Ina Weisse spielt eine Frau, deren sexuelle Orientierung plötzlich infrage gestellt wird. Ein mitreißendes, intensiv erzähltes Drama.
Cast & Crew
Vor der Kamera:
Ina Weisse als Marie
Ulrich Noethen als Bernd
Erika Marozsán als Ayla
Marc Hosemann als Dom
Hinter der Kamera:
Produktion: Constantin Television
Drehbuch: Jürgen Schlagenhof
Regie: Rainer Kaufmann
Kamera: Klaus Eichhammer
Produzenten: Kerstin Schmidbauer und Cornelia PoppMarie und Bernd sind seit vielen Jahren miteinander verheiratet. Sie haben zwei Kinder im Teenageralter, einen Sohn und eine Tochter, und arbeiten als erfolgreiche Architekten, die zusammen ihr eigenes Büro leiten. Würde man sie fragen, was in ihrem Leben schief läuft oder was zu ihrem Glück noch fehlt, hätten sie wohl nichts Substanzielles zu antworten.
Bis Dom, ein gemeinsamer Jugendfreund des Paares, wieder Kontakt zu den beiden aufnimmt und ihnen seine Partnerin Ayla vorstellt, die er bald heiraten will. Die vier verbringen ein paar Tage am See in Maries und Bernds hübscher Hütte. Und obwohl sich Marie noch nie zu Frauen hingezogen gefühlt hat, herrscht von Anfang an eine starke sentimental-erotische Spannung zwischen ihr und Ayla. Die beiden beginnen eine Beziehung miteinander und fangen an, „in einer Parallelwelt“ zu leben, wie es Marie gegen Ende des Films nennt. Doch die Parallelwelt von Maries und Aylas gegenseitiger Liebe und Leidenschaft gerät zunehmend in Konflikt mit ihren Beziehungen zu ihren Männern und Familien.
«Ich will dich» ist ein auffallend leiser Film. Schon deswegen, weil er lieber beobachtet als zu werten, weil er lieber zeigt als unterschwellig zu suggerieren. Das hilft ihm, sich mit bekannten Vorurteilen und Fehlannahmen zu befassen, die einige Zuschauer wohl in diesen Film hineintragen werden. Anders als das gängige Bild fasst «Ich will dich» die sexuelle Orientierung richtigerweise nicht als geprägte Absolutheit auf, sondern als Spektrum, das zudem eine festdefinierte Begrifflichkeit und Unterscheidung in schwul, lesbisch, bi- und heterosexuell ablehnt.
Marie wird nicht von einer wie auch immer gearteten (sexuellen) Unzufriedenheit in eine Beziehung mit Ayla getrieben. Auch wenn in ihrer Beziehung mit ihrem Mann viel Wichtiges in der Vergangenheit unausgesprochen blieb, so ist ihr Verhältnis nicht von einer rabiaten Lieblosigkeit gezeichnet. Es ist vielmehr eine plötzliche, auch für sie kaum erklärbare Anziehung, die sie von Ayla verspürt – und die sie zwar, nicht von heute auf morgen, aber irgendwann entsprechende Entscheidungen fällen lässt. Entscheidungen von großer Tragweite, aber keine, die wiederum ihr ganzes bisheriges Leben negieren.
«Ich will dich» wirft einen sehr feinfühligen Blick auf diese Beziehung und was sie mit ihrer Hauptfigur macht. Das schlägt sich auch in der Ästhetik nieder: Die Kamera bleibt stets sehr dicht an den Figuren und selbst in der pittoresken herbstlichen Landschaft am See liegt ihr Fokus nicht auf den malerischen Naturbildern.
«Ich will dich» ist ein sehr intensiver Film, der Intensität nicht mit Lautstärke verwechselt, sondern sie durch starke Momente herstellt, durch lange Szenen, in denen nicht unbedingt viel gesprochen werden muss. Dass das gelingt, liegt nicht zuletzt an der wieder einmal hervorragenden Leistung von Ina Weisse, die auch in den schwächeren Momenten des Drehbuchs nicht nur überzeugen, sondern mitreißen kann. Gleiches gilt für die anderen beiden Hauptdarsteller Ulrich Noethen und Erika Marozsán, die ebenso wunderbar feinsinnig und mit großem Gespür für die Zwischentöne spielen.
Das Erste zeigt «Ich will Dich» am Mittwoch, den 21. Oktober um 20.10 Uhr.