Der vierte Film der ZDF-Krimireihe «Kommissarin Heller» schwankt zwischen reißerischer Story und geerdeter Spannung.
Cast und Crew
- Regie: Christiane Balthasar
- Darsteller: Lisa Wagner, Hans-Jochen Wagner, Ludwig Blochberger, Rick Okon, Andreas Döhler, Thelma Buabeng, Nina Kronjäger, Peter Benedict, David C. Bunners, Alexander Hörbe, Frank Röth, Elisabeth von Koch
- Drehbuch: Mathias Klaschka
- Kamera: Hannes Hubach
- Schnitt: Andreas Althoff
- Musik: Johannes Kobilke
In ihrem vierten ZDF-Kriminalfilm befindet sich «Kommissarin Heller» mitten im Geschehen: In der Wiesbadener Innenstadt schießt ein Heckenschütze scheinbar wahllos auf Passanten. Kurz darauf wird in der Nähe es Tatorts eine Bank überfallen. Die Gangster kennen bei ihrem Vorgehen keinerlei Rückhalt, erschießen auf Anhieb eine der Angestellten, zudem nehmen die drei Täter die Kunden sowie die überlebenden Bankmitarbeitern als Geisel. Eine der Geiseln ist Kommissarin Winnie Heller – dass sie bei der Polizei arbeitet, kann sie gegenüber den Geiselnehmern aber geheim halten, indem sie ihren Dienstausweis rechtzeitig verschwinden lässt.
Während ihr Kollege Verhoeven, zusammen mit Goldstein vom BKA, die Verhandlungen mit den Geiselnehmern führt, versucht die junge Kommissarin, sich auf eigene Faust aus der misslichen Situation zu kämpfen. Doch Heller hat die Lage längst nicht so gut im Griff, wie sie es sich erhoffte – der Fall scheint völlig zu eskalieren …
Nach Motiven eines Romans von Silvia Roth türmt dieser Kriminalfilm innerhalb seiner 90 Sendeminuten Konflikte aufeinander, dass es nur so kracht. Nicht im Sinne von Actionbombast oder explosiven Dialogen, sondern in dem Sinne, dass die Plausibilität der Handlung irgendwann in sich zusammenbricht. Dies liegt unter anderem an der dramaturgischen Struktur des von Mathias Klaschka verfassten Skripts: Die Geschehnisse ließen sich in gegebener Form vielleicht glaubwürdig darstellen. Aber so zusammengeballt, wie Klaschka sie hier aufeinander folgen lässt und stellenweise auch ineinander verwebt, läuft das Fass schnell über. Da das Täter-Trio zudem sehr plakative Zeilen aus dem Einmaleins der TV-Geiselnehmer-Dialogschule in den Mund gelegt bekommt, hält sich die Spannung beim zentralen Plot in Grenzen. Ebenso wenig erweckt das Motiv der Täter, auf das im letzten Drittel vermehrt Wert gelegt wird, durch diesen Aufbau und die schalen Wortwechsel das Mitgefühl, auf das es die solide Inszenierung anlegt.
Die stärkste Spannungs-Triebfeder von «Kommissarin Heller – Schattenriss» sind daher die Szenen, die sich rund um die Geiseln drehen. In einem verlassenen, verkommenen Fabrikgebäude gefangen gehalten, kriegen sich die Geiseln aufgrund der angespannten Situation selber in die Haare. Streit über die Vorgehensweise, gegenseitiges Misstrauen und Angst um das eigene Wohl ergeben eine explosive Mischung, deren Potential die Darstellerriege bestmöglich ausschöpft. Dass sich dieses Geisel-Kammerspiel angesichts der diversen Nebenschauplätze nicht noch weiter entfalten kann, bleibt jedoch bedauerlich. Vor allem, da Kameramann Hannes Hubach das Fabrikgelände in ein beengendes, schattiges Licht hüllt, während er es beim den Film eröffnenden Banküberfall mit dem energetischen Verwackeln übertreibt.
Genauso lässt Regisseurin Christiane Balthasar die Statisten im Intro sehr cartoonig-hektisch durchs Bild stolpern, was der Gewalt ihren Schrecken nimmt und im Gegensatz zur atmosphärischen Inszenierung der zwei letzten Dritteln des Krimis steht. Da Ausnahmedarstellerin Lisa Wagner in der Titelrolle dieses Mal in manchen Szenen aufgesetzt nörgelig wirkt, steht der Film zwischendurch dennoch auf wackeligen Beinen – selbst wenn Wagner in den emotional aufgeladenen Momenten verlässliche Leistung bringt. Hans-Jochen Wagner hingegen lässt seinen Biedermann Hendrik Verhoeven behutsam über sich hinauswachsen – und ist daher der heimliche Star dieses Falls.
Fazit: «Kommissarin Heller – Schattenriss» ist solide Krimikost, die zwischen reißerischer Story und beengenden Charaktermomenten hin und her schwankt, was dem Spannungsbogen einige Dellen verpasst.
«Kommissarin Heller – Schattenriss» ist am 21. November 2015 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.