Mit «Best Time Ever with Neil Patrick Harris» versucht sich NBC an einer wöchentlichen einstündigen Variety-Show. Wir haben die Premiere gesehen:
Dass Neil Patrick Harris als Showmaster
ein Tausendsassa ist, ist nichts Neues.
Dass er aber nicht nur mehrstündige Preisverleihungen mit ein, zwei pompösen Showacts und dem ein oder anderen Witz zwischen den jeweiligen Kategorien auflockern kann, sondern ebenso mühelos eine einstündige Variety-Show wuppen, hat er zum ersten Mal am Dienstagabend bei NBC unter Beweis gestellt.
«Best Time ever with Neil Patrick Harris» ist kein einfach zu beschreibender Mix. Adaptiert vom britischen «Ant & Dec’s Saturday Night Take-Away» (die beiden smarten Engländer haben in Harris‘ amerikanischer Show am Schluss ein kleines Cameo), liefert das Format einen bunten Mix aus Kindergeburtstag für Erwachsene, Game-Show, einem Hauch von «Wetten, dass..?» und ein bisschen Wahnsinn.
Also: Was passiert da?
In der Premierenfolge schnappte sich Harris ein Pärchen aus Alabama, holte es zu sich auf die Bühne und erzählte den beiden verdutzten Studiogästen, wo er sie schon getroffen hat. Ohne, dass sie das gemerkt hätten. Aber mit Videobeweis. Zum Beispiel wenige Tage vorher, als sie in New York angekommen sind, und Harris ihnen, als Concierge verkleidet, das Gepäck aus dem Auto gewuchtet hat. Oder vor ein paar Wochen bei einem College-Football-Match, wo Harris neben den beiden auf der Tribüne im Kostüm des Alabama-Maskottchens Big Al getanzt hat. Oder vor wenigen Wochen bei ihrer Hochzeit, wo er ein Photo nach dem anderen gebombt hat.
Doch man muss nicht einmal bei ihm im Studio sitzen, damit Harris mit einem vor Millionen Zuschauern Späße macht. In der Premiere hatte er in drei Haushalte, die gerade die Show guckten, Kameras installiert. Aufgabe der überraschten Teilnehmer: Zusammen mit Gloria Gaynor ihren Gassenhauer „I Will Survive“ singen und dabei an den ihnen zugeteilten Stellen die richtigen Lyrics einfügen. Gewonnen hat übrigens eine schon leicht angesäuselte Kandidatin aus San Antonio.
Und natürlich sind auch Harris und seine Gäste (Reese Witherspoon als Ansagerin und eine gespielt arrogante, aber gleichzeitig zuckersüße Nicole Scherzinger) für jeden Spaß zu haben. Mit Witherspoon kletterte er auf dreißig Metern Höhe durch einen Parcour. Mit Scherzinger und vielen anderen absolvierte er seine fabulöse Song-and-Dance-Schlussnummer. Und im Alleingang verkleidete er sich als fiktiver österreichischer Moderator der dortigen Version von «The Voice», um sich so ans Set der amerikanischen Version zu schleichen und Gwen Stefani, Pharell Williams, Blake Shelton und Adam Levine zu verulken. Herrlich.
Das alles ist keine Neuerfindung des Variety-Formats. Genauso wenig mag jedes einzelne Segment der Gipfel amerikanischer Fernsehunterhaltung sein. Aber mein Gott, macht diese Show Spaß – und mutet mit ihrem bunten Wundertüten-Mix und den kuriosen Studioaktionen ein bisschen wie jene Show aus Europa an, von der man in amerikanischen Late-Nights
so nett erzählen konnte.
Natürlich ist es vor allem der geniale Zirkusdirektor Neil Patrick Harris, der nicht nur auf der Bühne die Manege leitet, sondern auch als Produzent an jedem Detail des Formats mitschraubt, der diese Show mit ihren gelungenen Gags und der amerikanischen Grenzenlosigkeit in der Inszenierung zu einem Ereignis macht, bei dem man eine ganze Stunde lang grinsend vor dem Fernseher sitzt. Einen besseren Host kann man sich nicht vorstellen.
Don’t stop the Party!