Mittlerweile präsentiert Frank Rosin gleich drei Formate bei kabel eins. Warum nimmt der Münchner Sender den TV-Koch immer mehr in die Pflicht und wie schneiden seine Formate ab?
Die bisherigen Fernsehengagements Frank Rosins
früher:
«Das Fast Food Duell», kabel eins
«Topfgeldjäger», ZDF
«Hell's Kitchen», Sat.1
aktuell:
«Rosins Restaurants», kabel eins
«The Taste», Sat.1
«Rosin Weltweit», kabel eins
«Rosins Kantinen», kabel eins
Dass Koch-Formate im deutschen Fernsehen eine so hohe Präsenz vorweisen wie vielleicht noch nie zuvor, ist kein Geheimnis. Über die Zeit hinweg hat sich sogar die Machart der Kochsendungen beachtlich ausdifferenziert. Während in der «Küchenschlacht» und bei den «Topfgeldjägern» Normalos um die Gunst von Profiköchen schnibbeln, dünsten oder braten, bewerten sich die Wettstreiter in «Das perfekte Dinner» beispielsweise untereinander. Sat.1‘ «The Taste» ist hingegen eine vom Bällchensender groß angelegte Castingshow zur Suche nach dem besten Koch, ähnlich wie «Deutschlands bester Bäcker», das sich auf ein spezielles Gebiet konzentriert. Neben der zunehmenden Ausdifferenzierung der Formate, hat sich im Genre der Koch-Sendungen ein weiterer Trend bemerkbar gemacht - nämlich der, dass sich die Formate immer mehr um einzelne Protagonisten als Anker der Formate drehen. Köche wurden zu Entertainern, sodass sich immer mehr das Berufsbild des TV-Kochs entwickelte.
In «Lafer! Lichter! Lecker!» standen bereits die zwei titelgebenden Profi-Köche im Fokus, die nicht nur für delikate Speisen, sondern auch für schmackhafte Unterhaltung sorgen sollten. Christian Rach stieg bei RTL zunächst mit «Rach, der Restauranttester», später mit weiteren Sendungen, die seinen Namen trugen, zum Fernsehstar auf und leitete zwischenzeitlich auch im ZDF durch die groß angelegte Show «Rach tischt auf!». Derweil erfreut sich Steffen Henssler als RTL-Nachfolger von Christian Rach und als Show-Koch in «Grill den Henssler» immer größerer Beliebtheit. ProSiebenSat.1 fand sein Aushängeschild im Bereich der Koch-Formate in den vergangenen Jahren in Frank Rosin. Bereits seit «The Taste» inszeniert man Frank Rosin als kernigen, um keinen Spruch verlegenen, Gourmet, der das Geschmackserlebnis gerne einmal bis ins Erotische verklärt. Weiter versuchte man 2014 aus ihm in «Hell’s Kitchen» so etwas wie den deutschen Gordon Ramsay zu machen, wo er als strenger Hitzkopf in Erscheinung trat. Man wollte einen wahren Charakterkopf haben, der Sendungen quer durch ein Genre hinweg tragen kann.
Nach letzterer, gescheiterter Produktion nahm jedoch kabel eins den Dorstener Gastronom immer mehr unter seine Fittiche. Der ProSiebenSat.1-Sender vertraute davor bereits seit einigen Jahren auf den Sternekoch. Im Fahrwasser des bei RTL stets sehr erfolgreichen Restauranttesters debütierte bereits im November 2009 Rosins eigenes Help-Format «Rosins Restaurants – Ein Sternekoch räumt auf!». Die erste, elf Episoden umfassende, Staffel startete mit durchschnittlich 5,5 Prozent der 14- bis 49-Jährigen verhalten zu einer Zeit, als kabel eins durchschnittlich etwas mehr als sechs Prozent der jungen Zuschauer unterhielt. In der ersten Jahreshälfte 2011 schnitt Frank Rosin nach der Versetzung von Dienstag auf Sonntag sogar nur noch mit mittleren 4,4 Prozent ab. Auch danach bewies kabel eins weiter Geduld, die sich auszahlen sollte. Nach erneutem Wechsel auf den Dienstag holte «Rosins Restaurants» im Jahr 2012 bereits 6,1 Prozent, als sich der kabel eins-Senderschnitt unterdessen auf dem absteigenden Ast befand.
Kontinuierlich steigerte sich der 49-Jährige über die darauffolgenden zwei Staffeln hinweg, zwischen denen kabel eins angesichts des Erfolgs auch die Abstände verkürzte, auf mittlere 7,7 Prozent im Sommer 2013. Nachdem Staffel sieben ab Ende 2013 wieder auf 7,3 Prozent abgab, verbesserte sich «Rosins Restaurants» ab Ende Juli 2014 wieder auf 7,8 Prozent. 2015, als kabel eins seine Rosin-Engagements ausbaute, erlitt die Sendung jedoch heftige Verluste. Zwischen Februar und Mai 2015 generierte die Koch-Doku im Schnitt noch 6,3 Prozent in der klassischen Zielgruppe die drei neuesten Folgen erzielten ab Ende Oktober sogar ausschließlich unter fünf Prozent. Relativierend muss dazu angemerkt werden, dass «Rosins Restaurants» am Dienstagabend des Öfteren mit Live-Fußball konkurrierte und zwischen dem 13. Oktober und 3. November mit altem Material auf Sendung ging.
Immerhin hatten Frank Rosin und kabel eins ab dem 11. August 2015 schon ein weiteres Standbein, auf das sie sich stützen konnten. Auf dem angestammten Dienstags-Sendeplatz debütierte dort «Rosin weltweit – Andere Länder, andere Fritten», das zunächst in vier Folgen recht ansehnlich lief und im Rahmen der Wiederholungen am Sonntagvorabend sogar noch deutlich besser abschnitt. Im Schnitt 6,3 Prozent der 14- bis 49-Jährigen widmeten sich den vier Primetime-Ausstrahlungen der Sendung, die das Konzept von «Rosins Restaurants» im Ausland verfolgte. So gelangte der erste Durchlauf des neuen Programms auf etwa das gleiche Niveau, das «Rosins Restaurants» im Jahr 2015 an den Tag legte. Zu Werten wie eins fehlte jedoch noch ein großes Stück, zumal «Rosin weltweit» nach dem starken Start und damit einhergehenden 7,6 Prozent nur noch unter den Augen von 5,6 Prozent endete.
Binnen kürzester Zeit folgte ein weiteres Rosin-Format und im Rahmen dessen auch ein weiteres Konzept, dem sich einst Christian Rach verschrieb. In «Rosins Kantinen – Ein Sternekoch undercover» überprüft Frank Rosin seit dem 10. November 2015 verkleidet deutsche Kantinen, sodass sich die Zahl seiner aktuellen Formate, zusammen mit «The Taste» bei Sat.1, auf vier beläuft. Als Ersatz für das zu dieser Zeit kriselnde «Rosins Restaurants» funktionierte «Rosins Kantinen» zunächst prächtig: Satte 8,7 Prozent der jungen Zuschauer entschieden sich am 10. November für die Premiere der Sendung. Schon in der Woche darauf folgte mit nur noch 5,6 Prozent jedoch der Dämpfer, wobei das (abgesagte) Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft im Konkurrenzprogramm für viel Aufsehen sorgte.
Der Plan von ProSiebenSat.1 in der Causa Rosin ist schon lange klar. Man will es der RTL-Gruppe gleich tun und mit Frank Rosin einen TV-Koch vom Format eines Christian Rach oder Steffen Henssler heranziehen, der es mit der Zeit nur durch sein bloßes Auftreten schaffen soll, eine Sendung zum Quotenhit werden zu lassen. Aktuell gelingt dies Rach und auch Henssler, der am Sonntagabend zur besten Sendezeit häufig über neun Prozent der Umworbenen zu VOX lockt, noch deutlich besser. Gerade der Trend bei «Rosins Restaurants» und auch die Zahlen des direkten Ablegers «Rosin weltweit» bewegten sich zuletzt in die falsche Richtung. So scheinen die Rosin-Sendungen beim Zuschauer dieser Tage an Pfiff zu verlieren. kabel eins ist also weiter zum abschmecken gezwungen.