Fünf Formate kämpfen binnen 29 Stunden um die Gunst der Zuschauer – darunter auch Abschiede, Neustarts und Neuanfänge.
Wie tief steckt die klassische Primetime-Unterhaltungsshow in der Krise? In der Branche herrscht die weitläufige Meinung, große Show-Events wie es «Wetten, dass..?» über etliche Jahre hinweg war oder auch «Deutschland sucht den Superstar» in den ersten Staffeln, seien heutzutage nicht mehr möglich. Und wenn Stefan Raab Ende des Jahres seinen TV-Dienst quittiert, bricht die letzte Primetime-Show weg, die auch mal an die 25 Prozent Marktanteil generiert. Ist die Show also ein TV-Genre, das in der Krise steckt? Selbst wenn es so wäre, dann könnte man in diesen Tagen von einem gewaltigen Aufbäumen sprechen. Am Freitag und Samstag senden die fünf größten Sender des Landes insgesamt fünf Shows, darunter einige Neustarts, Reboots oder eben Abschiede.
So wird der Fokus am Samstag sicherlich zu großen Teilen auf
«Schlag den Raab» liegen, jener Show also, die ihren 10. Geburtstag im kommenden Jahr nicht mehr erreichen wird, weil Spieler Raab dann nicht mehr im Fernsehen auftreten will. ProSieben hatte vor einigen Tagen schon für Wirbel gesorgt, weil man ein Geheimnis daraus macht, wie viele Folgen bis Dezember noch entstehen werden. Fast keiner würde es wissen, teilte der Privatsender via Twitter mit. Clevere PR oder mehr? Das ist nicht klar. Ein Sendersprecher hatte Quotenmeter.de mitgeteilt, dass die Show am Samstag nicht die letzte sein solle, weitere Details oder Termine aber nicht feststünden.
Ins Duell mit Stefan Raab geht auch Alexander Mazza, der den «Stadl» von Andy Borg übernimmt. An seiner Seite moderiert Francine Jordi. Die Volksmusikshow des Ersten wird einer Frischzellenkur unterzogen und heißt künftig
«Stadlshow». Bei der Ausrichtung des neuen Formats wird schnell klar: Man will den Altersschnitt des «Stadl»-Zuschauers drücken, hat sich dafür unter anderem The Baseballs, Django 3000 und DJ Ötzi nach Offenburg eingeladen. Für die bisherigen Zuschauer der Volksmusiksendung sind Wolfgang Fierek, die Wolfgang Lindner Band, Florian Silbereisen und Co. zu Gast. Der «Musikantenstadl» hatte zuletzt meist um die 14 Prozent Marktanteil insgesamt geholt, Borgs letzte Show steigerte sich gar auf über 17 Prozent. Bei den Jungen sah es mit teilweise nur etwas mehr als zwei Prozent aber richtig düster aus. Aus Sicht der Quoten war die nun vorgenommene Verjüngung also dringend notwendig.
Betrachtet man also die Stellschrauben, an denen beim «Stadl» gedreht wurde, dann erscheinen die Änderungen beim ZDF-Quiz
«Quiz-Champion» minimal. Die Redaktion hat hier lediglich die Experten ausgetauscht, gegen die die Kandidaten antreten müssen. So ist nun Katrin Müller-Hohenstein für den Bereich „Sport“ zuständig. Jürgen von der Lippe kümmert sich um die Literatur, Bully Herbig um Film- und Fernsehen. Sänger Sasha ist für Musik-Fragen da, Tim Mälzer für Ernährung. Mit der Ausstrahlung der zweiten Show gehen im Zweiten übrigens auch die Kerner-Festtage zu Ende, den «Quiz-Champion» moderierte der Hamburger schon am Mittwoch, am Donnerstag präsentierte er mit «Deutschland hilft» eine große Show zur Flüchtlings-Problematik. Der «Quiz-Champion» verspricht auch diesmal wieder hohe Quoten; zuletzt holten die am Samstag gezeigten Final-Sendungen um die 17 Prozent – bei leicht zurückgehender Tendenz.
Zwei komplette neue Shows werden unterdessen schon am Freitag aufeinander losgelassen. RTL versucht sich dann an einem «Let’s Dance»-ähnlichen Format. Auf den ersten Blick unterscheidet «Stepping Out» um Vorbild nämlich nur, dass echte Paare zusammen tanzen. Daniel Hartwich und Sylvie Meis hat man als Moderatoren übernommen. Und auch hinter den Kulissen gibt es alte Bekannte. Die Tanz-Show kommt von ITV Studios Germany, die «Let’s Dance» bis 2014 produziert haben, dann den Stab aber an Seapoint übergaben. Die Tanzshow wartet mit B-Prominenz wie Mario Basler, Joelina Drews, Björn Freitag oder Felix von Jascheroff sowie dem «Bachelorette»-Paar Anna und Marvin auf. In der Jury sitzen Motsi Mabuse, Joachim Llambi und Jorge Gonzalez.
Die Tänzer duellieren sich mit einer Art «Supertalent» für Kleine. Bei Sat.1 ist man nämlich durch «The Voice Kids» auf den Geschmack gekommen und wird neben einer Kids-Ausgabe von «Got to Dance» auch
«Superkids» zeigen. Zunächst hat man sich aber für eine rechte kleine und nur dreiteilige erste Staffel entschieden, die von Wayne Carpendale und Johanna Klum präsentiert wird. Insgesamt 36 Superkids verzaubern mit ihren außergewöhnlichen Begabungen in drei Shows die Jury (bestehend aus Felix Neureuther, Chantal Janzen und Henning Wehland) und das Publikum. Pro Show treten 12 Talente in drei Gruppen aufgeteilt auf. Aus jeder Gruppe geht ein Favorit hervor. Am Ende des Tages verteilen die Jury und das Publikum hundert Prozent auf die drei Favoriten. Der daraus hervorgehende Tagessieger steht im Finale. Am Ende der dritten Show entscheidet nunmehr das Publikum alleine, welcher der drei Finalisten die Show gewinnt.
Fünf Shows in 29 Stunden – klar dürfte sein, dass es bei diesen Duellen nicht nur Gewinner wird geben können. Und wenn doch, dann dürfte belegt sein, dass es eine Showkrise nicht wirklich geben kann.