Antoine Monot, Jr. spricht mit Quotenmeter.de über die Auswirkungen des Medienwandels auf den Schauspielberuf und über das «Ein Fall für zwei»-Reboot.
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Ich darf hier ein Mann sein, in all seinen Facetten. Ich darf lustig, traurig und wütend sein, ich darf verletzlich sein und auch stark. So eine Rolle bekommt man selten angeboten.
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Antoine Monot, Jr. über «Ein Fall für zwei»
Bevor wir auf «Ein Fall für zwei» zu sprechen kommen, möchte ich kurz auf «Lerchenberg» eingehen. Tolle Serie, sehr gelungene zweite Staffel. Und Ihr Gastauftritt war einer der lustigsten ...
Vielen Dank. Ich war auch großer Fan der ersten «Lerchenberg»-Staffel und daher habe ich sofort zugesagt, als man mich angefragt hat, ob ich an der zweiten mitwirken möchte.
Wie lief das überhaupt ab? Da «Lerchenberg» sehr viel Selbstironie abverlangt, kann ich mir vorstellen, dass die Autoren mit den Prominenten erst einmal darüber sprechen, wie weit so ein episodenspezifischer Gastauftritt gehen darf ..?
Nachdem ich zugesagt hatte, haben die Autoren ohne Feedback meinerseits das komplette Drehbuch verfasst, ehe ich es zu lesen bekam. Und daran habe ich überhaupt nichts beanstandet. Nach meinem Verständnis muss das auch die übliche Prozedur bei einem solchen Format sein. Man muss sich als Schauspieler auf so etwas einfach einlassen. Mit Haut und Haar. Und dabeiauch akzeptieren, dass man selbst “gegrillt” wird. Wer das nicht aushält, hat in einem solchen Format nichts verloren. Daher gilt mein größter Respekt auch Sascha Hehn, der das mit einer Grandezza über sich ergehen lässt, wie ich es selten erlebt habe. Er hat sehr gut verstanden, wie man mit seinem Image umgehen sollte.
Das scheint mir eh ein sehr wichtiges Thema für Sie zu sein: Dass Schauspieler sich verstärkt selber zu einer Marke aufbauen sollten …
Ich glaube, dass der Weg sich als Marke zu etablieren, die einzige Chance ist, in den nächsten fünf bis zehn Jahren überhaupt noch wahrgenommen zu werden. Auch hier wird die Schere immer größer werden. Daher bin ich davon überzeugt, dass wir unsere eigene Marke sehr genau definieren müssen um dann unsere Nische zu finden und die Zielgruppe bedienen zu können.
Fügt sich «Ein Fall für zwei» in dieses Vorhaben? Ist das eine „Antoine-Monot-Jjunior-Serie“, die ihre Marke repräsentiert und stärkt? Oder ist das einfach nur eine Serie, in der sie mitspielen, also „eine Serie mit Antoine Monot, Jr. junior“?
Ich fürchte, dass ich das jetzt nicht so einfach herunterbrechen kann. Die Serie hat es mir erlaubt mich weiter zu entwickeln, weg von meinem bisheriges Rollenfach, dem “Lovable Loser”. Ich darf hier ein Mann sein, in all seinen Facetten. Ich darf lustig, traurig und wütend sein, ich darf verletzlich sein und auch stark. So eine Rolle bekommt man selten angeboten. Aber es ist normal, dass das Rollenfach sich, mit den Jahren, weiterentwickelt.In Deutschland sollten mehr Projekte gemacht werden, die speziell auf einzelne Schauspieler zugeschnitten sind. Ob nun im Fernsehen oder im Kino, ob nun fiktional oder nicht, dasspielt da keine größere Rolle. Aber es müssen Erzählungen sein, die unseren Markenkern widerspiegeln. Ich denke, dass es davon künftig mehrgeben wird, und meiner Ansicht nach sind diese Projekte auch der Schlüssel zur Zukunft unseres Berufsstands. Fazit aus meiner Sicht:, Wer in den nächsten 20 Jahren als Schauspieler überleben will, muss sich spezialisieren.
Und ist ihr Part in «Ein Fall für zwei» nun solch eine für sie geschaffene Rolle?
Wanja Mues und ich waren sehr früh bei der Entwicklung der Figuren dabei. Wir wurden von unseren Produzenten Klaus Laudi und André Zoch, der damals das Reboot aufsetzte, schnell ins Boot geholt. Unterstützt wurden wir dabei stark von der Redaktion. Nadja Grünewald-Kalkofen und Matthias Pfeifer haben uns viele Freiheiten gegeben und dort eingefangen wo es sinnvoll war. Und unsere Autoren hatten sich eine Figur überlegt, in die ich dann immer mehr hinein gewachsen bin.
Wie haben Sie sich vor Beginn ihrer ersten Staffel darauf vorbereitet, nach 300 Folgen ein altbekanntes und beliebtes Format zu übernehmen? Haben Sie sich noch einmal bewusst die alten Folgen angeschaut, um sich die Gangart der Serie anzueignen?
Ich bin nicht mit dem Gedanken an «Ein Fall für zwei» herangetreten, dass ich nun ab Folge 301 neu dabei bin. Es ist ein kompletter Reboot gewesen und dabei wurden ja auch keine der vorherigen Rollen übernommen. Wir haben mit Folge eins angefangen – und nur die Grundpfeiler der alten Serie beibehalten. Anwalt. Privatdetektiv. Frankfurt am Main.
Also brauchte es für Sie keinen «Ein Fall für zwei»-Auffrischungskurs?
Nein, den brauchte es überhaupt nicht! Ich bin mit Claus Theo Gärtner und Günter Strack aufgewachsen! Ich habe deren «Ein Fall für zwei»-Episoden als Kind immer mit großer Begeisterung geschaut, und als Strack damals aufgehört hat, war ich richtig wütend!
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Ich weiß nicht, warum es heutzutage noch eine so große Schere gibt zwischen Fiktion und Unterhaltung. Dazwischen liegen Welten, die nur selten überwunden werden. Dabei war das früher doch ganz anders.
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Antoine Monot, Jr.
In den vergangenen Monaten hat man Sie in vielen verschiedenen Medien und Genres gesehen. Haben Sie da eine Präferenz?
Mein Traum ist es, nicht nur fiktional arbeiten zu dürfen, sondern auch in die Unterhaltung zu gehen. Das hat sich mit «Prankenstein» auf ProSieben das erste Mal erfüllt. Ich weiß nicht, warum es heutzutage noch eine so große Schere gibt zwischen Fiktion und Unterhaltung. Dazwischen liegen Welten, die nur selten überwunden werden. Dabei war das früher doch ganz anders. Ein Kulenkampff durfte spielen, moderieren, lesen, er stand gleichermaßen auf der Theater- und der Showbühne. Peter Ustinov genauso. Mir geht es hier nicht um den Vergleich zu diesen Größen, sondern darum, dass ich mir das gewünscht habe und froh bin, diese Grenze jetzt überschreiten zu dürfen.
Wie sieht es im fiktionalen Bereich bei Ihnen aus? Spielt es sich Ihrer Erfahrung nach für das Kino anders als fürs Fernsehen, weil Sie von Beginn an wissen, was mit Ihrer Figur noch passiert?
Das gibt sich nicht viel, denn während man im Kino im Regelfall von Anfang an weiß, wohin die Reise geht, hat man in Serien durch die längere Laufzeit etwas mehr Raum, sich bei der Weiterentwicklung der Rolle einzubringen. Beim Dreh ist es überhaupt nicht von Belang, ob das am Ende im Fernsehen oder im Kino landet. Wo das dann ausgewertet wird, beeinflusst mich im Spiel nicht. Was für uns Schauspieler einen immensen Unterschied ausmacht, ist das Budget. Ob ein Projekt unter- oder überfinanziert ist, das ist beim Dreh von Bedeutung.
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