Die Deutsche Fußball Liga (DFL) schreibt in den kommenden Wochen die TV-Rechte für Deutschland neu aus. Quotenmeter.de beantwortet jetzt die wichtigsten Fragen.
In den kommenden Tagen beginnt wieder die heiße Phase in der Fußball-Bundesliga; nicht auf dem Rasen, sondern hinter den Kulissen. Dann verhandeln TV-Manger mit der Ligaspitze über die Vergabe der Fernsehrechte ab der Spielzeit 2017/2018. Für die Fußballnation Deutschland kann der Ausgang dieser Vergabe ganz entscheidend sein; und er hat Auswirkungen auf den kompletten Fußball in Europa. Zuletzt zeigte sich etwa, dass die englischen Klubs dank eines wahren Geldsegens von Sky in England mit Scheinen nur so um sich werfen.
Wann werden die Fernsehrechte vergeben?
Vermutlich ab Anfang Januar haben alle interessierten Medienhäuser die Chance, sich die Unterlagen zur Vergabe anzuschauen. Danach müssen Angebote für spezielle Pakete abgegeben werden. Die DFL um ihren Chef Christian Seifert will das komplette Verfahren bis Frühjahr erledigt haben. Im Gespräch ist ein Termin im April 2016.
Welche Pakete werden angeboten?
Das ist noch nicht ganz klar - die entsprechenden Unterlagen werden erst Anfang 2016 verschickt. Es gibt aber erste Gerüchte: Statt bisher sechs Paketen in Sachen Live-Spielen will die DFL diesmal wohl acht Pakete ausschreiben. Die beiden neu hinzukommenden Pakete umfassen eine kleinere Anzahl an Live-Spielen, sodass auch kleinere Medienhäuser zugreifen könnten. Weiterhin möglich wird es jedoch sein, dass ein Anbieter – etwa Sky – alle Live-Pakete exklusiv kauft. Defintiv zu einer Änderung wird es im Free-TV kommen. Neben den jeweiligen Eröffnungsspielen der Hin- und Rückrunde wird auch eine Partie am 17. Spieltag live und ohne Extra-Gebühr im Free-TV gezeigt. Auch Supercup und Relegation sollen frei empfangbar zu sehen sein. Ebenfalls neu: An zehn Spieltagen entfällt eines der bisher fünf 15.30-Uhr-Spiele am Samstag. Stattdessen wird ab Sommer 2017 fünf Mal sonntags um 13.30 Uhr erstklassig gespielt und fünf Mal am Montagabend um 20.15 Uhr. Vor allem die Primetime-Spiele dürften für die Medienhäuser besonders interessant sein. Fans hingegen sind wenig begeistert. Fix sind künftig wohl auch 29 „Topspiele“ am Samstag um 18.30 Uhr. Aktuell schwankt die Zahl dieser Begegnungen je nach Erfolg in der Europa League. Und: Jede Mannschaft darf acht Mal (bisher sechs Mal) für ein solches Top-Spiel gewählt werden.
Im Bereich der Highlight-Verwertung gibt es zwei Modelle: Eines, das weiterhin eine Art «Sportschau» ab 18.30 Uhr vorsieht und eines, das die Samstag-Nachmittagspiele nur noch in kompakter Form gefasst haben will – in 45 Minuten mit einer Startzeit um 19.15 Uhr.
Was will die Liga damit verdienen?
Ziel der DFL ist es, den Erlös aus der Bundesliga von derzeit rund 630 Millionen Euro auf über eine Milliarde zu steigern.
Wer ist im Rennen und wie stehen die Chancen?
Seit Wochen wird in der Branche heiß diskutiert, ob Sky im Bieterwettstreit im Pay-TV erneut unter Druck gerät. In England hat der Wettbewerb mit der British Telecom die Preise in die Höhe schnellen lassen, bei der vergangenen Vergabe in Deutschland saß die Deutsche Telekom Sky mit ihrem Angebot Liga total! im Nacken. Aktuell ist aber weit und breit kein Interessent auf dem Sportmarkt vertreten. Eurosport-Mutter Discovery hat sich für viel Geld die Olympia-Rechte geholt und dem Vernehmen nach erst einmal kein Interesse an deutschem Fußball. Für Constantin (und somit Sport1) soll die zweite Liga, die man gerne in gewohntem Umfang behalten will, ausreichen. Neue Anbieter wie Laola1.tv oder bisher noch nicht auftretende Player wie BeInSports (hält die Rechte z.B. in Frankreich) werden von Branchenexperten auf dem deutschen Markt (noch) nicht erwartet. Einzig ein Unternehmen namens Perform machte jüngst auf dem Markt auf sich aufmerksam, in dem es einige internationale Fußballrechte kaufte. Ein grundsätzliches Interesse an einem kleinen Bundesliga-Paket wäre hier nicht ausgeschlossen, jedoch wird die Liga es sich genau überlegen. Denn wie man mit einem noch in den Kinderschuhen steckenden Anbieter auf die Nase fallen kann, zeigte die Saison 06/07, als man mit dem Angebot Arena baden ging. Dass Sky den Pay-TV-Zuschlag bekommen wird, gilt also eigentlich als sicher. Im eigenen Interesse sollte der Sender trotzdem viel Geld in den Markt pumpen, damit der deutsche Fußball international nicht abgehängt wird.
Im Free-TV hat Das Erste die besten Chancen, wieder als DFL-Partner genannt zu werden. Nach dem Verlust von Olympia und der deutschen Nationalmannschaft, kann es sich der öffentlich-rechtliche Sender schlicht nicht leisten, wieder als Verlierer dazu zu stehen. Genügend Geld, um die Highlight-Rechte zu erhalten, haben sich die Verantwortlichen schon einmal in den Haushalt schreiben lassen. Entsprechend dürfte es schwer für RTL werden, zum Zuge zu kommen. Allenfalls ein recht kleines Live-Paket wäre wohl zu haben. Hier kommt es auf die exakte Bündelung an, die die DFL vorschreibt. Sollte es zum Beispiel möglich sein, alle fünf Montags-Spiele als ein Paket zu erwerben, wäre RTL sicherlich eine mögliche Alternative.
Fazit: Neben zwei neuen Anstoßzeiten, die die Fans an zehn der 34 Spieltagen erwarten, dürfte auch ab 2017 alles beim Alten bleiben. Ob das der grundsätzlichen Qualität der Übertragungen dient, steht auf einem anderen Blatt. Nicht wenige finden, die Bundesliga bei Sky wurde am liebevollsten übertragen, als der Sender mit Liga total! direkte Konkurrenz hatte.