Die Übernahme ist erfolgt: Stephen Colbert ist seit wenigen Wochen als Nachfolger von David Letterman im Amt, während Trevor Noah die Nachfolge der «Daily Show» von Jon Stewart angetreten ist. Aber sind die beiden auch inhaltlich angekommen?
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Schwerer tut man sich mit dem Übergang vom einen Host auf den anderen dagegen bei der «Daily Show» von Comedy Central. Zumindest inhaltlich.
Denn obwohl Trevor Noah durchaus Qualitäten als Comedian/Journalist hat, – bei diesem Format ist das selten eindeutig trennbar – kommt man wohl nicht umhin, einen qualitativen Unterschied zu Stewarts alter Sendung festzustellen. Zumindest aktuell. Noah ist schließlich erst seit zwei Wochen auf Sendung.
Auffallend ist jedoch, dass Noah ein besserer Talker als Comedian ist. Denn derzeit überzeugt er vor allem dadurch, dass er die richtigen Fragen stellt, die andere Interviewer wohl wegen ihrer Einfachheit übersehen würden. Zum Beispiel, als er die linksliberale Journalistin Rachel Maddow, die in ihrer Polit-Sendung bei MSNBC selten Gutes über republikanische Politiker sagt, fragte, für welchen republikanischen Präsidentschaftskandidaten sie ihre Stimme abgeben würde, wenn sie denn müsste.
Doch das Element, das die Sendung eigentlich trägt, nämlich die satirische Aufbereitung der Nachrichten (in ähnlichem Stil, wie man es hierzulande von der ZDF-«heute-show» kennt), gelang Stewart klar besser, treffender, beißender, cleverer.
Noah hat hierbei noch ein weiteres Problem. Nämlich, dass die «Daily Show» in diesem Punkt von einem anderen Format überholt wurde: «Last Week Tonight» bei HBO, moderiert von John Oliver, dessen sehr lange, exzellent recherchierte und grandios geschriebene Erklärstücke über kontroverse Themen in der (vornehmlich amerikanischen) Politik der «Daily Show» schon in Stewarts Endphase den Rang abzulaufen begannen, nun aber inhaltlich klar die Nase vorn haben.
Das merkt man vor allem, wenn Noah direkte Vergleiche mit John Oliver eingeht, die er eindeutig verliert. Denn gegen Olivers dezidierten, rabiaten und lösungsorientierten (!) Beitrag zu Verfehlungen im amerikanischen Justizvollzugssystem war Noahs diesbezügliche Abhandlung eher ein laues Lüftchen.
Die «Daily Show» ist immer noch sehenswertes, gut produziertes tagesaktuelles polit-komödiantisches Fernsehen. Aber vor allem angesichts der Konkurrenz von HBO dürfte sie nicht mehr lange die humoristische Nachrichtenquelle Nummer Eins in Amerika sein. Wahrscheinlich ist sie das auch schon gar nicht mehr.