund einer Verletzung des Hauptdarstellers Chris Vance und einer daraus resultierenden Produktionspause verschob. Darüber hinaus stiegen die Produktionskosten auf 42 Millionen Euro, ehe die Serie endlich im Oktober 2012 debütierte.

So startet bei RTL Crime am 22. Januar die bislang ungesehene zweite Staffel, die in Kanada und den USA schon 2014 ausgestrahlt wurde. Die Gründe für die vergleichsweise späte Ausstrahlung der lange abgedrehten zweiten Season liegen auf der Hand, genauso wie der Wechsel des Formats ins Pay-TV. Von Anfang an verzeichnete die in Kanada, Berlin, Paris, Südfrankreich und New York gedrehte Produktion in Deutschland schwache Werte, die sich nicht für weitere Ausstrahlungen empfahlen. Erst im November 2015 gab man jedoch schließlich offiziell bekannt, dass es mit dem Format nun endgültig nicht mehr weitergehe, nachdem RTL schon nach Staffel eins aus der Koproduktion ausstieg.

Ob die deutschen Erstausstrahlungen nun den niedrigen Erwartungen bei RTL Crime gerecht werden, bleibt jedoch fraglich, betrachtet man die Zahlen, die die «Transporter – Die Serie» mit seinen Premieren 2012 generierte. In Konkurrenz zu «The Voice of Germany» startete die Action-Serie am 11. Oktober 2012 mit 17,3 Prozent der klassischen Zielgruppe etwa noch auf Höhe des damaligen RTL-Senderschnitts. Im Rahmen der darauffolgenden Wochen standen dem Privatsender jedoch erschreckende Verluste ins Haus. Nach 13,1 Prozent der jungen Zuschauer in Episode zwei, generierte die dritte Ausstrahlung nur noch 10,7 Prozent, sodass sich RTL schon nach der vierten Folge dazu entschloss, «Transporter – Die Serie» fortan erst ab 21.15 Uhr zu zeigen und wieder «Alarm für Cobra 11» in den Abend starten zu lassen.

RTL zeigte zehn von zwölf Folgen, danach wanderte das Format zunächst in den Giftschrank. Eine weitere Chance erhielt die internationale Koproduktion, die bei RTL durchschnittlich nur 11,4 Prozent der 14- bis 49-Jährigen anlockte, ab September 2013 bei RTL Nitro, das «Transporter – Die Serie» jeweils am Freitagabend von vorne ausstrahlte und auch 2015 wieder Reruns ins Programm nahm. Trotz ernüchternder Zahlen in Deutschland wurde eine weitere Staffel produziert, denn «Transporter – Die Serie» fiel zwar auch beim zu HBO gehörenden US-Kabelsender Cinemax durch, nicht aber in Frankreich und Kanada. Dass die Produktion nun zu RTL Crime ins Bezahlfernsehen wandert, ist als Zeichen zu deuten, dass RTL dem Format im Free-TV aber erst einmal kein Vertrauen mehr entgegenbringen kann.

Ohnehin gibt es nicht viele Anzeichen, dass sich die zweite Staffel konträr zur ersten Runde, doch noch einmal zum Hit entwickeln könnte, obwohl einige Personalien ausgetauscht wurden. Der ehemalige «Akte X»-Kopf Frank Spotznitz sprang im Rahmen der zweiten Staffel als Showrunner ein. Des Weiteren stießen die Schauspieler Violante Placido und Mark Rendall zur Serie hinzu, während die weiter Chris Vance die Hauptrolle verkörperte. Das Konzept, das man bereits in den Kinofilmen verfolgte, blieb der Serie jedoch erhalten. Erneut verschreibt sich der «Transporter» nur drei Regeln: 1. Ändere niemals eine Vereinbarung. 2. Nenne niemals Namen. 3. Öffne niemals ein Paket.

22.01.2016 11:57 Uhr Kurz-URL: qmde.de/83253
Timo Nöthling

super
schade

55 %
45 %

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