In der Horrorkomödie «Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie-Apokalypse» müssen es drei Pfadfinder mit Untoten aufnehmen - mit unlustigem Ausgang.
Filmfacts: «Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie-Apokalypse»
- Kinostart: 12. November 2015
- Genre: Horror/Komödie
- FSK: 16
- Laufzeit: 92 Min.
- Kamera: Brandon Trost
- Musik: Matthew Margeson
- Buch: Carrie Lee Wilson, Emi Mochizuki, Christopher Landon
- Regie: Christopher Landon
- Schauspieler: Tye Sheridan, Logan Miller, Joey Morgan, Sarah Dumont, David Koechner, Halston Sage, Patrick Schwarzenegger
- OT: Scouts Guide to the Zombie Apocalypse (USA 2015)
«Shaun of the Dead», «Zombieland» – Filme, die nicht nur den Horrorkomödienzeitgeist geprägt haben, sondern auch zu Klassikern einer Generation aufgestiegen sind. Auf die Spuren von Simon Pegg und Co. begeben sich dieser Tage Tya Sheridan («Dark Places»), Logan Miller («The Stanford Prison Experiment») sowie Joey Morgan (in seinem Leinwanddebüt) in den Rollen einer chaotischen Pfadfinder-Losertruppe. Und schon diese Idee erweist sich zugleich als die weitläufig einzig innovative. Denn stehen gerade in derartigen, von Teenagern bevölkerten Schockern in den meisten Fällen Figuren im Mittelpunkt, bei denen es der bodenständige Zuschauer schwer hat, mit ihnen zu sympathisieren, begibt sich Regisseur Christopher Landon («Paranormal Activity: Die Gezeichneten») endlich einmal an die Seite von ganz normalen Jugendlichen, anstatt von Klassenclows, Schulproleten und Everybody’s Darling. Leider schießt er bei der Charakterzeichnung auf andere Art und Weise über das Ziel hinaus, zeichnet er die Pfadfindertruppe doch äußerst karikaturesk und stilisiert sie so sehr zu Nerds hoch, dass von einer neutralen Betrachtung keine Rede sein kann. Immerhin: Nur selten macht sich das Skript tatsächlich auch über die Jungs lustig und spätestens der Showdown macht sie schließlich zu jenen Alltagshelden, für die sich die drei schon so lange gehalten haben. Doch bis dahin ist es nicht nur ein blutiger, sondern allen voran für den Zuschauer äußerst langwieriger Weg.
„Jeden Tag eine gute Tat!" ist das Motto des jungen Augie (Morgan), der sich nichts Schöneres vorstellen kann, als mit seinen zwei besten Freunden ein Pfadfinderabzeichen nach dem anderen auf die Kluft zu pappen. Doch Carter (Miller) und Ben (Sheridan) haben genug von Lagerfeuer, Latrinen graben und Dosenbohnen. Als Teenager sollte man sich schließlich seinen tobenden Hormonen hingeben und nicht als verkleideter Loser im Unterholz herum stolpern. Als sich die Beiden heimlich davonschleichen, um zur angesagtesten Party der Stadt zu gehen, begegnen sie in einem verlassenen Stripclub echter Fleischeslust: alle Bewohner der Stadt wurden in Zombies verwandelt! Zusammen mit der Handfeuerwaffen-geübten Bardame Denise (Sarah Dumont) begeben sich die drei Pfadfinder auf eine blutige Hetzjagd durch die Kleinstadt und beweisen, dass sie auch im Angesicht Britney-Spears-liebender Zombies und mutierten Killer-Katzen keine Pussys sind.
In «Scouts vs. Zombies – Handbuch zur Zombie-Apokalypse» wird für Ben, Carter und Augie ein harmloser Waldausflug zu einem Horrortrip, als sich in ihrer Umgebung eine Untotenseuche ausbreitet, die weder vor Mensch, noch vor Tier Halt macht. Der amüsante Prolog beschreibt den Beginn dieser Epidemie fast sketchartig und gibt sowohl den hohen Splattergehalt als auch den albernen Humortonfall vor. Leider markiert er aber auch für lange Zeit den Comedy-Höhepunkt, denn nach der rund zehn Minütigen Eröffnungsszene nimmt sich das Skript von Carrie Lee Wilson, Emi Mochizuki («College Road Trip») und Landon selbst viel Zeit, um die drei liebevollen Trottel zu etablieren. Jeder von ihnen hat seine ganz eigenen Spleens, sodass innerhalb der Gruppe eine erfrischend unverkrampfte Chemie entsteht. Dass der Dreh allen Beteiligten einen mordsmäßigen Spaß bereitet haben muss, ist dem fertigen Projekt anzusehen und es ist leicht, die Protagonisten trotz ihrer überspitzten Naivität in sein Herz zu schließen. Doch das Potenzial der sich echt anfühlenden Charaktere bleibt unbenutzt. Dass das Drehbuch immer wieder hübsche Gag-Ideen zu bieten hat, ist nicht zu leugnen; eine „Hit Me Baby One More Time“-Gesangseinlage gehört ebenso dazu wie eine skurrile Baumarkt-Szene, doch die Dramaturgie und der Großteil der Gags sind schlicht und ergreifend entweder ausgelutscht, mutlos oder spielen sich weit unter der Gürtellinie ab. Als Beispiele hierfür dienen ein abgerissener Rentnerpenis und Zombie-Brüste in Zeitlupe und Großaufnahme – derartig infantilen Humor kann man mögen, muss man aber nicht.
Leider verzettelt sich auch die überraschungsarme Story immer wieder in seiner unausgegorenen Stimmung, weshalb die Mixtur aus Schock und Gag nicht richtig funktioniert. Manchmal wirkt es so, als hätten sich die Macher an einer Parodie versucht. Gerade die für eine kurze Szene gezeigten Zombie-Katzen erinnern an die gewollt billig wirkenden, dafür aber handgemachten Effekte aus Filmen wie «Zombiber». Leider sind solche Momente nur punktuell lustig, denn «Scouts vs. Zombies – Handbuch zur Zombie-Apokalypse» versteht sich nicht als Trashfilm, sondern beweist gerade bei den sehr hochwertigen CGI-Effekten und der Musik, dass hier viel Geld geflossen ist. 15 Millionen Dollar um genau zu sein – zu viel, um sich als Trashfilm der Marke «Sharknado» zu verkaufen. Damit ist der Produktionsstandard zwar hoch, doch an Vergleiche mit «Zombieland» und Co. ist nicht zu denken. «Scouts vs. Zombies» käut wieder, anstatt sich auf kreative Weise neue Ideen auszudenken. Der Film besitzt schlicht keinen Alleinstellungswert. Den muss ein Film zwar nicht zwangsläufig haben, um zu gefallen, doch gerade in einem so expliziten Subgenre der Zombie-Komödie bleibt der Vergleich zu anderen Vertretern des Segments nicht aus. Sie fühlen sich die eigentlich so knackigen 93 Minuten obendrein viel zu lang an und am Ende wünscht man sich nicht etwa jenes „Handbuch zur Zombie-Apokalypse“, sondern die Blu-ray zu «Shaun of the Dead» – der war schließlich um Einiges lustiger.
Fazit: «Scouts vs. Zombies – Handbuch zur Zombie-Apokalypse» muss sich nicht nur aufgrund seines Themas Vergleiche zu «Zombieland» und Co. gefallen lassen, sondern verschenkt sein Potenzial für einen gelungenen Trashfilm auf Kosten einer ernsthaften Inszenierung. Punktuell durchaus amüsant funktioniert das Gesamtkonzept dieser „Pfadfinder-werden-zu-Weltrettern“-Geschichte leider nicht – dafür fehlt es den Machern an Fingerspitzengefühl, Timing und gutem Geschmack. Leider.
«Scouts vs. Zombies – Handbuch zur Zombie-Apokalypse» ist ab dem 12. November bundesweit in den Kinos zu sehen.