Viele deutsche Fans amerikanischer Serien fordern gerne bessere Sendeplätze ihrer Lieblingsformate bei den deutschen Sendern. Eine vielleicht etwas provokante Frage: Wozu?
Manager hiesiger TV-Sender dürften das kennen. „Wieso läuft das hier nicht?“ oder „Wieso zeigt ihr das auf so einem unmöglichen Sendeplatz?“, beschweren sich noch heute viele deutsche Fans amerikanischer Serien. Besonders jene, die ihre Lieblingsserie bereits im US-Fernsehen verfolgen. Der Verfasser dieser Zeilen hin und wieder mit eingeschlossen.
Meine etwas provokante Frage an dieser Stelle: Warum?
Früher, als es technisch noch äußerst aufwendig war, von Kontinentaleuropa aus Zugang zu amerikanischen Produktionen zu erlangen, lange vor SVOD, lange vor der DVD, als die unterschiedlichen Fernsehnormen diesseits und jenseits des Atlantiks noch teuer zu überwältigende Hürden waren, hatten diese Beschwerden ja ihre Berechtigung.
Doch heute gleicht dieses alte Mantra eher einem Leerlaufreflex. Es steht ja (fast) alles zur Verfügung. Niemand ist mehr wirklich auf deutsche Sender angewiesen, wenn er eine bestimmte ausländische Serie verfolgen möchte. Der Originalton dürfte für die wenigsten, die Twitter und Facebook mit ihren Forderungen vollschreiben, diese oder jene Serie endlich auch in Deutschland oder endlich auf einem besseren Sendeplatz zu zeigen, ein Hindernis sein. Die meisten, die sowas fordern, verfolgen ja bereits die US-Ausstrahlungen.
Wahrscheinlich steckt hinter diesen Fan-Forderungen nicht das eigene Bedürfnis, «Modern Family» im RTL-Hauptprogramm oder endlich einmal «Arrested Development» in deutscher Synchro zu sehen. Man hat die DVD ja im Regal stehen. Oder das Streaming-Passwort parat.
Nein, dahinter scheint eher der Wunsch zu stecken, dass die eigenen amerikanischen Lieblingsserien auch hierzulande zu Massenbewegungen werden sollen. Und dazu bräuchte es eben die prominente Platzierung in den Massenmedien. «True Detective» bei ProSieben um 20.15 Uhr. Oder «House of Cards» bei Sat.1 zur besten Sendezeit.
Doch das können die Sender freilich nicht erzwingen. Und ihre Erfahrung zeigt klar, dass solche Programmierungen schnurstracks in den Misserfolg führen.
Einziger Trost: Die DVD im Regal und die (S)VOD-Dienste.