Das diesjährige TV Lab spielt sich hauptsächlich im Web ab. ZDFneo’s Slaven Pipić verteidigt diese Entscheidung. Außerdem: Soll es mit dem Versuchslabor 2016 weitergehen?
Für Slaven Pipić, den stellvertretenden Chef des Senders ZDFneo, sind die „TV Lab“-Wochen immer ganz besondere. Und während Kritiker und Presse eher vom „kleinsten TV Lab“ aller Zeiten sprachen, das gerade in seine Endphase geht, will der TV-Manager den Eindruck nicht teilen, dass der Aufwand wesentlich reduziert wurde. Vielmehr sei eben Vieles vom linearen Fernsehen in die Mediathek und ins Netz verlegt worden. „Wenn Sie nur auf die Sendelänge im linearen Programm und die Anzahl an Beiträgen schauen, dann mögen Sie mit Ihrem Urteil recht haben“, erklärte er im Interview mit Quotenmeter.de. „Die diesjährigen Clips Clips, die die Teams gemeinsam mit ihren Fanbases im Social Web erstellt haben, sind auch keine vollen Sendungen.“ Auf der anderen Seite aber habe man die Dauer des „TV Labs“ von einer auf gleich zwei Wochen ausgeweitet. Und die hätten es bisher in sich gehabt, zeigte sich Pipić durchaus zufrieden. „Es waren bis jetzt sehr aufregende und auch erkenntnisreiche Tage“, sagte er. Begeistert ist er von der Interaktion der Netzgemeinde mit den Machern der letztlich drei Piloten und mit dem Host des „TV Labs“, dem aus dem «Neo Magazin Royale» bekannten William Cohn.
Dass man den Fokus gezielt auf das Netz geschoben hat, hat durchaus seine Gründe. Es ist zum einen kein Geheimnis, dass die bisherigen «TV Lab»-Gewinner im linearen Fernsehen in serieller Fassung eher geringe Erfolge zu verzeichnen hatten. „Online und TV existieren momentan oftmals noch nebeneinander. Mit dem «Neo Magazin Royale» gelingt es uns schon, diese beiden Welten zu vernetzen.“ Entsprechend wollte sich ZDFneo dieses Mal ganz bewusst auf die Suche nach neuem Content für die Mediathek und das Netz begeben. „Online-First-Formate mit großer Netzaffinität sind sicherlich die Zukunft“, meint er. Dass mit der Verlagerung ins Web geringere Aufmerksamkeit in der Presse einhergehen, ist für Pipić in Ordnung. „Ich kann damit leben, dass es weniger Artikel gibt als vor fünf Jahren, als wir das TV Lab zum ersten Mal veranstaltet haben.“
Dass anstatt der einst vier Projekte jetzt nur drei zur Abstimmung in Sachen Sieger 2015 verfügbar sind, hängt damit zusammen, dass ein Warner Bros. kommendes Projekt aus dem Rennen genommen wurde. Pipić: „Ich kann diese Entscheidung nur loben. Satire darf zwar grundsätzlich alles. Der Witz ergibt sich dabei aber immer auch aus der Situation und der Stimmungslage.“ In diesem Zusammenhang fügte er auch an, dass man sich bei der Produktion des dieswöchigen «Neo Magazin Royale» darauf verständigt habe, zwar eine klassische Ausgabe zu produzieren, die insgesamt aber etwas nachdenklicher sei als gewohnt. Im Falle des TV Lab-Beitrags, der sich satirisch mit dem Thema Terrorismus auseinandersetzen wollte, wäre genau das nicht gegangen. „In Anbetracht der Paris-Attentate fällt es schwer, über diesen Beitrag zu lachen“, meinte Pipić.
Ob es 2016 ein sechstes „TV Lab“ geben wird, wollte der ZDFneo-Mann zwar noch nicht final beantworten, die Zeichen dafür stünden aber gut. „Wir haben eine tolle Chance, hier mit neuen Künstlern und neuen Ideen, aber auch mit den Zuschauern in Kontakt zu kommen.“ Grundsätzlich müsse aber das diesjährige Lab noch bis ins Detail ausgewertet werden. Und das funktioniert freilich nur, wenn es vollends abgeschlossen ist. Das Voting, in dem der Siegerbeitrag 2015 gekürt wird, läuft übrigens noch bis Montag.