Die «Tanz der Teufel»-Reihe wird fortgeführt, und zwar als blutige, humorige Horror-Fernsehserie. Aber wie gut ist das Comeback des Kultfranchises?
Hinter den Kulissen
- Idee: Sam Raimi, Ivan Raimi, Tom Spezialy
- Darsteller: Bruce Campbell, Ray Santiago, Dana Delorenzo, Jill Marie Jones, Lucy Lawless, Scott Fyfe
- Musik: Joseph LoDuca
- Episoden in Staffel eins:10
- Ausführende Produzenten: Robert Tapert, Sam Raimi, Bruce Campbell, Craig DiGregorio
- Produzenten: Chloe Smith, Aaron Lam, Rick Jacobson, Sean Clements, Dominic Dierkes
- Schnitt: Bob Murawski
- Kamera: Dave Garbett, John Cavill
- Laufzeit: Pilotfolge: 45 Minuten; reguläre Folgen: 30 Minuten
Es ist eine der kultigsten Horrorreihen der Filmgeschichte – und eine der Filmreihen, die sich in Deutschland überwältigend großen Ärger mit den Sittenwächtern eingehandelt haben: «Evil Dead», hierzulande auch bekannt als «Tanz der Teufel». Losgetreten wurde die Saga 1981 als Low-Budget-Passionsprojekt des Regisseurs Sam Raimi, der rund zwei Jahrzehnte später «Spider-Man» zum Erfolg führte. 1987 folgte eine Fortsetzung der dreckigen, kantigen Horrorstory, die nicht nur die Splattereffekte aufdrehte, sondern auch den makaberen, schrägen Humor. 1993 ging es dann etwas zahmer und viel skurriler mit «Armee der Finsternis» weiter, ehe 2013 ein Remake des Erstlings in die Kinos kam. Dieses erntete aufgrund seiner praktischen Effektarbeit und einfallsreich-grafischen Gewalteskapaden großes Lob in der Horrorszene, handelte sich aber, wie schon die ersten beiden Raimi-Teile, ordentlich Stress mit den Jugendschützern ein.
Die angekündigte Fortsetzung des Remakes scheint mittlerweile begraben zu sein, ebenso wie der zwischenzeitlich besprochene vierte Teil der Originalreihe. Letzteres aber aus gutem Grund: Sam Raimi und dessen für die «Tanz der Teufel»-Saga mitverantwortlicher Bruder hatten so viele Ideen für ein mögliches Kinosequel, dass sie beschlossen haben, praktisch zu denken und lieber eine TV-Serie daraus zu machen. Und mit dem US-Sender Starz krallte sich auch die richtige Abspielstation dieses Format. Denn selbst wenn «Ash vs. Evil Dead» nicht ganz an den ultrabrutalen Gewaltgrad des Remakes heranreicht und nicht ganz so schräg und explizit ist wie «Tanz der Teufel II», so traut sich die Serie Dinge, die kaum eine andere US-Station durchgehen lassen würde.
Die von Sam Raimi höchstpersönlich inszenierte Auftaktfolge zum Horrorspaß, der bereits jetzt für eine zweite Season bestätigt wurde, hat derbere Splattereffekte als «The Walking Dead» und obendrein auch liebevoller gestaltete Effektschminke. Raimis Vorliebe für praktisches Filmemachen lässt in «Ash vs. Evil Dead» immer wieder das Flair des 80er-Horrorkinos aufkommen, und auch die vereinzelten Computereffekte sind solide in den restlichen Serienlook eingepflegt. Ein mindestens ebenso großer Pluspunkt der zynisch-spritzigen Horrorserie ist Bruce Campbell, der eine seiner besten Performances abgibt: Der Mann mit dem kantigen Kinn kann seine Präsenz und seinen rauen Charme mittlerweile gezielter einsetzen als noch in den ersten beiden «Tanz der Teufel»-Filmen, ohne aber die Illusion durch eine zu große Selbstironie zu zerstören – diese Grenze hat Campbell in den vergangenen Jahren seiner Karriere nicht immer berücksichtigt.
Nun aber treibt sich Campbell mit fesch sitzender Miene als dreister, unverantwortlicher, und dennoch liebenswerter Loser durch das übernatürliche Geschehen. Raimi schneidet den Serienauftakt auf die Stärken seines Stars zu und bleibt somit auch der Formel der Erfolgstrilogie treu: Ash ist nun ein aufgedunsener Niemand, der sich mit seiner schroffen Schale noch immer als Alphamännchen aufzuspielen versucht, selbst wenn er eigentlich nicht das Zeug dazu hat. Als er zugedröhnt doch einen One-Night-Stand klar macht, versucht Ash seiner Eroberung zu imponieren und liest leichtsinnigerweise aus dem Buch der Toten vor. Somit beschwört er die höllenhaften Kreaturen hervor, die er vor vielen Jahren in traumatischen Stunden bezwingen musste. Nur, dass er damals in einem abgeschiedenen Wald zu kämpfen hatte – und nun das Schicksal einer ganzen Kleinstadt auf dem Spiel steht …
Diese Veränderung des Settings nimmt Ashs blutigen Erlebnissen etwas ihrer beengenden, schmutzigen Atmosphäre, jedoch erlaubt sie auch eine neue Erzähldynamik. Was wiederum unerlässlich ist, da «Ash vs. Evil Dead» nun einmal kein für sich stehendes Kammerspiel ist, sondern eine mindestens 20-teilige Serie. Daher werden auch neue Nebenfiguren eingeführt, die sich ebenfalls mit den dämonischen Wesen herumschlagen. Ray Santiago als idealistischer Pablo, Dana Delorenzo als taffe Kelly, Jill Marie Jones als verbissene Amanda und Lucy Lawless als geheimnisvolle Ruby fügen sich allesamt gut in den Tonfall der Erzählung. Ihre Rollen lassen im Serienauftakt an Tiefe missen, doch ihre Interaktion mit lebenden und untoten Szenenpartnern überzeugt.
Offen bleibt die Frage, ob der erweiterte Cast in den kommenden Folgen genug zu tun bekommen wird. Die Pilotfolge baut nämlich „nur“ das bekannte, schlichte Survival-Modell der ersten «Tanz der Teufel»-Filme sowie des Remakes auf: Widerliche Kreaturen erscheinen, die Ursache dessen ist bekannt, nun beginnt das muntere Abschlachten. Die erste «Ash vs. Evil Dead»-Folge hat mit Raimi jemanden auf dem Regiestuhl, der es aus dem Effeff beherrscht, dieses Szenario sehenswert zu gestalten: Schräge Kamerawinkel, POV-Fahrten, knallige Schnittsequenzen und Gore, der übertrieben und daher ebenso eklig wie lustig ist. Nun liegt es an den restlichen Regisseuren des «Ash vs. Evil Dead»-Teams, den Franchisefans weitere originelle Splattereffekte und coole Sprüche zu liefern – und die Autoren rund um Sam Raimi müssen einen roten Faden finden, der die Spannung aufrecht hält.
Fazit: Als lang herbeigesehntes Wiedersehen mit Bruce Campbell alias Ash ist «Ash vs. Evil Dead» für Fans der Raimi-Kulthorrorfilme gute, brutale TV-Unterhaltung. Ob die Serie noch mindestens 19 weitere Folgen tragen kann, muss sich aber noch zeigen.