Ein heiterer Weihnachtsstoff, prominent besetzt und launig erzählt. Diese Mischung kann durchaus gefallen, aber nicht mit anderen weihnachtlichen Filmen mithalten, die das Erste in jüngerer Vergangenheit produziert hat.
Cast & Crew
Vor der Kamera:
Heiner Lauterbach als Fritz
Oliver Korittke als Andi
Wolfgang Stumph als Walter
Annette Frier als Kommissarin Bremer
Martin Brambach als Assistent Schmidt
Saskia Vester als Maria
Marisa Burger als Veronika
Hinter der Kamera:
Produktion: Bavaria Fernsehproduktion und Conradfilm GmbH
Drehbuch: Kerstin Oesterlin und Jessica Schellack
Regie: Franziska Meyer Price
Kamera: Theo Müller
Produzent: Marc ConradKommissarin Bremer (Annette Frier) will eigentlich nach Hause zu ihrem Mann und ihren Kindern. Verständlich. Ist schließlich Heiligabend. Doch da bringen die Kollegen drei als Weihnachtsmänner verkleidete Typen aufs Revier, die sie in einer fremden Wohnung auf frischer Tat ertappt haben wollen. Es soll sich um die berüchtigte Weihnachtsmann-Bande handeln, die in den letzten Wochen eine Schneise der Wohnungseinbrüche hinterlassen haben.
Doch Fritz, Walter und Andi, wie die drei Weihnachtsmänner in Kommissarin Bremers Büro heißen, wirken nicht wie schwere Jungs. Sie kennen sich vom Eisstockschießen, sagen sie, und haben die letzten Jahre einiges mitgemacht.
Fritz (Heiner Lauterbach) hat vor einiger Zeit seine Frau verloren. Doch noch heute ist sie ihm allgegenwärtig. Er spricht mit ihr, sie erscheint ihm jede Nacht im Traum – und ruiniert damit seine sich anbahnende Romanze mit einer attraktiven Kollegin aus der Kinderklinik, wo er als Arzt arbeitet.
Der Tiermediziner Walter (Wolfgang Stumph) hat es auch nicht leicht. Er ist seit vielen Jahren mit seiner Maria (Saskia Vester) verheiratet, mit der er eine Tochter hat. Eine andere Tochter hat er mit der Salzburgerin Veronika (Marisa Burger), die bei ihrem herrisch-archaischen Vater auf einem Landgut wohnt und Walter bald heiraten will. Die ständige Pendelei zwischen München und Österreich, zwischen zwei Familien, die nichts voneinander wissen dürfen, schlägt ihm mittlerweile ziemlich aufs Gemüt. Doch vor nichts graust es ihm so sehr, wie endlich reinen Tisch zu machen.
Andi (Oliver Korittke) ist noch ein paar Jahre jünger als Fritz und Walter. Doch auch seine Beziehung mit seiner Partnerin (immerhin hat er nur eine) ist kompliziert. Allerdings eher wirtschaftlich: Er lässt sich von ihr aushalten und vertickt ihre Wertgegenstände im Pfandleihhaus, um sich ruinöse Pferdewetten zu leisten und die damit einhergehenden finsteren Gestalten auf Distanz zu halten.
Sie werden es erkannt haben: Das sind nicht die sympathischsten Gestalten. Drei Loser, die selbstverschuldet in den perversesten Zwickmühlen gelandet sind – das ist nicht unbedingt der Stoff, aus dem heitere Weihnachtsfilme gestrickt sind. Aber Weihnachten ist ja auch die Zeit der Nachsichtigkeit. Verbuchen wir es also als einen dicken Pluspunkt, dass «Weihnachts-Männer» uns ein bisschen mehr mitgeben will, als eineinhalb Stunden Heile-Festtags-Welt-Verklärung und stattdessen mit der zu Weihnachten passenden Botschaft aufwartet, dass man auch aus den verquersten Lebenssituationen mehr oder weniger heile rauskommen kann. Selbst wenn man Walter heißt und einmal in der Woche ins Land der Berge rödeln muss, um die Zweitfrau zu beglücken.
Diese drei Weihnachts-Männer haben großes Glück. Das Glück, von Heiner Lauterbach, Wolfgang Stumph und Oliver Korittke gespielt zu werden. Sicher: Alle drei Schauspieler mögen beliebter als renommierter sein, und von einer breiten Masse an Zuschauern wesentlich mehr gemocht als von mehr oder minder abgebrühten Kritikern. Und doch führt uns «Weihnachts-Männer» vor Augen, dass es Filme gibt, die gerade mit einer solchen Besetzung am besten funktionieren. Wolfgang Stumph kann einen auf dem Papier eher unsympathischen (schließlich bigamistischen) Middle-Age-Verlierer mit sehr viel Charme in die Sympathie spielen, während es Heiner Lauterbach gelingt, den (wahrscheinlich bewusst) oberflächlich gehaltenen Konflikt um einen lange trauernden Witwer gerade in dieser Oberflächlichkeit fassbar und, so gut das in all der dramaturgischen Überspitzung dieser Komödie eben geht, wirklichkeitsnah zu gestalten. Oliver Korittke gelingt es derweil, mit der richtigen Haltung seine Figur nicht zum klischeehaften Stichwortgeber für den nächsten Gag degradieren zu lassen.
«Stille Nächte», der letztjährige (Vor-)Weihnachtsfilm des Ersten, mag eine größere narrative und künstlerische Ambition und etwas mehr Seele gehabt haben. Doch «Weihnachts-Männer» ist, auf einer niedrigeren Ebene, gleichsam ein geglückter Versuch eines launigen, weihnachtlichen Filmes mit überraschend starker Besetzung und der richtigen Portion versöhnlich-weihnachtlichen Augenzwinkerns.
Das Erste zeigt «Weihnachts-Männer» am 1. Weihnachtsfeiertag um 20.15 Uhr.